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2Z9

als Haydn's Versuch, es in Tönen wieder zu geben; und
unzweifelbar ist der Versuch ein viel erfolgloserer. Nicht
als wäre das Gemälde ohne sichtbare Beweise von großer
praktischer Geschicklichkeit, wie von Kraft und Originalität
der Erfindung, in den blos unbelebten Theilen des Wer-
kes. Aber den „Geist GotteS" darzustellen durch die gi-
gantische Gestalt eines durch Nebel sichtbaren Mannes
— gleich einem von Ossian's Geistern — ist abgeschmackt.
M's Schöpfung hat jedoch alle die Verdienste, die alle
seine Werke mehr oder minder anszeichnen und hier viel-
leicht am sprechendsten hervortreten. , Wie dieser Künst-
ler die Crtreme liebt, so halten es seine Venrtheiler mit
seinen Werken: man wundere sich daher nicht, die Schö-
pfung bald als eines der besten, bald als eines der
schlechtesten Gemälde dargestellt zu hören. Die Wahrheit
ist, daß blos unpgrtcyische Beschauer, wie wir, weder
das eine, noch das andere, und überhaupt nichts finden,
als eben — ein Gemälde von Martin.

-Nvrthcote ist der einzige -N. A. (i. c. v. der
königlichen Akademie) der es für schicklich halt,
diese junge Gesellschaft zu unterstützen; dieser be-
jahrte Künstler hat zu der diesjährigen Ausstellung
mit einem großen Werke beygesteuert, das nicht ohne
Verdienst ist ungeachtet der Widerspänstigkcit des Gegen-
standes. Das Gemälde bezieht sich auf die wohlbekannte
Geschichte des Kaisers Alerander, der zugegen war, als
eln zufällig in die Wilna gefallener Landmann wieder
zum Leben erweckt wurde. N. hat den Augenblick ge-
wählt, wo der Kaiser zuerst auf der Stelle anlangt, an
welcher die Landleute ihren Nachbarn aus dem Strom
ziehen. Des Kaisers Bild hat kein anderes Verdienst
als daß es ähnlich ist; aber der Ausdruck der andern Fi-
guren und besonders der des alten Mannes, der zu dem
Kaiser ansblickt, ist charakteristisch und sorgfältig durch-
dacht. Der Moment, den der Künstler wählte, sezte
ihn in den Stand, eines der schönen Vandyke-ähnlichen
Pferde anzubringen, in deren Darstellung er meister-
haft zu nennen ist.

Weihnachts-Freude, von G. Lance, zugleich
eine wahre Augenfrcude. Charakter, Natur, Haltung
und harmonische Farbengebung zeichnen diese Scene vor-
theilhaft aus. Dieses frische Leben schadet dem kalten
und fast farbenlosen Bild einer Dame von S. Drum-
m o n d,. das daneben hängt: Zeichnung Und Ausdruck
sind gelungen, fast vortrefflich zu nennen.

Zwei) Arbeiten von Li »ton nehmen zunächst nun
unsere Aufmerksamkeit in Anspruch; die erste ist eine
Scene ans dem dritten Buch der Aeneis, die troja-
nische Flotte darstellend, wie sie in der Bucht
von Delos entlauft; die zwevte ist eine Ansicht
des Th a l s n n d S ee's von Kes w i ck. Beyde Ge-
mälde haben grosse Verdienste und reihen, verbunden mit

früheren Werken von derfelben Hand, diese Künstler de»
ausgezeichnetsten Talenten in diesem Kunstzweige an.
Die erstere Scene, obgleich etwas gezwängt und gedrängt
bepm lleberblick, hat eine reiche Zeichnung und geistvolle
Ausführung. Die Ansicht von Keswlck (in Cumberland)
ist lieblich klar, frisch und natürlich. Aber beyde Ge-
mälde sind fehlerhaft in Betracht des Tons der Färbung.
Es ist eine Kälte in ihnen, die weder angenehm noch na-
türlich ist und die vorzüglich der griechischen Scene sehr
zum Vorwurf gereicht. Die meisten Landschaftsmaler
weihen ihren Pinsel dem allgemeinen Tone irgend einer
einzelnen Jahreszeit: dieß kehrt auf allen ihren Gemäl-
den wieder: der Ton aber, der in Linton's Stücken vor-
herrscht, gehört gar keiner Jahreszeit an, und ist nur
, darum nicht ganz unnatürlich , weil Atmosphäre und Licht
gelegentlich eine leichte Andeutung davon zulassen dürf-
ten. Drey andere Gemälde von Linton, gleichfalls Land-
schaften, gereichen der Ausstellnng nicht zur klnehre.

Auch T. C. Hofland hat mehrere reizende Stücke
gegeben, voll äußerster Anmnth und Zartheit, die mit
ihrer strengen Wahrheit und Treue sich recht gut verträgt;
denn eine schöne Landschaft hat nicht mehr Wahrheit, wört-
lich genommen, als ein schönes Gedicht; sie ist, der Sache
und der Wirkung nach, das, was ein gebildetes Auge
darin sieht. Für Claude sch i en dieNatur nicht blos, sie wa r
für ihn etwas Anders, als'für Salvator Rosa, und jeder
stellt sie daher zwar verschieden, aber doch wahr dar.
Sollen wir also, fragt vielleicht ein Leser, jede Darste!
lung der Natur für treu anfehen, wie untreu sie uns
aucb scheinen mag? Keineswegs. Im Gegeutheil, wenn
sie auch nicht treu scheint, so besteht darauf, sie sey
nickt treu. Wenn aller die Arbeit einer geschickten Hand
auch die Eindrücke eines beobachtenden Auges wiedergi'vt,
so wird sie auch nicht als unwahr erscheinen, obgleich die-
selbe Scene einen andern Eindruck auf euch gemacht ha-
ben mag. Unter den anziehendsten Werken von Hofland ist
eine reizende griechische Landschaft b e v M o n d sch e i u.
Der Künstler hat das Mondlicht in seinen verschiedenen
Abstufungen der zarten Wärme und des strahlenden Glan-
zes mit gleichem Glück in vielen seiner Werke dargestellt.
Das Gemälde von uns ist gut angeordnet und die sanfte
reiche Beleuchtung thut dem Ang' überaus wohl. —
Scarboron g h-Schloß, von demselben, zeigt des
Künstlers Talent, den Aufruhr der Elemente wieder zu
geben: man sieht nicht oft Darstellungen, welche diese Er-
scheinungen, mit Sturm und Gewitter, angemessener cha-
rakterisiren, «!s auf dem hier dargestellten sichern Stran-
de zu: sehen ist. Endlich ist von demselben »och ausge-
stellt eine Müble, ländliches Gemälde aus Porkshire.
Wenn die Bewunderer von G Io v er's Gemälden den
Unterschied selten wollten zwischen der Natur und eine-
schwachen, kindischen Nachahmung derselben, so dürfen sie
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