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Nr. zr

Kunst-Blatt.

Montag, den :8. A p r i l 1825.

Neue Kupferstiche.

Die Schlacht bep Aspern, gemalt von P. Kraft, ge-
stochen von C. Na hl. Sehr groß Quer-Folio.

Man kann solche Schlachtstücke mit dem historischen
Epos (wie Lucan's Pharsalia, Glowcr's Leonidas re.) ver-
gleichen, nur daß freylich der Künstler auf einen Moment
beschränkt ist, und nicht den Kampf selbst, als das Un-
entschiedene, sondern den Augenblick des Siegs wählen
muß. Dagegcü steht ihm ein Interesse zu Gebot, dessen
der Dichter entbehrt; er kann, wenn die Handlung seiner
Zeit angehört, die Gestalten und Gestchtszüge der Haupt-
personen des Drama's in treuer Nachbildung überliefern.
Die Motive bleiben in solchen Schlachtstücken fast immer
dieselben, doch ist meist noch ei» reiches Feld vorhanden
für charakteristische Formen, schöne Grupxirungen, man-
nichfachen Ausdruck und effektvolle Beleuchtung. Die
Schlachten von Aspern, Leipzig und Waterloo geboren zu
den denkwürdigsten der neuesten Geschichte, und wenn
auch nur die bepden lezten eigentlich welthistorisch sind,
so zieht die erste doch wieder besonders an durch die edle
Geisteserhebung, welche in den Reihen der deutschen
Kricaer jczt wieder recht sichtbar wurde, und auch die
Entscheidung berbevfübrte. Das Bild von Kraft hat
eine einfache, ungesuchte, wohlverstandene Anordnung.
Der sterbende Krieger links, so wie die Verwundeten
rechts und in der Mitte des Vvrgrnnds deuten zugleich
den schweren Kampf an und contrastiren sinnig mit
der Hauptgruppe im Mittelgründe, welche sich durch
Ernst und Rübe auszeichnet, wie sie dem Sieger ziemen,
der daö Schicksal des blutigen Tags mit schnellem Blick
und klarer Besonnenbeit lenkte. Das Gewühl der Flicben-
dcn und Verfolgenden ist billig in den Hintergrund ver-
wiesen. Wir rechne» es dem Maler als ein großes Ver-
dienst an, daß er allen Tbeatereffekt verschmähte, und
sinnier jene Mäßigung und Würde bepbehielt, welche,
bey Behandlung tragischer Stoffe, als erste Bedingung
gelten müssen. Auch die Zeichnung verdient großes Lob.

Hr. Ra hl, dem wir das vorliegende Blatt verdan-

ken, darf eine Vergleichung mit den englischen Stechern,
welche die Schlachten von Waterloo und Leipzig lieferten,
keineswegs scheuen, denn er kann dabep nur gewinnen.
Burnet, im Bestreben, das Eigenthümliche des Pin-
sels nachzuahmen, wird bisweilen manierirt, und Scott
liebt mitunter zu wohlgenährte Taillen und opfert der
Kraft das Harmonische. Rabls Behandlung ist zart und
kräftig zugleich; er versteht es, seine Tone gehörig zu
wechseln und zu verschmelzen. Aus allen Theilen leuchtet
ein s-bönes Gefühl hervor, und das Ganze ist nicht kalt
und farblos, wie so manche neuere Blatter, deren größtes
Verdienst in einer glänzenden Technik besteht. Das Blatt
har mit den angeführten Schlachten von Leipzig und Wa-
terloo gleiche Größe. Außer dem Erzherzog Karl sind noch
die Bildnisse von 17 andern östreichischen Generalen und
Offizieren angebracht, und in einem conturirten Bepblatt
mit ihren Namen bezeichnet.

La Madonna del Lago nach Leonardo da Vinci,
gest. von G. Longhi. Rund. Preis iü fl. gokr.

Wir dürfen wohl mit Zuversicht behaupten, daß
Raphael selbst da, wo noch kein fremdes Bild sich neben
die himmlische Erscheinung stellte, die in seine Seele
kam, nichts Zarteres, Innigeres, Anmuthigeres hervor-
gebracht habe, als diese heil. Familie ist. Die schwerste
aller Aufgaben, Schönheit mit Wahrheit zu verbinden,
und den Begriff mit allen Reizen der Form auszuschmü-
cken, sehen wir hier auf eine überraschende Weise gelöst.
Der kleine Johannes ist ein wunderlieblicher Knabe, und
in der Madonna verklärt sich die Gestalt, die keineswegs
ein Ideal ist, durch den Ausdruck bis zum Ueberirdischen.
Das Ganze componirt vortrefflich, und die malerische
Anordnung der einzelnen Figuren, so wie der ^nippe
überbauvt, steht mit der Bedeutung im vollkommensten
Einklänge. Longhi's Grabstichel hat eine selten? Reinheit,
und er besizt eine Tiefe des Gefühls, wie sie nur weni-
gen Künstlern zu Tbeil ward. Eines fehlt jedoch dem
Bilde: der Effekt. Die Landschaft sollte mehr gedämvst
senn, und die Gruppe sich mehr abheben. Was die
Stecher aus der Schule von Rubens jo sehr verstanden,
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