Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. ii

Kunst-Blatt.

Montag, d e n 7. Februar 1 8 2 5.

Kunsrausstclsung in Paris.

Dritter Artikel.

(Beschluß.)

Mehrere Künstler scheinen die Erwartungen, die
sie früher erregten, nicht erfüllen zu wollen. Dahin
rechne ich die HH. Vlondel, Conder, Gaillot
und Gossier. Das Urtheil ist hart, aber leicht zu
rechtfertigen. Andere sind stehen geblieben. So Hr.
Thomas in dem Gemälde Achilles von Harlav,
wie er den Aufrührern Widerstand leistet.
Hr. Delarvche der Jüngere hat einen dankbaren
Gegenstand behandelt: DaS kranke Mädchen von
Orleans, wie es im Gefängnifi von dem Car-
dinal von Winchester befragt w i r d; aber der
Künstler hat ein ärmlich krankhaftes und schwaches We-
sen aus dieser Retterin Frankreichs gemacht. Der Car-
dinal ist eine schöne Figur, und das Gemälde verdient
sonst Lob.

Ich schließe dieses Verzeichniß mit Hrn.Mauzarsse,
dessen Gemälde, der Tod des heil. Stephanus,
besondere Aufmerksamkeit verdient. Die Wuth des Volks
und die ruhige Ergebung des Märtyrers bilden einen
glücklichen und wohlverstandenen Gegensatz. Stephanus
fürchtet den Tod nicht, man sieht vielmehr, daß er ihn
wünscht, weil er weiß, daß ihm dafür ewiger Lohn zu
Tbeil werden wird. Der Maler tröstet selbst durch den
Strahlenkranz, welchen er dem Haupte der Heiligen gibt,
den Zuschauer, der uni den Leidenden bekümmert ist.
Hr. Mauzaissc gehört unstreitig zu den geschicktesten Ma-
lern unserer Zeit, man könnte sein Gemälde nur loben,
wenn es mehr Effekt hätte und das Jdealfchönc mehr ge-
sucht worden wäre.

Ich komme nun auf die Anckdoten-Gemälde,
unter welchen ich die verstehe, welche bev einem kleinen
räumlichen Verhältniß edle Scencn ans der Geschichte
darstellen. Mad. Her sc nt hat Ludwig XIV. dargc-
stcllt, >vie er seinen Urenkel segnet. Der König
ist in ein Hausgcwand von durchwirkten! Goldstoff ge-

kleidet, ans welchem man nicht vergessen hat, den Orden
des heiligen Geistes anzubringen. Der Anblick desselben
benimmt mir sogleich alle Wärme, denn ich möchte gern
über dem Vater den König vergessen. Der Greis erhebt
seine Hände über dem Kind, das mit gefalteten Händen
vor ihm auf den Kuicen liegt. Seine Gouvernantin,
Frau v. Dantadour, neigt sich, indeß Frau v. Maintenon
den König unterstüzt. Das Gefühl, das bey einem sol-
chen Gegenstände herrschen sollte, wird durch die Etikette
unterdrückt. Uebrigens ist der Kopf Ludwigs XIV. von
schönem Styl und edlem Ausdruck; im Ganzen aber die
Personen zu Basrelicfartig geordnet.

Einen andern Weg schlug Hr. Mcnjaud ein in
seinem Gemälde, der Tod des Herzogs von Ber-
ry. Er bedachte mit Recht, daß Fürsten wie andere
Menschen bey großen! Schmerz ihren individuellen Cha-
rakter zeigen. Es sind viele schöne Figuren lin die-
sem Gemälde; auch das Dramatische desselben hat ange-
zogcn. Hr. Bergeret scheint bey seinem Gemälde
Heinrich IV. auf tnin Paradcbett einen Mißgriff
gethan zu haben. Was wir sehen, ist nichts anderes als
eine Ceremvnie, keine Handlung. Der Augenblick des
Todes hätte gewählt werden sollen.

Die HH. Richard und Revoil, Häupter der
Schule von Lyon, haben folgende Gemälde geschickt, der
erste: den Für st e n von T a l m o n t, w i e e r a u f
das Schloß von Tbouars nach dem Tode sei-
nes einzigen Sohnes z n r ü ckk o m »i t, der andere
Franzi., welcher seinen Enkel Franz II. in
denR itter sta nd aufnimmt. BcydeKünstler, beson-
ders der leztere, scheinen dieses Jahr unter ibrer ge-
wöhnlichen Stufe zu stehen. Haben! sua fata ....
Uebrigens findet man in dem Gemälde des Hrn. Richard
die Feinheit des Gefühls, das seine Werke anszcichnet
und bei, Hin. Revoil die ihm eigene Sorgfalt in Aus-
führung der Costnme.

Hr. Delaroche der Jüngere hat in mittlerer
Größe ein Gemälde geliefert: Der heilige Vincenz
von Paula, wie er in Gegenwart des Hofes
2ubangeXIII. für die verlassencuKinder betet.
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen