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die Transparenz, nnd Bewegung des Meers mit größerer
Wahrheit darstcllen, und es herrscht dabey ein Glanz
der Farbe in dem Gemälde, der schwer zu erreichen
ist. — Das von Jsabey Sohn ist zwar nickt von
demselben Verdienst, zeigt aber in mehreren Partieen
kräftige Töne; die Figuren sind gut gemalt; nur die
Bewegung der Wellen ist nicht gut aufgefaßt. Hiezu
bedarf es aber unstreitig langer Beobachtung, und Hr.
Jsabey, der noch sehr jung ist, hat in diesem und meh-
reren ähnlichen Gemälden hinlänglich gezeigt, daß er in
dem Fach, dem er sich widmet, emst einen ehrenvollen
Platz einnehmen wird.

T h i e r m a le r e p.

G--ricault, den ein früher Tod den Künsten ent-
rissen hat, besaß alle Eigenschaften zu einem großen
Maler; gerührt von der Erzählung des Schiffbrnchs
der Medusa im Jahr 1816 zeichnete er die schreckliche
Scene auf die Leinwand, wie schon Einige vom Tod
hingerafft. Andere auf dem Punkt sind, einander gegen-
seitig zu tödten. Dieß Bild, mit großem Talent und er-
schreckender Kraft ausgeführt, flößte eine Art von Entsetzen
ein; der Maler war nicht so klug einzusehen, daß man
nur den Gegenstand widerwärtig- schalt, faßte einen Groll
und verließ die Historienmalerei), um sich ganz dem Stu-
dium der Pferde zu widmen. Ausgerüstet mit Studien
höherer Art, that er sich bald darin hervor. Man sehe
nur dieß Pferd, das an einer Dorfschmiede angebunden
ist; wie richtig sind seine Formen, es ist voll Leben, es
scheint zu wiehern, der Glanz und alle Einzclnheiten der
Haut sind unübertrefflich ansgedrückt.

Auch Hr.Carl Vernet nimmt unsre Aufmerksam-
keit in Anspruch; er findet in den Pferden, wie im
menschlichen Körper, einen Typus der Schönheit, einen
primitiven Charakter, von dem er sich nicht entfernt.
Gericault copirt die Natur mit Naivetät und großem
Talent, Vernet hält sich ans Ideale der Formen, ent-
lehnt von der Natur, wählt die Züge, aus denen er
sein Modell bildet; aber er copirt es niemals genau. *)

Andere Thiermaler zeigen uns Kühe, weidende
Sckaafe u. s. w. Dieses Fach wird hauptsächlich von den
Flamandern gepflegt, wie die HH. Verve und Ver-
boechoven; der erstere bat eine leichte und gewandte,
der andere eine breite frepe Behandlung. Auch Hr.
Kunz, dessen Gemälde nur einige Tage auf der Aus-

*) Auf diese Weise können Pferdekenncr nnd alle, welchen
genaue Darstellung der natürlichen Charaktere etwas
' Wesentliches in der Kunst ist, nur mit den Bewegungen
und Stellungen von DernetS Pferden zufrieden ftyn,
keineswegs aber mit der Wahrheit ihrer Formen.

Anm, des Herausg.

stessung war, ist wohl ein Flamänder? *) Sein Werk ist
mit Recht ausgezeichnet worden; die Behandlung ist
präcis, sicher, die Töne durchsichtig, die Anordnung glück-
lich; kurz es vereinigt alle Eigenschaften eines vorzüglichen
Werks.

Bl u menmalere y.

Auch diesem Fach widmen sich hauptsächlich die Fla»
mänder. Die HH. Vandael und Vanspaendonck
fesseln jedesmal die Blicke durch ihre schönen Werke; ein
anderer Künstler desselben Landes, Hr. Van Os, der
sich in demselben Fach auszeichnet, hat dieses Jahr nichts
auf die Ausstellung gesandt. Dagegen erschien von Hrn.
Tournier, den man auf den vorigen Ausstellungen
noch nicht kannte, ein Bild, das ihn sogleich in die
Reihe der Meister gestellt hat. Früchte und Vögel, mit
einem Bronzebasrelief zusammengestellt, sind so schön
ausgeführt, daß ich eine höhere Vollendung für unmög-
lich halte.

(Die Fortsetzung folgt.)

*) Wahrscheinlich Hr. Kunz in Carlsrnhe?

Anm. des HerauSg.

Darmstadt.

Die zwepte Lieferung meines architektonischen Werkes
über die St. K a t h a r i n e n - K i r ch e zu Oppenheim,
in Commission be» Hrn. Brö nner in Frankfurt a. M.,
ist vor Kurzem vollendet und die Versendung davon so-
gleich besorgt worden. Der die im Plane des Werkes
bereits bestimmten fünf Blätter begleitende Tert enthält
folgende kurze Abhandlungen: über die perspectivische
Ansicht der linken Abseite, nach den Grund und Aufris-
sen ergänzt; über das Fenster der zweytcn Lieferung, eine
Rose; über die Verhältnisse der Kirche nach dem Grund-
risse, nebst Erklärung der Grundrisse der Pfeiler; über
die Verzierungen aus dem Pflanzenreiche an den Gebäu-
den des Mittelalters, sowohl im Allgemeinen als an der
St. Katharinen-Kirche zu Oppenheim und über die con-
structiven Verzierungen. Indem ich dieses zur öffenk»
lichen Kunde bringe, fühle ich mich zugleich verpflichtet,
den erhabenen Gönnern und hohen Beförderern dieses,
deutscher Geschichte und Kunst gewidmeten Unterneh«
mens, die Gefühle des tiefsten Dankes für das Zutrauen
und die Theilnahme auszudrücken, mit der ich mich schon
bey der Entstehung dieses Unternehmens beglückt sah und
wodurch es mir allein möglich wurde, eine so schwierige,
mit sehr bedeutenden Kosten verbundene Arbeit mit Zu-
versicht durchführen zu können. Ich sehe mich daher auch
im Stande, jezt, da die Vorarbeiten an Ort und Stelle
bis auf Weniges beendigt sind, die dritte Lieferung schon
auf den künftigen Sommer und das Erscheinen der
übrigen in kürzeren Zwischenräumen versprechen zu
können. vr. F. H. Müller.
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