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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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169

erwähne ick von Morelli eineAllegorisirungdes mensch-
lichcn Lebens durch eine Bootfahrt.

Marinelli malte für diese Galerie einen Abend in
der Wüste, wo die Mitglieder einer Karavane, vor dem
Zelt gelagert, einem Harfenspielcr lauschen. Auck zwei
kleine Landschasten unsers trefflichen Landsmannes, des
Malers Dreber in Rom, zierendieselbe. Unterdenzahl-
reichen anderen Gemälden fällt der Rath der Zehn in
Benedig von dem nur zu frnh vcrstorbenen Bernardo
Celentano durch ausgezeichnete Charakteristik auf. Von
ihm sieht man dort auch eine Abbildung der Kirche San
Miniato bei Florenz, von dem in Florenz lebenden Nea-
politaner Tedesco die poetischen Gestalten der Pia nnd
der Francesca von Rimini.

Anßer schönen Schnitzereien in Holz enthält die Samm-
lung ferner eine kleine, aber erlesene Reihenfolge von
Marniorfignren vonDupro, Bastianini undAnderen.
Jch fllhre davon nur an eine Bacchantin, den kranken
und den gesunden BacchuS, wo jener, mit Anspielung auf
die Traubenkrankheit, als abgemagertes Knäblein, dieser
als derber Junge erscheint, — eine erwachende Blumen-
nymphe, eincn tanzenden kindlichen Faun nnd eine ähn-
liche Faunin, cine Katze nnd einen Jltis von Vela, — dem
Bruder des Bildhauers, der den auf der Pariser Aus-
stellnng viel bewnnderten Napolcon schnf, — die vier
Jahreszeiten. Vielleicht genügen diese Zeilen, um Rei-
sende in Jtalien zu veranlafsen, am Palazzo Vonwiller
in der Strada Gnantaj Nuovi nicht vorüberzugehen, ohne
eincn Blick in sein Jnneres zu werfen.

Florcnz, Ende Iimi.

b'. L. Nach einer Abwesenheit von mehr als einem
Jahre nach Florenz zurückgekehrt, sinde ich die neuen
Straßenanlagen um cin Bedeutendes weiter vorgeschritten,
als ich erwartete. Dic Maucrn der Nordseite sind mit
Ausnahme von Brnckstücken neben dcn Thorcn und dort,
wo sie die Rückseite dcs protestantischen Kirchhofs von der
Porta Pinti bildeten, gefallen, und bci einem Spazier-
gange von der Porta S. Gallo bis zur Porta di Santa
Croce anf der nunmehrigcn brciten Ringstraße, die nnr
noch der völligen Einebnnng nnd Pflasterung bedarf, ge-
winnt man überall Einblicke in schöne und ruhige neue
Straßcn, die ihren Weg sich oft durch ungepflegte Gärten
nnd wüste Häuserkomplexe zu bahncn hattcn, an deren
Stelle jetzt zicrliche Parks und clegantc Wohnnngen gc-
trcten sind- Jn der Mitte der Picizza d'Azeglio isi sogar,
einzig in Florenz, ein öffentlicher Garten angelegt worden,
in dessen breiten Steigen die Kinder der Nachbarschaft ihr
zicrliches Ballspiel treiben, während die Eltern auf den
zahlreichen und bequemen Bänken die nach der jetzigen ^
Tageshitze doppelt erquickende Abendluft genießen. Auch
vor den Thoren sind Vergnügungsgärten entstanden,
unter denen das vor der Porta di Santa Croce gelegene

Paradiso d'Jtalia sich dnrch anspruchsvollen Titel hervor-
thut. Jm Giardino Zoologico bei den Cascinen wachsen
die Pflanzungen recht erfreulich heran; von allen neueren
gärtnerischen Anlagen nimmt aber die Hochstraße hinter
dem königlichen Marstalle und dem Giardino Boboli dcn
ersten Raug ein. Dieser wahrhaft königliche Weg führt
von der Porta Romana linkswärts allmälig ansteigend
und mit der Cypressenallee nach Poggio Reale in mehr-
fache Verbindung tretend, mit einer Platanenallen besetzt
und von Gesträuchen aller Art eingefaßt, in schön gewun-
denen Schlangenlinien auf die benachbarten Höhen, von
denen sich herrlicke Blicke über die Stadt und dic sie nm-
gebende wcite Berglandschaft erössnen. Es erscheint diese
Straßengründung um so erwünschter, als man dergleichen
Aussichten, einige wenige erst mit Mühe zu erreichende
Pnnkte abgerechnet, in der Nähe von Florenz entbehren
mnß, da die engen und staubigen Chausseen überall von
hohen Mauern eingeschlossen sind.

Das glücklich restaurirte Kloster von San Marco wird
augenblicklich zu einem Museum eingerichtet, in welchem
sich den rührendcn Gemälden, mit denen Fra Angelico
da Fiesole jede Zelle und so manche Wand in den Hallen
und Gängen geschmückt hat, andere Kunstwerke seiner öder
früherer Zeit anreihen sollen. So sammelt die Bibliothek
alle mit Miniaturen verzierten Meßbücher und Hand-
schriften, die in den anfgehobencn Klöstern der Provinz
vorhanden sind und weist bereits eine seltene Kollektion
auf. Die beiden Gemächer, welche der feurige Reformator
Savanarola bewohnte, sind durch die Freigebigkeit
mehrerer Florcntiner mit intercssantcn Reliquien ausge-
stattet worden, die an diesen kühnen Geist crinncrn. Außcr
! seinen zum Theil härenen Gewändern, seinen Büchern
und Manuskripten eigner Hand sindet man dort sein Por-
trait und eine obwohl rohe, doch historisch höchst merk-
würdige Darstellnng seincr Verbrennung.

Auch dcr Platz, auf welchem diese stattfand, sieht eincr
wichtigenUmgcstaltung cntgegen. Das Gcbäude, in welckcm
früher die Post gelegen war und welches das von den ge-
fangenen Pisanern erbauteVordach trug, wird abgebrochen,
um einem Palaste Raum zu geben, den ein Signore Lavi-
son erbanen lasscn will. Man weiß, daß hier früher die
Hänser der Malaspini und Antelminelli standen, wclchc
wahrcnd dcr Bürgerkriege des drcizehnten und vicrzehnten
Jahrhundcrts untergingcn. Spätcr wurde hier cin nach
der heiligen Lncia benanntes Nonnenkloster errichtet nnd
dann ein Mönchskloster, das mit Observantinern bcsetzt
war. Bei den augenblicklich stattsindenden Arbeiten ent-
dcckte man einige Untergewölbe der alten Kapelle, wo sich
verschiedene Skelette fanden, die auf Befehl der Stadt-
> behörde auf dem Kirchhofe von Trespiano beigesetzt wurden.

Ebenso entdeckte man an gcwissen Gewölben des Unter-
geschosses Spuren von Freskomalcreien; es wird hicr srühcr
einc Kapelle gestandcn haben, welckc doch auch zn Zciten
 
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