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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0024
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23

welche düs Gewicht angibt: OV51.UL8I.f^.XXXXI. Leider
hat gerade dieses Gesäß wegen seiner Größe aus einer
genauen Wage noch nicht gewogen werden können.

3—6) Vier Schalen mit Jnschriften, 0,18—0,25 im
Durchmesser (Füße und Hcnkel sind nur bei einer erhalten),
im Jnnern sind Hochreliefs, theilweise von vollendeter Fein-
heit, aufgelöthet. Dieselben stellen dar: n) Minerva, ganze
Fignr, auf eine« Fclsen sitzend, mit Aegis, Helm und
doppeltem Gewande, neben ihr Eule und Oeikranz, die rechte
Hand auf ein räthselhaftes Attribut gelegt, in welchem man
mit einiger Wahrscheinlichkeit einen Pflug erkennen kann; b)
Büste einer Kybele mit Mauerkrone und Thmpana; o) Büste
eines Oeu8 lllnnus mit phrygischer, sternenbesäeter Mütze
hinter ihm ein Halbmond; ä) Büste des Herakles als Knabe,
wie er die beiden Schlangen würgt, von großer Lebens-
wahrheit in der Durchführnng; allerliebst ist das Moliv aus-
gedrückt, daß er bei der Anstrengung des Drückens die Zähne
auf einander beißt und die Lippen aus einander bewegt.

7) Einfache Schale (Durchmesser: 0,26) mit zwölf
eirunden Vertiefungen im Rande und gravirten Ornamemen,
am Bodeu eine Jnschrift, von der sich nur das deutliche
Wort: LlLIiS. wiedergeben läßt.

8) Zwei 0,72 hohe Becher mit Ornamenten und Jn-
schriften.

9) Zwei Teller (0,30 im Durchmesser), 1 Pfd. 424 Gr.
und l Pfd. 495 Gr. schwer.

10) 0,40 breirer beweglicher Henkel einer Vase
mit Schwancnköpfen an beiden Enden, 1 Pfd. 357 Gr. schwer.

11—15) fllnf flache Tafelaufsätze mit Jnschriften von
oblonger Form und je vier Füßen, welche, aus einer Silber-
platie geschnitten, nur die Höhe eines Messerrückens haben.
An den Langseiten Dirhyosen, au den Schmalseiten in flachem
Relief tauchende Enten. 252 Gr. — 1 Pfd. l Gr. schwer.

16) 0,4l großer Henkel einer Vase, l Pfd. 177 Gr.
schwer.

17—20) Drei Ticgcl oder Kasserole mit ornamen-
tirtem Griff, mit Jnschriften, 483 Gr. — 1 Pfd. 314,6 Gr.
schwer.

21) Candelaberfuß, 2 Pfd. 30l Gr. schwer.

22) Schale, im Durchmesser 0,l5, schwer l Pfd. 133,5
Gr. mit allerhand bacchischen Masken und bacchischen Sym-
bolen verziert, zwei Löwenfelle mit den Enden zusammen-
geknüpft umschließen die änßere Flächc.

23—24) Schalen mit reichen kelchartig angeordneten
Blätterornamenten, 0,15 im Durchmesser, l Pfd. 2,5 Gr. schwer.

25) Zwei schmale zierliche Gefäßfüße mit angebrachten
bärtigen Bacchusköpfen.

26) Drei Cistenfüße.

27—30) Vier Schalen mit emaillirten Epheuranken,
Füße fehlen.

31—36) Sechs kleine Schälchen.

37) Halbkugelförmige Schale, 0,15 im Durchmesser,
von zwei Lorbecrzweigen umrankt.

38—40) Drei, 0,15 hohe glockcnförmige Becher mit
Händen und Füßen. Die Reliefs dieser drei zusaminenge-
hörigen Exemplare erreichen zum Theil die denkbar höchste
Erhebung und sind mit der saubersten, feiusten Sorgfalt und
kllnstlerischen Eleganz bis ins Kleinste ausgcarbeiret; ihre
Verwandtschast mit dcn schönsten in Pompeji gefundenen,
gegcnwärtig im Llnseo nirriormle zu Neapcl befindlichen Silber-
geräthcn springt in die Augen. Dic äußcre Flächc dieser
Vascn ist übcrfüllt mit bacchischcn Shmbolen und Masken
von Panen, Titanen, alten und jungcn Satyrn männtichen
wie weiblichen Geschlechts, Hermen u. dergl.

41—41) Zwci ovale Schalen, 0,18X0,09 groß.

43—44) Zwei hohe Vasen von konischer Form, nm-
zogen von Kreisen mit Thierfiguren; von der einen ist nur
ein Fragment vorhanden.

45) Kleines wvhlerhaltcnes Salzgefäß ohne Verzierung
0,07 hoch, am Boden punktirt

46) Dickbauchiger, 0,60 hoher Eimer ohne Henkel, wie
es scheint, und ohne Verzierung.

47) 0,50 hohes glockensörmiges Gefäß nnt emgravirtem
unbedeutcndem Ornament.

48) 0,11 breite Schale mit Füßen und Henkeln und mit
Ornamcnten auf Goldgrund in fcinem Silber-Relief.

49—54) Scchs FüßevonGefäßen mit Jnschriften auf
dem Boden, darunter z. B.: I,.VI..800UI.UI:/VI nnd

andere ohne Namen, wetche bloß das Gewicht anzugeben
schienen.

Eine Reihe kleinerer Fragmente, Henkel und Füße, das
Fragment ciner Urne von bedcutendem Umfang und Anderes
ist bei dieser vorläufigen Jnventarisirung noch gar nichi be-
achtet worden. Der bloße Silberwerth des gesammten Schatzes
soll gegen 3000 Thlr. betragen, ein Ansatz, den ich nach der
Fülle des Vorhandenen eher für zu medrig als für übertrieben
zn halten geneigt bin. Aus diesem immerhin nur oberfläch-
tichen Ueberblick des ganzen Vorraths geht aber mit Sichcr-
heil Folgendes hervor:

1) Die gefuneenen Gegenständc gehörcn zu einem Tafel-
service, welches moderner Sittc nnd modernen Bedürfnissen
nicht entspricht; namentlich ist in dieser Hinsicht auf den er-
wähnten Dreifuß, den Kandelaber, die massiven Kasserole und
Andercs derglcichen aufmerksam zn machen.

2) Die Ornarnente und Darstellungen der Reliefs sind
ohne Ausnahme der antiken Äunst und Mythologie angchörig.

3) Die lateinischen Schriften nnd Gewichtsangaben weisen
auf Gebrauch römischer Zeit, die hohe Kunst, die sich in der
Handhabung der Sitbertechnik und dem Stil der Ornamente
und Figuren ausspricht, auf griechische Künstlcr etwa der au-
gusteiifchen Zeit hin.

4) Da die sorgfältig zusammengelegten Slücke in keinerlei
Baulichkeit sich befunden haben, wie bei ihrer Ausgrabung
mii Bestiinmheit festgestellt worden ist, so sind dieselbcn zum
Zweck einer heimlichen Aufbewahrung vergraben gewesen.

5) Es sprechen eine Reihe von Wahrscheinlichkeitsgründen,
deren Ausführung zu weit führen würde, dafür, das dieses
Depositum nicht im Mittelalcer oder in neuerer Zeit, sondern
im Atierlhum geniacht worden ist.

Zu bestimmen, wann, von wem und wie dies geschehen
sei, möge vor der Hand diejenigen beschäftigcn, welche an
raschen Vermuchungen ihre Freude haben. Bielleicht läßt sich
durch eine genauere Untersuchung, namentlich der Jnschriften,
wetche Zeit erfordert und crst nach einer abschließenden Jn-
venrarisirung möglich ist, etwas Bestimmteres festslellen. Gegen-
wärtig ist nothwendig, daß rasch unter der Leitung eines
Kenners eine systematische Ausgrabung vorgenommen wird,
da es nicht unmögtich ist, das uoch mehr in der Erde ver-
graben liegt; denn die bisherige Ausgrabung war nicht er-
schöpfend und im Grunde tumultuarisch. Beglückwünschen dürfen
wir uns abcr, daß eine so großartige Entdeckung, mit der sich
nur wenige ähnliche vergleichen lassen, auf deutschem Boden
geschehen ist und für unfere Geschichtc wie für die Gcschichte
der aniiken Kunst bedeutende Aufschlüsse zu geben verspricht.

Wir gedenken später in der „Zeitschrift" auf den Gegenstand
zurückzukommen nnd hoffen unfern Lesern auch Abbildnngen
von einigen der interessantesten Fundstücke vorführen zu können.

Aus Tricr. Dem Vernehmen nach wird die königl.
Regierung, welcher unsere Stadt die Anfdeckung und Erhal-
tung der wichtigsten ihrer ehemals verschütteten Baudenkmale
verdankt. nun auch für die gänzliche Freilegung der xoim
ui^ra. Sorge tragen. Es soll sogar der dazu erforderliche
belrächtliche Fonds bereits zur Disposition gestelll sein. Die
portn nixra, das eiuzige uns erhaltene Römerthor, zeigt sich
nämlich noch nicht in seiner ganzen Höhe, die an den Thurm-
abtheitungen 94 Fuß 8'/r Zoll beträgt, sondern liegr noch
8 Fuß lief uuter dem Niveau dcr Straße vergraben. Dieser
Theil des kolossalen Baues wird nun wahrschcinlich etwa
in der Art, wie es bei der Kathedrale und der Lauren-
tinskirche geschchen, freigelegt und die Passage durch das
Hauptthor, wcnn es nichr für immer geschlossen werden soll,
durch eine Ueberbrückung ermöglicht werden. Auf diese Weise
tritt das Römerthor erst in seiner ganzen ursprünglichen Groß-
artigkeit hervor und gewährt unserer Stadt einen erhvhten
antiken Reiz.

I,. Aus Bascl. Böcklm hat bei Herrn Saratin einen
Pavillon mit Fresken geschmückt, und zwar sind es zwei
heroische Landschasten, dazu König David als Mittelbild.
Gegenwärtig arbcitet cr an dem Karton für cin großes Fres-
kobild, das im Treppenhause bes hiesigen Museums ausgeführt
werden soll. Auf dem untersten Podest der Treppe wird es
seinen Platz haben, zunächst in Bezug auf die Naturaliensamm-
lungen des ersten Stockes. Es stellt die Magna maler mit
erhobener Niesenfackel dar, von vier Tritonen auf eincr Muschel
Lber daS Mecr gehoben, umrauscht von übermüthigen Gcnien.
Der Ausführnng des Werkes dürfen wir in knrzer Zeit ent-
gegensehen. __
 
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