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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Clauß, C.: Der Verkauf der v. Quandt'schen Gemälde-Sammlung in Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0050
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.

IV. Jahrgang.
Grktrügr

sind anvr. C.V.Luhow
(Wien, Theresianumg.
25) od. an dieBerlagsh.
(Leipsig, Königsstr. 3)
zu richten.

1. Äanuar.

Nr. 6.

Änseratr

L S Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden vonjeder
Buch- und Kunsthand-
lnng angcnommen.

1869.

Beivlatt zur Zeitschrift sür vildende Kuust.

Verlag voii L. A. Leemann tn Teipztg-.

Am 1. und 3. Freitage jedes Monats erscheint eine Nummer von in der Regel einem Quartbogen. Die ALonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" er-
halten diesBlatt xrnt!8. Apart bezogen kostet dasselbellZTHlr.ganzjährlich. Alle Buch- undKunsthandlungen wieallePostämternehmenBestellungenan.

Jnhalt: Der Verkauf der v. Quant'schen Gemälde-Sammlung in Dres- ^
den. — Korrespondenzen (Heidelöerg, Stockbolm, München). — I
Nekrologe (Jacob Hyrtl, Hugo Becker, Carl Müller). — Personal- ^
Nachrichten. — Kunstvereine, Sammlungen und Ausstellungen. —
Konkurrenzen. — Vermischte Kunstnachrichten — Jnserate.

Der Uerkauf der v. Guandt'schen Gemälde-
Sammluug in Dresdeu.

Jm Laufe des Sommers k 868 ist die v. Quandt'sche
Gemälde-Sammlung, die bedeutendste Privatfammlung,
welche Dresden besaß, verkauft worden. Quandt's feiner
Kunstsinn und verständiger Sammeleiser ist bekannt; be-
reits Goethe sprach sich, gelegentlich der von Quandt
aufgefundenen, gegenwärtig im städtischen Musenm zu
Leipzig befindlichen altdeutschen Gemälde, anerkennend
darüber aus. 'Er rühmt Quandt's Enthusiasmus für
die Kunst, sowie die damit verbundenen Kenntnisse des-
selben, seinen auf Reisen geläuterten Geschmack u. s. w.
Quandt befand sich damals noch als junger Kaufmann in
Leipzig; in den zwanziger Jahren siedelte er nach Dresden
über und lebtc fortan hier, financiell sehr glücklich situirt,
nur seiner Liebe zur Kuust. Sein Haus wurde schnell der
Sammelplatz für die anfstrebenden küustlerischen Kräfte
und von den bessereu Anregungen, welche das Dresdener
Kunstleben iu der ersteu Hälfte dieses Jahrhunderts em-
Pfangen hat, läßt sich eiu guter Theil auf Quaudt'sche
Einflüsse zurückführeu. Von Anfang an einer strengen
Kunstrichtung zugethan, fühlte er sich besonders zu der
unter Cornelius, Overbeck, Schnorr u. A., in Rom auf-
blühenden neudeutschen Historienmalerei hingezogen, aus
wclcher Periode seine Sammlung höchst interessante
Werke bcsaß. Die Sammlung war nicht gerade umfang-
reich, aber ausgewählt und durchgehends den Kenner be-
kundend. Nach dem Wunsche v. Quandt's sollte die
Sammlung in seiner Familie bleiben; doch ist schon neun
Jahre nach sciuem Tode die Nothwendigkeit eines Ver-
kaufs eingetreteu, die Bilder sind zerstreut worden und es

bleibt nur zu beklagen, daß Quandt nicht in so liberalem
Sinne, wie ein Schletter in Leipzig, ein Wallraf in Köln,
über seine Sammlung testameutarisch verfügt hat. Einige
Notizen über die Preise der Bilder, und, soweit möglich,
über den Verbleib derselben, werden an dieser Stelle nicht
unwillkommen sein. Früher diese Notizen zu bringen, war
bei dem lange währenden Einzelverkauf nicht thunlich;
dürste der Verkauf doch gegenwärtig noch nicht ganz ge-
schlossen sein.

Eines der werthvollsten Werke alter Meister war ein
langes, wahrscheinlich als Predella gemaltes Breitbild von
Sandro Botticelli, welches in chklischer Weise eine
Wunderthat des heil. Zenobius darstellt. Die Motive
sind warm empfunden; auch die Charakteristik der Köpfe,
die sonst eben nicht Botticelli's starke Seite zu sein pflegt,
ist fein und mannichfach nüancirt. Ein sehr bezeichnender
Zug für den Meister ist die Hast, in welcher der Affekt in
dem Werke auftritt, die stürmische Bewegung der meisten
Gruppen. Quandt hatte das gut erhaltene Werk in den
zwanziger Jahren in Florenz gekanft; gegenwärtig ist
dasselbe für 4000 Thlr. in den Besitz der k. Gemälde-
galerie zu Dresden übergcgangen. Ebenso für 2000 Thlr.
ein Moretto, einMeister, welcher bisher in der genann-
ten Galerie noch nicht vertreten war. Das poesievolle
Audachtsbild stellt, nach einer daranf befindlichen Jnschrift,
die heil. Jungfrau dar, wie sie (1523) den Landleuten
von Caitone in der Provinz Brescia zur Abwendnng der
Pest erschien. Die überlebensgroße Figur neigt das Haupt
mit schmerzvollem Ausdruck seitwärts, die Hände sind auf
der Brust gefaltet, um Kopf und Hals ist ein branner
Schleier geschlungen, während die übrige Figur in ein
weites weißes Gewand gehüllt ist, welches von einem
breiten, gleichfalls weißen Gürtelband über den Hüften
zusammengehalten wird. Das seelenvolle Antlitz hat et-
was unsäglich Weiches, Mildes, und schön spiegelt sich die
 
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