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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0135
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134

zeigt in hohem Grade das dem Meister eigene tiefe Gefühl
für die Poesie der Schweizer Natur. Ary Scheffer's „König
in Thule," der in tiefster Nührung den Becher zum Munde
führt, ist dem gleichnamigen Gedichte auf's Wärmste nachge-
fühlt. Doch ist die Darstellung leider etwas weinerlich, flietzen
doch dcm armen Könige dicke Thränen in den Bart:

„Die Augen gingen ihm über,

Sv oft er trank daraus."

Ein treffliches Stück ist das Bild eines ungenannten
amerikanischen Malers: ein alter Mann, die Brillc auf der
Nase, betrachtet in einer mit Mappen, Gemälden rc. ange-
füllten Stube sehr anfmerksam und mit Kennerblick einen
Kupferstich. — Die russische Abtheilung enthält einen guten
Aiwasowski: ein Seestück, das sich von der, in späterer
Zeit bei diesem begabten Künstler leider immer mehr und
mehr um sich greifenden Effekthascherei ferne hält; vier ans-
gezeichnete Gemälde von Bogoljubow, die den Künstler
ffach verschiedenen Richtungen hin charakterisiren: eine Ansicht
von Sorrento, mit völlig ruhigem Meere, in welchem sich
Ufer, Felsen, Kähne spiegeln; eine ebenso schöne Ansicht von
Neapel; ein Sturm, dcr sich durch vortreffliche Zeichnung und
die natnrgetreue Wiedergabe einer fahlen Beleuchtung aus-
zeichnet, und endliL eine Kirmeß in Amsterdam bei Mond-
schein. Swertschkow: die Heimfahrt von der Traunng.
eine echt nationale Schilderung aus deni russischen Bauern-
leben. Von einem, auf einem Berge gelegencn hölzernen
Kirchlein bewegt sich der fröhliche Zug, theiis in Dreigespannen
theils zu Pferde auf kaum gebahntem Wegc durch den tiefen
Schnee herab; die Männer treiben ihre Pferde zu raschem
Lauf an, auf den Gesichtern der Weiber liest man die Furcht,
mitsammt den Schlitten in den Scknee geschleudert zu
werdcn. Chudjakow: ein reizender Hirtenknabe aus der
Umgegend Rom's, sehr sorgsam ausgeführt. — Ausier der
Kuschelew'schen Sammlnng war in dem Ausstellungslokale
noch manches Jnteressante zu sehen, so namentlich zwei dem
Grafen W. P. Orlow-Dawydow gehörende Werke; ein be-
deutendes Bild des bekannten Horschelt: eine von russischen
Soldaten, Tataren, Ochsengespann rc. belebte Straße in
Baktschisarai, und eine im Jahre 1863 von Kaulbach's
Hand in Oel ausgeführte Skizze zn seincm „Zeitalter der
Reformation". Hier wcicht Lutber's Gestalt sowohl von der
im Berliner Treppenhause als auch von derjenigen auf dem
bekannten Karton darin ab, daß der Reformator seine rechte
Hand wie betheuernd an die Brust drückt, während er in der
herabhängenden Linken die geöffnete Bibel hält. Auch war
es interessant, die blauen Ümrissc der, ursprünglich wie auf
dem Karton, aufrecht stehenden Gesialten Hutten's nnd Bucer's
durch die Uebermalung noch deutlich hindnrch schimmern zu
sehen; scheint es doch, daß Kaulbach bei der Ausführung dieser
Skizze zuerst auf den Gedanken kam, Hutten sitzend darzustellen,
eine AnordnuNg, die, beiläufig bemerkt, mir nicht glücklich
scheint. Zum Schlusse erwähne ich dreier russischer Land-
schaften eines ganz jungen Künstlers, Namens Wassiljew,
der für eine derselben den von dem Berein ausgesetzten Preis
erworben. Es ist Herrn Wassiljew gelungen, die großen
Schwierigkeiten, welche die nordruffische Landschaft durch die
wenig malerische Vegetation bietet, zu überwinden und wirk-
lich ansprechende Bilder zu liefern.

Jnternationale Ausstellnng in Mnnchcn. Den zu
dieser Ausstellung gesendeten und von da wieder unverkauft
znrückgehenden Gemälden und Kunstwerken aus dem Gebiete
der Skulptur, Architeklur, Kupferstecherkünst nnd Lithographie
ist die volle Tapfreiheit auf den bayrischen Staatseisenbahnen
unter folgenden Bedingungen gewährt: 1. Die Sendungen
müssen an das Komitö für die internationale Kunst-Ausstellung
in München adressirt und von einem Frachtbriefe begleitet
sein. Sendungen an dortige Speditionshäuser muß ein die
>sendung als Ausstellungsgegenstand verificirendes Certificat
des Kunstvereins, der Kllnstler-Genossenschaft oder einer öffent-
lrchen Behörde deL Absende-Ortes beigegeben werden. 2. Die
Ausgochen werden wie gewöhnliche Frachtgüter behandelt; deren
frere Beförderung als Eilgut ist unzulässig. 3. Nachnahmen auf
^n Wcrth der Sendungen werden nicht zugelassen. 4. Die
Gemaloe und Kunstgegenstände müsscn sorgfältigst verpackt
sein. Cme Werthversicherung der zum sreien Transporte be-
stimmten Sendungen ist ausgeschlossen, und wird in Verlust-
oder dnrch das Berschulden der Bahnverwaltung herbeigeführten
Beschadlgungstallen der Werth der Sendungen nur mit 20
Thalern per Centner berechnet. ö. Eine Lagerung der Sen-

dungen auf den Bahnhöfen darf nicht stattfinden. 6. Bei dem
Rücktransporte tritt die Taxfreiheit nnr für jene Sendnngen
ein, welche als unverkanft in gewöhnlicher Lieferzeit zurück-
gehen. Die Frachtbriefe sind von dem Ausstellungs-Coinite
oder dem Spediteur, welcher die Rücksendung vermittelt, zu
fertigen. Berkaufte Gemälde nnd Kunstgegenstände, welche
nicht unter der Adresse deS Ausstellers an den ursprünglichen
Aufgabsort zurückgehen, verlieren den Anspruch auf taxfreie
Beförderung. — Mit der Ausstellung wird auch cine archi-
tektonische Abtheilung verbunden werben, für deren be-
sonders reiche Ausstattung der Münchener Architekten- und
Jngenieur-Berein Sorge trägt. Sämmtliche Architekten des
Jn- und Auslandes sind aufgefordert, durch Uebersendung von
Plänen und Modellen das Unternehmen zn fördern. Auskünfte
ertheilt Hr. Baurath Hügel in München; Anzeigen bis
spätestens 16. Mai, Einsendungstermin für diese Abtheilung:
1. Jüli.

Äonkurren^.

R. Die Protcstantische Kirche in München hat ihrem
Erbauer, Pertsch, wenig Ruhm eingetragen, und fast hat es
den Anschein, als sollte die protestantische Gemeinde, welche
jetzt so angewachsen ist, daß der Ban eincr zweiten Kirche nn-
abweisbares Bedürfniß geworden, mit dieser nicht viel mehr
Glück haben als mit der ersten. Das würde znverlässig der
Fall sein, wenn eincr von den eingesendeten vierzchn Kon-
kurrenzentwürfen zur Ausführung käme, obwohl bekannte Na-,
men wie Veit, Hauberisser, Dollmann, Hügel u. A. dabei be-
theiligt sind. Mit Ausnahme eines einzigen Entwurfcs, der
leider aUs anderen Gründen unbrauchbar erscheint, haben alle
das Prinzip des protestantischen Kirchenbanes verkannt, indem
sie übersaben, daß der protestantische Gottesdienst in der Pre-
digt gipfelt und deshalb nicht der Altar, wie in der katholischen
Kirche, sondern die Kanzel der Schwerpunkt der protestantischen
Kirche ist. Von eincm falschen Princip ausgehend, kann na-
türlich kerner der Entwürfe dcn zu stellenden Anfordernngen
entsprechen, wenn auch einige derselben für katholische Kirchen
vollkommen brauchbar wären. Die meisten leiden an dem
Maugcl, daß der Raum für die Gemeinde entweder dürch
Pfeilerrcihen in Schiffe abgetheilt oder in Kreuzesform ange-
legt oder aber unverhältnißmäßig lang gestreckt ist, so daß die
Worte des Predigers für einen großen Theil der Gemeinde
unverständlich würden. Jn letzter Beziehung trifft freilich die
Architekten nicht alle Schuld, denn der von der Kirchengemeinde
bereits angekaufte Baugrund ist von sehr unglücklichcr b°rul
für den fraglichen Zweck, indem seine große Tiefe zur genngen
Breite in gar keinem Verhältniß steht.

Vermischte Lunstnachrichten.

L. Düsseldorf. Der hicr bestehende Ausschuß für dic
fünfzigjährige Jubelfeier der Königl. Kunstakadcmic
hat nunmehr den Beschluß gefaßt, das Fest am 22., 23. und
24. Juni zu begehen. Von Gesang und Jnstrumentalmusik
eingeleitet, wird am ersten Tage der Vorsitzende des Kurato-
riumß der Akademie, Regierungspräsident von Kühlwetter, die
Eröffnungsrede halten, woraus die eigentliche Festrcde folgen
soll, für welche der Professor vr. E. Curtins in Berlin ge-
wonnen worden ist. Dann findet ein Festessen in der städti-
schen Tonhalle statt. Am zweiten Tage versammeln sich die
Verehrer Peter's von Cornelius im Galeriesaale, um die Er-
richtung eines würdigen Denkmals für denselben in unserer
Stadt zu berathen und dafür einen Berein zu stisten. Darauf
Mittags großer Festzug zum Schadowplatz, wo nach einer Rede
des Geh. Regierungsraths Altgelt die Enthllllung der Büste
Schadow's vorgenommen wird. Gesang- und Musikvorträge,
sowie eine Rede des Oberbürgermeisters Hammer folgen; für
den Abend ist eine Künstlerfahrt in Aussicht gcnommen. Das
Programm des dritten Tages wurde unsern Künstlern völlig
anheimgestellt, welche wahrscheinlich dann ein glänzcndcs Gar-
tenfest m dem herrlichen Park des „Malkasten" veranstalten
werden.

L. Das Josephs-Monument in Pcst. Am 25. April
hat in Pest, nach wiederholtem und längerem Aufschub die
feierliche Enthüllung des Erzherzog Josephs-Monumentes
stattgefunden. Die Feier gestaltete sich durch die nngemein
lebhafte Betheiligung aller Bevölkerungsschichten zu einem
wahren Landesfcstc und wurde durch die Anwesenheit des
 
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