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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0175
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174

Tage in Anspruch nehmen, ist das Unternehmen gewiß sehr
dankenswerth und wird hoffentlich schnell viele Freunde
sich erwerben. Die ersten Hefte werden binnen Kurzem
ausgegeben werden.

Das Werk des Prof. F. Wanderer, welches vor-
trefsliche in Holzschnitt ausgeführte Abbildungen aller
Bildhauerarbeiten des berühmten Adam Kraft enthält,
ist vollendet und wird binnen Kurzem vollständig in den
Händcn der Subfcribenten sein.*)

Lunstliteratur und Lunsthandel.

Die Wandgemälde im k. k. Opernhause zu Wien.

Erfunden und ausgeführt von Eduard Engerth.

II. Abth. Die Hochzeit des Figaro. München,
Friedr. Bruckmann's Verlag.

L. Vor Jahr und Tag wurde in der Zeitschrift
eine Probe der Kompositionen Eduard Engerth's für das
neue Opernhaus in Wien mitgetheilt. Seitdem ist das
Gebäude seiner Bestimmung übergeben worden und die
innere Ausstattung desselben hat manche der Mängel in
der Konstruktion und äußeren Dekoration fast ganz in
Vergessenheit gebracht. Kunst und Kunstindustrie, nicht
minder das Jngenieurwesen, welches Licht und Luft zu lie-
fern hatte, feierten am Tage der Eröfsnung cinen von
keiner Seite bestrittenen Triumph, und bie kritischesten
Geister, welche die Reisezeit nach Wien sührt und die gern
an allem, was die neue Bauepoche daselbst geschafsen hat,
die Achillesferse suchen, bewundern an jenem Orte Reich-
thum und Harmonie des Ganzen wie die vollendete
technische Durchführung aller Einzelheiten. Die inneren
Räume des neuen Opernhauses haben bereits, wie das
Waffenmuseum im Arsenal, eine Weltberühmtheit erlangt,
und es war daher gewiß ein glücklicher Gedanke der Bruck-
mann'schen Verlagshandlung, die Wandmalereien in pho-
tographischer Nachbildung zu publiciren. Der Titel des
vorliegenden Heftes läßt uns in Zweifel, welche Ausdeh-
nung das ganze Werk habe, ob es „die Wandgemälde im
Opernhause" überhaupt, oder nur die vorzüglichsten der-
selben, also etwa die von Rahl und Schwind und vielleicht
die Vorhänge von Rahl und Laufberger (die man ja wohl
auch als Wandgemälde wird gelten lassen dürfen), oder
nur die Engerth'schen bringen soll: vorläusig steht nur
fest, daß die erste — später auszugebende — Abtheilung
Engerth's Kompositionen zur Orpheusmythe (ausgeführt
an den Wänden der Hofstiege) enthalten wird- Die zweite
Abtheilung giebt auf sieben Blättern die großen Jllustra-
tionen zu Figaro's Hochzeit und auf fünfweiteren die zehn
vignettenartigen Medaillons auf den Pilastern, welche die
größeren Bilder trennen. Gegenstand der letzteren ist
das Leben Amors, deffen einzelne Scenen in sinniger Be-
ziehung zu den dargestellten Momenten der Oper stehen
und durch Epigramme Friedrich Halm's nach eiuem Ge-
danken Anakreon's erläutert werden.

Das erste Bild des Cyklus zeigt, an die erste Scene
der Oper anknüpfend, Susannen am Putztische, den
„lieben Figaro" auffordernd zu sehen, „wie der Hut ihr

*) Eine nähere Besprechung deS Werkes bringen wir in
einem der nächsten Heste. A. d. R.

reizend steht;" Brigitte, deren irregeleitete Enipfindung
für Figaro sie denselben zum Manne begehren läßt, und
Bartolo, der gleichzeitig eine Verpflichtung los zu werden
und sich an dem schelmischen Barbier zu rächen hofft, be-
obachten voll Jngrimm das zärtliche Paar. Dazu ge-
hören der am Bogen schnitzende und der zielende Eros.
Auf dem zweiteu Blatte sehen wir Cherubin, welchen
Amoretten umgaukeln und der mit den Blickcn all' die
weiblichen Neize verschlingt, die ihm in den Weg kommen:
es ist der junge Don Juan, welchem „jede Schürze recht
ist." Diesem Bilve entspricht der triumphirende Eros,
dessen erster Pfeil getroffen hat. Aber seinen Jnbel stören
kleine Widersacher, winzige Wespen, deren Stich empfind-
lich peinigt. Dies Zwischenbild leitet hinüber zu den
verschiedenen Liebesnöthen Almaviva's, welcher den kecken
Pagen überall findet, wo er selbst Liebe sucht oder suchen
dürfte, und Cherubin's, der sich durch halsbrecherische
Sprünge vor dem Zorne seines Gebieters retten muß:
ärgerlich zerbricht Eros die Waffe, die ihn felbst nicht
schützt. Anf dem vierten Blatte kommt die Entdeckung
der Verwandtschaft Figaro's: eine der lebendigsten Grup-
pen, Staunen auf allen Gesichtern, aufdenen derZunächst-
betheiligten aber verschiedene Grade des Zweifels, ob sie
sich über die Wendung freuen sollen oder nicht. Eros wird,
um nicht neues Unheil anzurichten, von seiner Mutter
gefesselt, weiß sich aber seines Pfeils zur Lösung der
Bande zu bedienen. Nun folgt der Brautzug, welchen
wir bereits kennen, und in diesem Momente streift Eros,
sich in seinem Rechte wissend, die Fesseln vollends ab.
Blatt sechs zeigt uns einen fröhlichen Reigen; nicht nur
Figaro uud Susanne, auch dcr Page darf sich der Freude
überlassen, und der kleine Gott, um nicht zurückzubleiben,
versucht zum erstenmal den süßen Traubensaft, der dann
ihn und mit ihm die Welt zur Ruhe bringt. Das Schluß-
bild ist einer Apotheose des Tondichters gewidmet. Die
aufgeschlagene Partitur zeigt „liw 110226 äi I'iAaro, Nu-
siou äsl oolöbi'6 Nuostro No2urt^ Amor dirigirt und seine
Brüder und Schwestern deuten den begeisterten Musi-
kanten, wie sie die Noten zu lesen haben, geben die Töne
an und stimmen die Jnstrumente.

So ist unter den Händen des Malers aus der tollen
Jntriguenkomödie ein Liebesgedicht geworden, und mit
dem starken Spritzusatz des Originaltextes ging noth-
wendig auch etwas von dem Champagnerschaum verloren.
welcher sich in der Musik noch erhielt, als Mozart das
Pasquill auf die vorrevolutionäre Gesellschaft in eine
Verherrlichung des honetten Bürgerthums verwandelte.
Die Vertreter dieser Schichte, das Liebespaar Figaro und
Susanne, ist auch von Engerth mit zärtlicher Vorliebe
behandelt. Sehr graciös sind die Zwischenbilder. Die
Photographien sind der Firma Bruckmann würdig.

Entwürfe für Prachtgefäße in Silber und Gold,
entworfen und gezeichnet sür den Kaiser Rudolf II.
von Ottavio Strada. Herausgegeben von dem k. k.
österr. Museum f. Kunst u. Jndustrie. Wien, Beck sche
Univ.-Buchhandlung.

U. Das Original dieser interessanten Publikation ist
im Besitze der fürstl. Dietrichstein'schen Biblwthek zu Ni-
kolsbura in Mähren. Es besteht m emer Folge nume-
rirter Folioblätter ( 1 bis 12, 14 bis 43; 13 fft heraus-
gerissen), deren jedes einen bis drei Entwürfe zn Tafelge-
 
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