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Sammlungen und Ausstellungen. Vermischte Nachrichten.
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tung nicht minder zu wirken hat als bei dunklem Tages-
licht. Vollends absurd — wir haben keine mildere Be-
zeichnung — ist Pechts Polemik gegen den griechischen
Stil in Hansens Parlamentsgebäude. Wenn die Frage
des Autors, was die Vertreter der Slowaken, Czechen
und Polen, ja selbst die hochcidilisirten Deutschöster-
reicher nnt den Zeitgenossen des Perikles gemein haben,
im Hinblick auf den Bau des österreichischen Parla-
mentsgebciudes irgend eine Berechtigung hätte, dann
wäre ja die Anwendung aller alten Baustile auf mo-
derne Bauwerke allgemein ausgeschlosseu, uud das heutige
München hätte überhaupt keine Existenzberechtigung.
Denn auch die Wiege der Nachkommen der Bajuvaren,
Franken und sonstigen Völkerschasten, welche seit der
Zeit der Vökerwanderung in dem Landc zwischen dem
Bodensee, der Donau und dcm Jnn hausen, hat nicht
im Schatten der Akropolis von Athen gestanden und
der schwarze Busch am bayerischen Raupcnhelm er-
innert nur schwach an die Helmzier griechischer Krieger.
An solchen unbedachten Bemerkungen bewahrheitet sich
die Richtigkeit des eigenen Eingeständuisses unseres
Autvrs, daß „man sich nicht so leicht aus einem hitzigen
Journalisten zum Biographen, geschweige zum Geschichts-
schreiber bildet". Am interessantesten und an treffenden
Urteilcn reichsten ist der Essay über Schmidt, dcr zwar
wenig Neues bietet, aber das Bekannte und wiederholt
Auseinandergesetzte übersichtlich und mit wohlthuender
Wärme zusammenfaßt.
Treffend und mit angemessener Objektivität be-
urteilt Pecht das Wirken Piloty's als Lehrers wie als
produzirenden Künstlers; auch sein Essay über den ge-
nialen Gabriel Max läßt nur wenig zu wünschen
übrig. Allenfalls mag man über die Bemerkung
lacheln, daß das Wiener Leben mit seinem „heiteren
Leichtsinnj!)" eine so tiefe und philosophisch grübelnde
Natur wie die von Gabriel Max nicht besriedigen
konnte und daß er deshalb nach — München zog.
Als echter deutscher Kleinstädter, der selbst durch häufi-
gen und längeren Aufenhalt in Weltstädten sich nicht
hat zum Großstädter umwandeln lassen können, scheint
Pecht gar nicht zu wissen, daß man nirgends isolirter,
von der Umgebung unberührter leben kann als gerade
in den allergrößten Städten, welche den philosophischen
Kopf zudem durch die Fülle und Mannigfaltigkeit
des sich aufdrängenden Beobachtungsmateriales an-
ziehen. Und was den „heitern Leichtsinn" des Wiener
Lebens anbelangt, so möge Pecht es sich gesagt sein
lassen, daß für uns und für viele andere geistige
Arbeiter in den anscheinend heitersten Städten, in Wien
wie in Paris, eine stattliche Reihe von Arbeitsstunden
zu einer Zeit wieder beginnt, wo alle Welt in München
sich schon längst an den Kneiptisch gesetzt hat. Den
stattlichen Band beschließen vicr Essays über Bende-
mann, Karl Friedrich Lessing, Andreas Achenbach
und Benjamin Vautier, welche mitunter bishcr un-
bekannte Daten bringen und von denen der letzter-
wähnte als eine der gerundetsten und ansprechendsten
Arbeiten Pechts bezeichnet werden kann.
Oskar Berggrucn.
- „Ilibliotliöguv iutornntioinrl« <lv I'-ti't". Unter
diesem Titel giebt Eugen Müntz in Paris eine bemerkens-
werte Sammlung von Monographien aus dem Gebiete dor
Kunsiforschung alter und neuer Zeit heraus, zu deren Ab-
fassung sich eine Reihe von hervorragenden französischen,
englischen, amerikanrschen, russischen und italienischsn Autoren
vereinigt haben. Deutsche finden sich in dem Prospekt der
ersten Seris nicht aufgeführt. Die Werke so'llen teils bio-
graphischen, teils sonstigen fachlichen Jnhalts sein. Bon-
naffs und Müntz eröffnen den Rergen, ersterer mit einer
Monographie über die Amateurs des alten Frankreich und
den Surintendanten Foucquet, letzterer mit einer Dar-
stellung der Vorläufer der Renaissance, welche uns vorliegt.
Von den übrigen, an der ersten Serie beteiligten Autoren
nennen wir Milanesi (Michelangelo's Korrespondenzl, Perkins
(Ghiberti) und Darcel (Geschichte der Gobelins). Die Werke
erscheinen in Groß-Quart, mit reicher typographischer und
artistischer Ausstattung.
Lammlungen und Ausstellungen.
Münster. Der Westfälische Kunstverein beabsichtigt
nach den günstigen Erfolgen des diesjährigen ersten Ver-
suches auch sür 1882 und ferner eine Wanderausstellung in
der Provinz, zunächst, außer in Münster, in Dortmund
(April), Bielefeld (Mai) und Minden (Juni) eintreten zu
lassen. Je weniger nach dieser Seite bis jetzt in der Pro-
vinz Westfalen geschehen, umsomehr wünschen wir dem Unter-
nehmen besten Fortgang.
L. Stuttgart. Jm Lokal des Württembergischen Kunst-
vereins waren unlängst mehrere Aquarelle von Henry Reck
ausgestellt, die durch die frische Unmittelbarkeit der Auf-
fassüng und die seltene Naturwahrheit verdientes Aufsehen
erregten. Es waren teils Landschaften, teils Jnterieurs,
oft ganz unbedeutende Motive, aber alle, sowohl die aus-
geführten als auch die nur skizzirten von fesselndem Reiz. Der
Künstler war früher Architekt, hat lange in Amerika gelebt,
und ist jetzt von Paris, wo er seine malerischen Studien
gemacht, hierher gekommen, um fernerhin den Sommer hier,
dsn Winter in Paris zuzubringen. — Auch in der perma-
nenten Ausstellung von Herdtle L Peters waren interessante
Aquarells des Wieners Th. Ethofer ausgestellt, der von
Rom herübergekommen ist, wo er die Blätter nach der Natur
gemalt hat. Meistens nur einzelne Figuren, aber echte
Charaktertypen darstellend, erregen dieselben durch die meistsr-
hafte Jndividualisirung und die virtuose koloristische Aus-
führung in hohem Maße unser Jnteresse. Ethofer,.. der sich
nur vorübergehend hier aufhält, hat ein großes Olbild in
Arbeit, welches die Erhebung des Fürstbischofs von Olmütz,
Landgrafen Friedrich Egon von Fürstenberg, zum Kardinal
darstellt, ein Cermonienbild, das indes wegen der vielen
Porträts, der Pracht der Kostüme und deS vollen Glanzes,
den die katholischs Kirche bei solchen Gelegenheiten entwickelt,
auch für die künstlerische Darstellung dankbar erscheint.
Vermischte Nachrichten.
k'. 0. 8. Die Freilcgung des Pantheon, mit welcher schon
vor 7i) Jahren auf Vorschlag der Akademie von San Luca
unterdem damaligen Vorsitze Canova's begonnen und dieunter
dem Pontisikate Pius IX. zwar weitergeführt, wegen der
vielerlei sich entgegenstellenden Schwierigkeiten aber wieder
eingestellt wurde, ist, dank der energischen Fürsorge des
Ministers Baccelli nun soweit gediehen, daß die an die hintere
Seite des Rundbaues sich anlehnenden Häuser bis auf den
nach S. Maria sopra Minerva zuliegenden Tejl, der erst
Sammlungen und Ausstellungen. Vermischte Nachrichten.
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tung nicht minder zu wirken hat als bei dunklem Tages-
licht. Vollends absurd — wir haben keine mildere Be-
zeichnung — ist Pechts Polemik gegen den griechischen
Stil in Hansens Parlamentsgebäude. Wenn die Frage
des Autors, was die Vertreter der Slowaken, Czechen
und Polen, ja selbst die hochcidilisirten Deutschöster-
reicher nnt den Zeitgenossen des Perikles gemein haben,
im Hinblick auf den Bau des österreichischen Parla-
mentsgebciudes irgend eine Berechtigung hätte, dann
wäre ja die Anwendung aller alten Baustile auf mo-
derne Bauwerke allgemein ausgeschlosseu, uud das heutige
München hätte überhaupt keine Existenzberechtigung.
Denn auch die Wiege der Nachkommen der Bajuvaren,
Franken und sonstigen Völkerschasten, welche seit der
Zeit der Vökerwanderung in dem Landc zwischen dem
Bodensee, der Donau und dcm Jnn hausen, hat nicht
im Schatten der Akropolis von Athen gestanden und
der schwarze Busch am bayerischen Raupcnhelm er-
innert nur schwach an die Helmzier griechischer Krieger.
An solchen unbedachten Bemerkungen bewahrheitet sich
die Richtigkeit des eigenen Eingeständuisses unseres
Autvrs, daß „man sich nicht so leicht aus einem hitzigen
Journalisten zum Biographen, geschweige zum Geschichts-
schreiber bildet". Am interessantesten und an treffenden
Urteilcn reichsten ist der Essay über Schmidt, dcr zwar
wenig Neues bietet, aber das Bekannte und wiederholt
Auseinandergesetzte übersichtlich und mit wohlthuender
Wärme zusammenfaßt.
Treffend und mit angemessener Objektivität be-
urteilt Pecht das Wirken Piloty's als Lehrers wie als
produzirenden Künstlers; auch sein Essay über den ge-
nialen Gabriel Max läßt nur wenig zu wünschen
übrig. Allenfalls mag man über die Bemerkung
lacheln, daß das Wiener Leben mit seinem „heiteren
Leichtsinnj!)" eine so tiefe und philosophisch grübelnde
Natur wie die von Gabriel Max nicht besriedigen
konnte und daß er deshalb nach — München zog.
Als echter deutscher Kleinstädter, der selbst durch häufi-
gen und längeren Aufenhalt in Weltstädten sich nicht
hat zum Großstädter umwandeln lassen können, scheint
Pecht gar nicht zu wissen, daß man nirgends isolirter,
von der Umgebung unberührter leben kann als gerade
in den allergrößten Städten, welche den philosophischen
Kopf zudem durch die Fülle und Mannigfaltigkeit
des sich aufdrängenden Beobachtungsmateriales an-
ziehen. Und was den „heitern Leichtsinn" des Wiener
Lebens anbelangt, so möge Pecht es sich gesagt sein
lassen, daß für uns und für viele andere geistige
Arbeiter in den anscheinend heitersten Städten, in Wien
wie in Paris, eine stattliche Reihe von Arbeitsstunden
zu einer Zeit wieder beginnt, wo alle Welt in München
sich schon längst an den Kneiptisch gesetzt hat. Den
stattlichen Band beschließen vicr Essays über Bende-
mann, Karl Friedrich Lessing, Andreas Achenbach
und Benjamin Vautier, welche mitunter bishcr un-
bekannte Daten bringen und von denen der letzter-
wähnte als eine der gerundetsten und ansprechendsten
Arbeiten Pechts bezeichnet werden kann.
Oskar Berggrucn.
- „Ilibliotliöguv iutornntioinrl« <lv I'-ti't". Unter
diesem Titel giebt Eugen Müntz in Paris eine bemerkens-
werte Sammlung von Monographien aus dem Gebiete dor
Kunsiforschung alter und neuer Zeit heraus, zu deren Ab-
fassung sich eine Reihe von hervorragenden französischen,
englischen, amerikanrschen, russischen und italienischsn Autoren
vereinigt haben. Deutsche finden sich in dem Prospekt der
ersten Seris nicht aufgeführt. Die Werke so'llen teils bio-
graphischen, teils sonstigen fachlichen Jnhalts sein. Bon-
naffs und Müntz eröffnen den Rergen, ersterer mit einer
Monographie über die Amateurs des alten Frankreich und
den Surintendanten Foucquet, letzterer mit einer Dar-
stellung der Vorläufer der Renaissance, welche uns vorliegt.
Von den übrigen, an der ersten Serie beteiligten Autoren
nennen wir Milanesi (Michelangelo's Korrespondenzl, Perkins
(Ghiberti) und Darcel (Geschichte der Gobelins). Die Werke
erscheinen in Groß-Quart, mit reicher typographischer und
artistischer Ausstattung.
Lammlungen und Ausstellungen.
Münster. Der Westfälische Kunstverein beabsichtigt
nach den günstigen Erfolgen des diesjährigen ersten Ver-
suches auch sür 1882 und ferner eine Wanderausstellung in
der Provinz, zunächst, außer in Münster, in Dortmund
(April), Bielefeld (Mai) und Minden (Juni) eintreten zu
lassen. Je weniger nach dieser Seite bis jetzt in der Pro-
vinz Westfalen geschehen, umsomehr wünschen wir dem Unter-
nehmen besten Fortgang.
L. Stuttgart. Jm Lokal des Württembergischen Kunst-
vereins waren unlängst mehrere Aquarelle von Henry Reck
ausgestellt, die durch die frische Unmittelbarkeit der Auf-
fassüng und die seltene Naturwahrheit verdientes Aufsehen
erregten. Es waren teils Landschaften, teils Jnterieurs,
oft ganz unbedeutende Motive, aber alle, sowohl die aus-
geführten als auch die nur skizzirten von fesselndem Reiz. Der
Künstler war früher Architekt, hat lange in Amerika gelebt,
und ist jetzt von Paris, wo er seine malerischen Studien
gemacht, hierher gekommen, um fernerhin den Sommer hier,
dsn Winter in Paris zuzubringen. — Auch in der perma-
nenten Ausstellung von Herdtle L Peters waren interessante
Aquarells des Wieners Th. Ethofer ausgestellt, der von
Rom herübergekommen ist, wo er die Blätter nach der Natur
gemalt hat. Meistens nur einzelne Figuren, aber echte
Charaktertypen darstellend, erregen dieselben durch die meistsr-
hafte Jndividualisirung und die virtuose koloristische Aus-
führung in hohem Maße unser Jnteresse. Ethofer,.. der sich
nur vorübergehend hier aufhält, hat ein großes Olbild in
Arbeit, welches die Erhebung des Fürstbischofs von Olmütz,
Landgrafen Friedrich Egon von Fürstenberg, zum Kardinal
darstellt, ein Cermonienbild, das indes wegen der vielen
Porträts, der Pracht der Kostüme und deS vollen Glanzes,
den die katholischs Kirche bei solchen Gelegenheiten entwickelt,
auch für die künstlerische Darstellung dankbar erscheint.
Vermischte Nachrichten.
k'. 0. 8. Die Freilcgung des Pantheon, mit welcher schon
vor 7i) Jahren auf Vorschlag der Akademie von San Luca
unterdem damaligen Vorsitze Canova's begonnen und dieunter
dem Pontisikate Pius IX. zwar weitergeführt, wegen der
vielerlei sich entgegenstellenden Schwierigkeiten aber wieder
eingestellt wurde, ist, dank der energischen Fürsorge des
Ministers Baccelli nun soweit gediehen, daß die an die hintere
Seite des Rundbaues sich anlehnenden Häuser bis auf den
nach S. Maria sopra Minerva zuliegenden Tejl, der erst