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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0031
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Konkurrenzen. — Personalnachrichten. — Sannnlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.

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städtischen Wohlthätigkeitsanstalten im Betrage von jährlich
einer halben Million Franken von der Stndt Antwerpen ge-
deckt wird, so macht dieselbe nun auch Rechte aus den Besitz
des kostbaren Fundes geltend, um ihn den übrigen Kunst-
werken in ihrem Besitz einzureihen. Es befinden sich unter
den neuentdeckten Bildern vortreffliche Porträts von Rubens,
van Dyck, Holbein, Coxie, Pourbus und Franz Hals, ein
bewundernswertes Triptychon von Martin Pepyn, mehrere
Otto Venius, Jan Massys, Jordaens, van Optal, ein außer-
ordentlich schönes Selbstporträt von de Vos, mehrere Fran-
cken. van Noort, ein Mostaert, ein Corn. Schut, ein Tripty-
chon von Bern. van Orley, die Auferweckung der Toten
darstellend, u. a. m. Das Museum wird schon in nächster
Zeit dem ösfentlichen Besuche übergeben werden können.

.1. bt. Z» Treviso entdeckte bei 'der Demolirung der Kirche
Sta. Margherita der Professar Boito I2>» m Frescobildcr,
welche die Legends der heil. Ursula darstellen. Dieselben
werden Tommaso da Modena zugeschrieben und datiren mit-
hin aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die
Fresken wurden in geschickter Weise ohne Verletzungen ab-
gelöst und dem städtischen Museum der Stadt Treviso ein-
verleibt

ck. L. In Aologna entdeckte man am 12. Oktober bei
dem Umbau eines Kellers in der Via Pratello einen pracht-
vollen Mosaiksußboden mit herrlichen Kompositionsn aus der
Zeit der ersten römischen Kaiser. Ungefähr zu derselben Zeit
fand man in der Via degli Orefici 2 ni tief unter dem
heutigen Niveau Überreste aus Trachyt von der großen römi-
schen Heerstraße.

ck. L. lliom. Am 14. Oktober entdeckte man bei der
Neupflasterung des Hofes im Palazzo Boncompagni-Piombino
auf der Piazza Colonna zwei m hohe Karyatiden aus -
Travertino. Man zweifelte, daß dieselben aus dem antiken
Rom herstammen; wie es scheint gehören sie einer späteren
Zeit an und haben vielleicht, nls die Piazza Colonna noch
unbebaut war, einem Gartsnportale der an dem genannten
Palast vorüberführenden Via Flaminia, jetzt Corso, als Zierde
gedient.

Aonkurrenzen.

b'v, Jn dem Konkurrenzausschreiben für den Erweiterungs-
bau dcr königl. Museen in Berlin waren den Teilnehmern
an der Wettbewerbung nühere inündliche Auskünfte über
die Bedürfnisse der königl. Sammlungen und andsre da-
»rit zusammenhängende Punkte, deren Kenntnis für die Be-
arbsitung der Aufgabe erforderlich ist, in Aussicht gestellt
und dieselben aufgefordert worden, ihre bezüglichen Fragen
bis zum 81. August d. I. bei der Generalverwaltung der
königl Museen vorzubringen. Jn einsr Ende September
stattgehabten Konferenz der Direktoren der Museen und
einiger höheren Staatsbeamten erhielten nun die anwesen-
den bewerbungslustigen Architekten mündliche Auskunft auf
ihre Fragen. Dis Punkte, die eingehend erörtert und fest-
gesetzt wurden, sind seither vom „Reichsanzeiger" veröffent-
licht worden, da die großen, idealen Zwecken gewidmsten und
selbst als Kunstwerke auszuführenden Bauten, welche errichtet
werden sollen, das Jnteresse der gesamten Architektenwelt
sesseln, und die Anzahl derer, die sich an der Wettbewerbung
zu beteiligen gedenken, eine überaus große ist. - Die neu-
Suerbauenden Aiuseen sollen mit den drei vorhandenen eine
zusammenhängende Gebäudegruppe bilden; die einzelnen Ge-
bäude haben besondsre Eingnnge, stehen aber auch unter sich
in Verbindung. Neu erbaut werden mindestens zwei Ge-
bäude, zu beiden Seiten der Stadtbahn, doch kann der Archi-
tekt die Aufgabe auch in mehr als zwei selbständigen Bauten
lösen. Die Originalskulpturen und die Gipsabgüsse sollen
gstrennt von einander untergebracht werden. Die Verwaltungs-
räume können in einem besonderen Gebäude eingerichtet
sverden, müssen aber mit den Museumsräumen in 'direkter
Verbindung stehen. Eine Überbauung der Stadtbahn auf
kurzer Strecke im Jnteresse der Verbindung der Bauten unter-
einander wird als zulässig bezeichnet. Es ist ferner gestattet,
daß die Nordwestseite des jetzigen neuen Aluseums unter Um-
stcinden behufs Anschlusses neuer Räume für die Gipssamm-
lung umgsbaut wird. Für den Saal, in dein die Abgüsse der
Parthenonskulpturen untergsbracht werden sollen, ist eine
Lange von SO ni und eine Breite von 22 in sestgesetzt- Ebenso

sollen die Giebelgrnppen von Olympia in der Anordnung
aufgestellt wsrden, die sis am Tempel zu Olympia einst
hntten, und ist der hiefür erforderliche Raum vorzusehen. Es
sind ferner auch angemeffene Restaurationsräume zu beschaffen.
Für die Höhe der Säle der Gipsabgüffe ist zu erwägen, daß
die Kolosse der Dioskuren vom Monte Cavallo mit Basis
gegen 6 iii hoch sind. Die Auffassung der Generaldirektion
der Museen von dem künftigen Raumbedllrfnis für die anti-
ken Originalskulpturen ist die, daß das Programm nur eine
Vermehrung annehme, wie sie in absehbarer Zeit mit einiger
Wahrscheinlichkeit erwartet werden dürfe; ein so bedeutendes
Anwachsen wie in den letzten Jahren namentlich durch die
pergamenischen Skulpturen (für dersn Aufbau ein besonderer
Raum geschaffen werden muß> sei nicht wohl so bald wieder
anzunehmen. Die jetzigen Brücke» über den Kupfergraben
(den einen Spreearm) können verändert und dem Neubau an-
gepaßt werden Die Verhandlungen boten großes Jnteresse,
da eine Reihe der ersten Architekten Deutschlands anwesend
waren. Man ivird vermutlich bcreits im Frühjahr 188» mit
dem Bau beginnen können, dn bis zu dieser Zeit die alten
Packhofsgebäude, die den Bauplatz jetzt einnehmen, abgeriffen
sein dürften.

personalnachrichten.

v. b'. Prof. Sidncy Evlvin, bisher Konservator nm
Fitz-William-Mussum zu Cambridge und insbssonders als
feiner Kenner der holländischen und slandrischen Kupferstecher
und Radirer bekannt, ist nn Stelle des seitherigen Kustos
G. W. Reid, der sich zurückzieht, zum Vorstnnde der Kupfer-
stich- und Handzeichnungen-Samin'ung am Britischen Museum
ernannt worden.

5ammlungen und Ausstellungeu.

11. .1. Wcstfälischcr Ausstcllnngs-Bcricht. Die noch jungen
Bestrebungen des Westfülischen AusstellungsvsrbandeS, über
die wir im Oktober des vorigen Jahrgangs ausführlicher
berichtet, sind auch in diesem Jahre wieder, dank allseitiger
Mithilfe, mit einem gleich günstigen Resultate, wie im
vergangenen Jahre, gekrönt gewesen — Die Wanderaus-
stellung, in den Stüdten Münster, Dortmund, Bielefeld,
Minden, war eine sehr reichhaltige, sowohl in Pvrträt und
Genre, als besonders, wie überall, in der Landschaft Das
bennchbarte Düsseldorf war mit den besten Namen besonders
zahlreich vertreten, aber nicht minder Berlin (Prof Thuiiiann,
Prof. Ludwig, P. Flickel, Triebel, v Kameke u a.), und
München (Prof Riefstahl, Mali, Röth, Morgenstern u a.)
sowie, wenn auch weniger zahlreich, Weimar und Stuttgart;
auch die Plastik durch dis in diesen Blüttern so anerkennend
besprochene Sakuntala von Gottw. Kuhse. — Der wesentlich
gssteigerte Besuch, der die Ausstellungskosten vollständig deckte,
die steigende Zahl der Aktionäre bezsugten das in erfreu-
licher Weise wachsende Jnteresse an der Kunst, das speziell in
Bielefeld durch vorzügliche Vorträgs (Prof. Lübke, Or. A.
Stieler u. a) im Lause des Winters genährt war. So ent-
sprach auch der Ankauf, sowohl von Privaten als zur Ver-
losung, den gehegten Erwartungen, und wir dürfen den
Künstlern fllr die in den Monaten Februnr bis Juni nächsten
Jahres stattfindende dritte Ausstellung die günstigsten Aus-
sichten eröffnen und uns der Hoffming hingeben, in der-
selben wisder eine Reihe tüchtiger Kunstiverks vereint zu
sehen.

vermischte Nachrichten.

stv Aus dcr inteniationalcn Kiinstausstclliiiig zu München

wurden von dcn insgesamt ausgestellten 3358 Kunstwerken
348 verkauft. Hiervon entfallen auf Deutschland 205 und
von diesen wiedcr 139 auf München. Der Gesamtwsrt der
verkauften Kunstwerke beläuft sich riind auf 700 000 Mark.
Namentlich in den letzten Tagen vor Schluß der Ausstellung
fanden größere Ankäufe vieler in München anwesender amsri-
kanischen Kunsthändler statt. Sieben Werke gingen in dcn
Besitz von Staatsgalerien über, davon erwarb sünf die neue
Pinakothek in München, eines die Nationalgalerie in Berlin
und eines die Dresdener Galerie. Dis Aiisstellung war in
den 107 Tagen, während der sie geösfnet war, von mehr
 
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