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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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Berichte vom Kunstmark, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0014
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Berichte vom Kuiistniarkt.

16

Verichte vom Runstmarkt.

Dic Aunstciuktio» A. von s?orpart iu Aölu.

'l'Ii. Seitdem die Firnia I. M. Heberle (H. Leinpcrtz'
Söhne) zu Köln iin Jahre 1853 mit der Saniiiiliiiig
Leven den dteigen ihrer großen antiguarischen Kunst-
auktionen erbffnct, ist, wie sehr auch der Ruf der da-
dnrch bekannt gewordencn Saininlernanien inzwischcn
noch an Begründung gcwonnen haben inag, kein Nach-
laß von so reicher artistischcr Bedeutnng aufgetaucht,
als die Saininlung, welche unter dein Namcn ihrcs
letzten Bcgriinders, dcS anf Schlvß Hiinegg ain
Thnnersee verlebtcn preußischen Hanptinann a. D.
Albert vvn Parpart in den Tagcn vvni 20. bis znni
25. d. M. von den vorgedachten Auktivnatvren ver-
steigert werdcn soll. Der Stainin dcr Kvllektivn ist,
wic dies schon das vvn den renvinmirtcn altcn Kvlner
Saininlnngcn Leven, Mertens-Schaaffhauscn, Eßingh,
Nuhl und C. Disch wesentlich ablvcichende Gcnre dcr
kunsthistorischen Serien andentet, vornehnilich sranzösi-
schen Ursprnngs, nnd Herr von Parpart hat nnr in
cbcnsv gcschniack- als vcrständnisvoller Weise den altcn
Fainilienbesitz dcr Barone von Rougeinont ergänzt nnd
erweitert. Solchergestalt ist es auch nur erklärlich,
daß hier eine Hänfung von Meisterwerkcn namentlich
anf dem Gebicte der Keraniik und der Glastechnik !
nnser Auge blendct, wie wir sie höchstens in altein !
sürsttichen Besitze vder hintcr den Spiegelscheibcn dcr
beveutendsten Staatssaniinlungen Europas erblicken.
Die zur Zeit in drei zu dicscni Zweckc abgetrcnnten
Gelasscn des großcn Kasinosaalcs in Köln init bcwähr-
tcin Arrangirtalcnt höchst wirknngSvoll ansgestclltcn
Saninilnngsbestände finden in dein aus 1087 Nuni-
inern bcstehenden nnd niit 30 Lichtdrncktafeln dcr hcr-
vorragcndstcn Objekte ansgcstattcten Prachtkataloge cinc
knappgehaltene fachwisienschastlichc Beschreibnng, wclche
nns erlaubt, hier nur in allgemeinen Ziigen aus den
Unifang und einige Spitzen dcr Sainnilnng ausinerk-
sam zu niachcn. Wie schon erwähnt, gravitirt die lctztere
in knnstgeiverblichen Erzcngnissen dcr keraniischen und
Glastechnik, an die sich Einaillcn, Miniaturen, Ar-
beiten in Metall, Stein, Elfenbcin, Schildpatt, Möbel-
ausstattnngsgegenstände und Tcxtilarbciten anreihen.
Wir beginnen mit dem Kataloge bei dem deutschen
Porzellan. Neben Bcrliner, Fürstenberger, Franken-
thaler, Luvwigs - und Nymphenburger, Hvchster
und Wiener Fabrikaten ist die nlt-sächsische Manu-
faktur in über 100 Gefäßen, Gruppen und Figurcn
vertreten. Während unter dcn plastischen Werken eine
40,5 ein hohe Standnhr in zart dckorirlem, von inytho-

logischen Figuren belcbtem Nvcaillegehänse nebst Arm-
lcnchtern mit Schäferscenen gegen zivci impvsante
Grnppcn mit eincr Allegorie ans die Jahrcszcitcn nnd
dem Triumphzuge der Amphitrite um den Vorrang
kämpst, nimnit nnter dcn Gcfäßen cin Dejeuner sür
zlvei Personen nnstrcitig die erstc Stcllc cin. Anf den
mit reizvoll gcschnörkeltcn Handhaben vcrsehcnen Känn-
chen, Tasien, svlvie dem Plateau sinden sich idyllisch
ländtiche Scencn Vvn Graiien im Genrc Waltean'ö in
ciner Farbengcbung von gelbem Camaien, die nntcr
Vcm Gvldmäander der Bvrdüre cinc» Stich inS Nvte
crhält nnd dadnrch die zartc Bistcrzcichnnng gcradczn
zanbcrhast abschlicßt. Das Service trägt alö Marke
Vie Doppelschwertcr mit Vein Pnnkte nnd vcranschan-
schaulicht den höchstcn Aufschwnng dekorativer Aus-
stattung während dcr Königsperiodc. Untcr den fran-
zösischen Porzellanen sind nicht Ivcnigcr als 40 altc
Sövres-Fabrikatc, znnieist pnts tsnclro in Forin vvn
Basen, Terrinen, Jardiniören, Schale», Servicen, Plat-
tcn und Gefäßcn in sarbiger Ansschmücknng mit gc-
schätzten Malermarken anfznführen; anßcrdeni sind
von holländischcn, schweizer, italicnischcn nnd cnglischcn
Porzellanen erlesene Stücke dcr vvrnehmstcn Fabrika-
tionsstättcn vorhandcn. Nicht iiiinder kvstbare Spezia-
litäten weist die aus nahezn 100 Nnmnicrn bestehcnde
Abteilnng dcs orientalischen Pvrzellans anf. Als zweite
keramische Abteilung folgt nach dcn eurvpäischen Pvr-
zellanen in dcr rückwärts aufsteigenven Chrvnolvgie
ves Katalogeö die denlsche Knnsttöpferei mit zwar
wenigen abcr sehr gewählten Typcn. Darunter sind
besvnders bcmerkenswert zwei abgeflachte Krüge iu
i granblauer und grau-blau-brauner Glasur Nacrcner
resp. Nasiaucr llrsprnngs, dcren eincr in verschvbencr
Raute ein römischcs Kaisernicdaillvn trägt, während
der andere in ciner Sternfiguration cin Wappenschild
mit dem niederländischcn Löwen auf der im übrigen
I strahlen- bez. zackenförmig gcsurchten Vordcrseite auf-
weist; scrner eine gran-blauc, ausnehnicnd scharf
geprcßte Raerener Henkelkanne in verlängerter Sphären-
form, mit einem Friese von Landsknechtcn nnter
Renaisianccbogen und eincni charaktcristischen Mas-
! karon am Halse, dalirt 1598.

(Schluß folgt.)

x. — Lcipziger Kunstauktionen. Zwei interessante Sanun-
lungen von Kupferstichen, Radirungen, Holzschnitten und
Handzeichnungen koiuineu demnächst bei Alexander Danz zur
Versteigerung. Tie eine, zu welcher auf den 2». Oktober ein-
geladen wird, stainmt aus dem Nachlasse des Dresdener
Kunsthändlers Geller, welcher bei vielen Liebhabern und
Sammlern wegen seiner ausgebreiteten Sachkenntnis nnd
 
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