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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0123
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233

Sammlungen und Ausstellungen. — Zeitschriften.

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steht. Er geht von dem Direktor der archäologischen Schule
der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Athen, Herrn
Valstcin, aus und ist der griechischen Regierung bereits zur
Genehmigung vorgelegt worden. Bisher waren noch keine
Versuche gemacht worden, auf dem Boden, wo das alte
Sparta stand, Nachforschungen mit Hacke und Spaten anzu-
stellen.

Aus Trier. Seit mehreren Monaten werden unter der
kundigen Leitung des Museumsdirektors lleltner auf Anlass
des Kultusministeriums an den Ruinen des hiesigen Amphi-
theaters Ausgrabungen vorgenommen, die zu überraschen-
den Ergebnissen geführt haben. Professor Hettner hebt als
besonders bemerkenswert einstweilen nur die beiden nach-
folgenden Ergebnisse der Arbeiten hervor. Bis jetzt nahm
man an, der östliche Halbkreis des Amphitheaters und der
Boden der Arena beständen aus Fels. Tiefe Gräben, die auf
der Osthälfte jüngst gezogen worden sind, zeigen dagegen,
dass hier Fels nicht vorhanden ist, sondern dass der Hügel
durchweg aus Lehm besteht. Ebenso stieß man in der Mitte
der Arena nicht auf den Felsen, sondern bis in eine Tiefe
von 2,10 m, wo man den Wasserspiegel erreichte, war alles
Lehm; im südlichen Teile der Arena tritt der Fels zu Tage.
Die Auffassung, dass der westliche halbkreisförmige Hügel
künstlich aufgetragen ist, wird zu Recht bestehen bleiben,
nur wurde für den Auftrag nicht Schiefergeröll, sondern
gleichfalls Lehmboden verwandt. Das lehrreichste Ergebnis
der Grabungen besteht aber in der Erkenntnis, dass das
Amphitheater einenTeil der römischen Stadtbefestigung bildet;
ob von allem Anfang an oder, wie es weit wahrschein-
licher scheint, erst seit den späteren Jahrhunderten der rö-
mischen Herrschaft, bleibe zunächst dahingestellt. Das Fun-
dament der römischen Stadtmauer läuft nämlich — 4,60 m
breit — durch die Löwenbrauerei und östlich vom Nordein-
gang des Amphitheaters den Hügel hinauf, ohne auf dem
östlichen Halbkreis irgendwie Fortsetzung zu finden. Hin-
gegen läuft eine in gleicher Technik hergestellte Mauer auf
der Höhe des in der Villa Reverchon und der Villa Lautz
gelegenen westlichen Halbkreises und alsdann westlich vom
Südeingang in die Arena fast genau auf die Erdwälle, welche
im Thale des Weber- und Altbaches liegen und im Trierer
Volksmund als Thalsperren für Naumachieen erklärt werden.
Vom Amphitheater lagen mithin der ganze östliche Halb-
kreis, die Arena und die Sitzplätze des westlichen Halb-
kreises außerhalb der Stadtmauer. Das nördliche Eingangs-
thor der Arena muss, stark befestigt, im stände gewesen
sein, dem Anstürme der Feinde Trotz zu bieten. Diese Füh-
rung des Mauerzuges erscheint im hohen Grade geschickt,
denn der Feind, welcher vom Amphitheater aus die Mauern
nehmen wollte, befand sich in einem Trichter. Für später
ist eine Verfolgung dieser Oststadtmauer in ihrem Verlaufe
nach Norden in Aussicht genommen. (Köln. Ztg.)

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

0. M. Kunstgeicerbemuseum zu Berlin. In der Wohlthä-
tiglccitsausstcllung japanischer Kunstwerke erregen die aus-
gestellten Stickereien die Bewunderung. In erster Linie
eine Hof schleppe, welche die Kaiserin Friedrich von
der Kaiserin von Japan zum Geschenk erhalten hat.
Auf ganz lichtem Atlas von der Farbe eines klaren bläu-
liehen Wassers sind Zweige von Pfirsichblüten gestickt,
die von einem knorrigen Stamm ausgehen und von oben her
an schlanken Zweigen niederhängen, eine Arbeit von herr-
lichstem Geschmack. Künstlerisch imponirend sind Wand-
schirme mit farbiger Seidenstickerei, darunter ein seiner Zeit

vom Baurat Bochmann mitgebrachter Schirm (jetzt im Be-
sitz des Museums von Hamburg und von diesem freund-
lichst hergeliehen) mit Pfauen und weißen Vögeln, ferner
ein ähnlicher des Geheimrats Ende mit einem prachtvollen
Pfauenpaar auf weißem Grunde. Höchlichst bewundert wird
auch der Schirm mit den Tigern im Bambusdickicht (von
Dirksen) und eine Reihe gestickter Schirme mit Blumen
(Wagner & Co.) von einer den Durchschnitt weit überragen-
den Feinheit

VI. Internationale Kunstausstellung in München. Die
Vorarbeiten des Unternehmens der Münchener Künstlerge-
nossenschaft lassen bereits mit Sicherheit erkennen, dass es
sowohl hinsichtlich seines Umfanges, als in betreff seiner
künstlerischen Bedeutung allen Erwartungen entsprechen
wird. Aus allen Ländern und aus dem Reichsgebiete laufen
die günstigsten Nachrichten von den namhaftesten Künst-
lern und Künstlerkorporationen ein. Aller Wahrscheinlich-
keit nach wird der Kgl. Glaspalast, für dessen inneren Um-
bau eine Reihe von wichtigen Veränderungen geplant sind,
eigene Annexbauten erhalten müssen, um allen Anforderun-
gen gerecht werden zu können. Unter anderem ist für die
Architektur zum ersten Male ein besonderer Repräsenta-
tionssaal geplant. Der japanischen Kunst — mit Ausschluss
des Kunstgewerbes — soll versuchsweise ein besonderer Raum
zur Verfügung gestellt werden. Eine große Galerie wird
die Monotonie der ineinander gehenden Säle und Kabinette
unterbrechen, kurz, eine Reihe von neuen Veranstaltungen
werden dem Unternehmen Originalität und besonderes In-
teresse verleihen. Für die Beschickung der Ausstellung durch
Amerika hat sich ein eigenes Komitee gebildet. In Deutsch-
österreich hat das Ministerium unter Bewilligung von 5000
Gulden Staatszuschuss die Genossenschaft bildender Künst-
ler in Wien offiziell mit der Inszenirung der österreichischen
Abteilung betraut. Italien hat den kgl. italienischen Ge-
neralkonsul Herrn A. Oldenbourg zum kgl. Kommissar für
die Ausstellung ernannt. Als Mitglied des Centraikomitees
wurde der Direktor der Kgl. Akademie der bildenden Künste
in München, Professor von Löfftz kooptirt. Für das Aus-
stellungsplakat hat Professor Gysis den Entwurf geliefert.

VERMISCHTE NACHRICHTEN.

O Unter dem Namen Hohenxollcrngalcrie ist am 20. Ja-
nuar in Berlin in einem vom Baumeister JAidwig Heim auf-
geführten Rundbau am Lehrter Bahnhof, in unmittelbarer
Nähe des Ausstellungsparks, ein neues Panorama eröffnet
worden, dessen Schöpfer der jetzt in München ansässige
Maler Ph. Fleischer ist, der schon vor sieben Jahren in
einem großen, die Rückkehr der Arbeiter aus dem Gotthard-
tunnel darstellenden Gemälde seine Befähigung für die Be-
wältigung von Aufgaben großen Stils gezeigt hat. Das
Thema, das ihm von den Unternehmern der Hohenzollern-
galerie gestellt worden war, ließ freilich keine Lösung im
Sinne einer einheitlichen Komposition zu. Dem Beschauer
sollte die Entwicklung des brandenburgisch - preußischen
Staates vom großen Kurfürsten bis auf Kaiser Wilhelm II
vor Augen geführt werden, und dieses Programm zog der
Phantasie des Künstlers Schranken, die unübersteigbar waren.
Durch geschickte Behandlung der landschaftlichen und archi-
tektonischen Hintergründe, die möglichst unauffällig inein-
anderfließen, hat er versucht, eine gewissse Einheit herzu-
stellen, und auf symbolischem Wege hat er diese Einheit
auch erreicht, da dort, wo sich Anfang und Ende der ge-
schichtlichen Darstellung zusammenschließen, die See mit
den Orlogschiffen des großen Kurfürsten und den Panzerko-
lossen Wilhelms II. und mit einem Blick auf Helgoland
 
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