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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Das Mausoleum Kaiser Friedrichs in Potsdam
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0186
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wurde der künstlerische Ratgeber Kaiser Friedrichs,
Geh. Regierungsrat Professor ,/. C. Raschdorff, be-
auftragt, der auch die Projekte Kaiser Friedrichs
für den neuen Dom und den Ausbau des
Schlosses technisch bearbeitet hat. Das Innere
des Rundbaues, der mit einer Laterne auf kupfer-
nem Kuppeldach gekrönt ist, hat eine doppelte
Bogenstellung. Die Bogen werden von schwar-
zen, von bläulichen Adern durchzogenen Syenit-
säulen getragen. Im übrigen ist aber nur helles
Gestein, grauer Marmor und gelbgrauer Sandstein
angewendet worden, und die Kuppel und die Wöl-
bung über dem Altarraum ist mit farbigen Glas-
mosaiken auf Goldgrund dekorirt, so dass die Ge-
samtwirkung eine freundliche und friedliche ist.
Uber dem Triumphbogen sind in den Bogenzwickeln
zu beiden Seiten des kaiserlichen Wappenschildes
zwei Engelsgestalten mit dem Lamme und dem
Kreuze Christi angebracht. Der Altarraum, an dessen
Seitenwänden die von R. Begas geschaffenen Sarko-
phage der Prinzen Sigismund und Waldemar ange-
bracht worden sind, hat seinen vornehmsten Schmuck
durch Rietschels klassische „Pietä" erhalten, die
früher in der Nische des Atriums der Friedens-
kirche aufgestellt war.

TODESFÄLLE.

Zn. Otto Rethel f. Am 7. April ist in Düsseldorf Otto
Rethel, der jüngere Bruder Alfred Rethels, gestorben. Der-
selbe war Historien-, Genre- und Porträtmaler. Geboren am
26. Dezember 1822 zu Aachen, besuchte er die Akademie
zu Düsseldorf, wo sein Bruder, Karl Sohn und Wilhelm von
Schadow seine Lehrer waren. Sein erstes größeres Gemälde
war „Der Gang nach Emmaus" 1845, durch den Kunstverein
für Rheinland und Westfalen an Bart. Suermondt in Aachen
gekommen, dann folgten „Christus und Judas" 1846, „Paulus
und Silas in Griechenland" 1850, „Boas findet Ruth Ähren
lesend" 1855, Museum zu Leipzig, „Rückkehr des Tobias",
„Christus am Oiberg", Evangelische Kirche in Oppeln, und
andere Altarwerke. Später wandte er sich dem Genre zu:
„Wiedersehen nach überstandener Krankheit", „Die kleinen
Gratulanten", „Am Herd", „Im Trauerhaus", „Ernste Kind-
heit", „Das glückliche Alter", „Der zerrissene Rock", „Der
neue Schüler". In seiner letzten Zeit überwogen die Bild-
nisse, deren er eine große Zahl gemalt hat. Alle, die ihn
kannten, rühmen seine liebenswürdige Persönlichkeit.

Der Landschaftsmaler Wilibald Wex, ein Schüler
von Richard Zimmermann, ist am 29. März im 61. Lebens-
jahre in München gestorben.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

A. R. Die Vereinigung der „Elf", eine der jüngsten
Blüten der in bizarre „Vereinsmeierei" ausartenden Sonder-
bestrebungen innerhalb der deutschen Künstlerschaft, hat
am 3. April bei Eduard Schulte in Berlin ihre erste Aus-
stellung eröffnet und damit ein so gründliches Fiasko ge-
macht, dass der Bericht über die erste dieser Ausstellungen

voraussichtlich zugleich ihr Nekrolog sein wird. Weshalb
elf Maler, deren Mehrzahl bereits eine fest und scharf aus-
geprägte Eigenart entfaltet und damit große, wenn auch
nicht immer schöne Erfolge erzielt hat, so dass man auf sie
das Wort anwenden kann: „Sint ut sunt aut non sint", wes-
halb diese elf Männer überhaupt einen Bund geschlossen
haben, ist schlechterdings nicht erklärlich. Wenn es sich
etwa darum handeln sollte, für den extremen, wüsten Na-
turalismus, der durch Max Liebermann verkörpert wird, oder
die jeder Kunst und jeder gesunden Naturauffassung Hohn
sprechenden Hallucinationen eines Herrn L. v. Hofmann, der
aus den Marotten von Böcklin, F. v. Uhde, P. A. Besnard
und der Glasgower Malerschule während seiner Studien in
München und Paris einen neuen malerischen Stil heraus-
destillirt hat, weitere Propaganda in diesem Bunde zu machen,
so wäre es um diejenigen Mitglieder schade, die sich bis
jetzt mit frischem, unbefangenem Blick der treuen Wieder-
gabe der Natur beflissen haben: um den trefflichen, aus
Hamburg gebürtigen Marinemaler Schnars-Alquisl, Hans
Ilerrmann, den Meister der holländischen Städte-, Land-,
Strand- und Flussbilder, Müüer-Kurxuellg, dessen Bilder
vom deutschen Nord- und Ostseestrand immer mehr an kolo-
ristischer und plastischer Kraft wachsen, und Fr. Stahl,
den geistvollen Schilderer des modernen Lebens, der das
künstlerisch hervorragendste Stück zu der Ausstellung bei-
gesteuert hat. Es ist ein Blick von dem beschneiten Mat-
thäikirchhof in Berlin auf den breiten Schienenstrang der
Potsdamer Bahn zur Abendzeit, eine Wiedergabe der ver-
schiedenartigsten, von farbigen Beleuchtungskörpern aus-
gehenden Lichtwirkungen, die vor der stetig fortschreiten-
den Ausbildung der malerischen Darstellungsmittel die
höchste Achtung einflößt. Diese vier Künstler sind mit tüch-
tigen und für sie charakteristischen Arbeiten auf der Aus-
stellung vertreten, unter denen noch Hans Herrmanns „Fisch-
markt an der Geldernschen Kade" in Amsterdam bei herbstli-
cher Morgenstimmung hervorgehoben zu werden verdient; aber
es ist kaum ein Stück darunter, das über ihre früheren Schö-
pfungen hinausgeht und dadurch eine Sonderausstellung unter
einer auf Sensation berechneten Firma rechtfertigt. Das sen-
sationelle Element dieser Ausstellung, aber im schlimmsten
Sinne des Wortes, vertreten außer den beiden genannten
M. Liebermann und L. v. Hofmann Hugo Vogel und zwei
jüngere Berliner Künstler, der Landschaftsmaler W. Leisti-
kow und der Porträtmaler O. Mosson. Liebermann ist mit
einer ganzen Galerie von Ölgemälden, Studien, Pastell- und
Kreidezeichnungen erschienen, die insofern etwas Neues bieten,
als man daraus mit Schaudern gewahr wird, dass Lieber-
mann sich jetzt auch auf die Bildnismalerei geworfen hat.
Wo es sich dabei um naturalistische Privatliebhabereien
handelt, hat die Kritik keine Veranlassung, mit den Be-
stellern zu rechten. Eines der ausgestellten Bildnisse, das
des Hamburger Bürgermeisters Petersen in seiner malerischen
Amtstracht, ist aber, wie eine Aufschrift besagt, im „Auf-
trage der Kunsthalle in Hamburg" gemalt, und damit haben
die Auftraggeber bewiesen, dass sie von den malerischen
und zeichnerischen Fähigkeiten Liebermanns nicht die rich-
tige Vorstellung gehabt haben. So lange er seine die Farben
förmlich mit dem Spachtel fest und patzig hinstreichende
Manier an Kuhhirten, Schafhüterinnen, Netzeflickerinnen
und alten Weibern übt, ist es von Überfluss, sich darüber
sonderlich zu entrüsten. Sobald man aber an irgend einer
offiziellen Stelle den Versuch machen sollte, eine so rück-
sichtslose Behandlung der menschlichen Gestalt für Porträt-
malerei und noch dazu für Porträtmalerei großen Stils, etwa gar
im Geiste eines Frans Hals auszugeben, ist ein entschiedener
 
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