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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0187

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Sammlungen und Ausstellungen, — Vermischte Nachrichten.

Protest geboten. Auch Hugo Vogel hat sich von dem mit
Ehren behaupteten Felde der Geschichtsmalerei guten und
großen Stils, der er sogar ein Stück neuen Lebens eingehaucht
hatte, auf den abschüssigen Pfad des Naturalismus drängen
lassen. Zwei Bildnisse, das einer jungen Dame mit einem
Messinggefäß voll Chrysanthemen in den Armen und das
des Geheimrats Dr. R. Dohme in dunkelblauem Anzug (Knie-
stück), der sich von einem giftgrünen Hintergrunde abhebt,
der vermutlich eine aufsteigende Wiese darstellen soll, sind
neue Zeugnisse seiner naturalistischen, sich immer mehr
in geschmacklose Experimente verirrenden Neigungen. Einige
Landschaften von W. Leistikow und ein Damenbildnis von
G. Mosson sind in der Art der sonderbaren Schwärmer ge-
malt, die sich zu der Ansicht bekennen, dass die Natur und
die Dinge, die darinnen sind, beständig von zitternden grünen,
bläulichen, rosafarbenen und violetten Reflexen umflossen
sind und daher auch mit allen sieben Farben des Spektrums
bemalt werden müssen. Am bescheidensten tritt noch F.
Skarbina auf, der bei solchen Gelegenheiten nicht zu fehlen
pflegt. Sein junges Mädchen in einer von rötlichem Wein-
laub umrankten Laube, durch deren Spalier die Sonne dringt,
ist eine anziehende und im ganzen auch wohl gelungene
Lichtstudie. Der elfte im Bunde, J. Alberts, ist ein nüch-
terner Realist, der in einer Beichte auf dem Hallig Oland,
einem kahlen Kircheninterieur mit fünf Figuren, und einem
Stück aus der Antikenabteilung des Berliner Museums mit
einer jungen Dame auf einer Bank trockene, aber sorgfäl-
tige Abschriften der Natur giebt.

Vom Komitee der VI. internationalen Ausstellung in
Münclien erhalten wir nachfolgende Mitteilungen: In beson-
ders glänzender Weise werden die polnischen Künstler ver-
treten sein, welche Herrn von Wrotnowshi mit der Organi-
sation ihrer Ausstellung betraut haben. Für Dänemark wurde
von der dortigen kgl. Regierung Herr Maler Charles Hinne
als Kommissär ernannt, von Schweden wurde die gleiche
Stellung Herrn Maler Oskar Björck übertragen. Aus beiden
Ländern lief die Nachricht ein, dass die Beteiligung eine
außerordentlich rege werden würde. Vom ungarischen Staate
wird nunmehr gleichfalls eine offizielle Kollektivabteilung
organisirt. Für die Beteiligung Spaniens ist Ihre Kgl. Ho-
heit Frau Prinzessin Maria de la Paz, Gemahlin Sr. Kgl.
Hoheit des Prinzen Ludwig Ferdinand von Bayern, thätig;
es unterliegt keinem Zweifel, dass diese Abteilung wie in
früheren Jahren einen der hervorragendsten Anziehungs-
punkte der Ausstellung bilden wird. An der Spitze der schot-
tischen Abteilung steht die schottische Akademie, von welcher
die erfreulichsten Nachrichten über den Umfang der Be-
schickung eingelaufen sind. Die Royal Society of Painter
Etchers wird eine hochinteressante Kollektion schicken. In
Mailand, Rom, Neapel, Palermo, Venedig, Turin, Florenz,
Lucca, Parma, Bologna, Modena, Urbino und Carrara wur-
den auf Grund Ministerialerlasses durch die daselbst befind-
lichen Akademien eigene Jurys für die Münchener Ausstel-
lung ernannt. Von Paris aus hat die Societe des aquafor-
tistes francaise um Überlassung eines eigenen Saales ersucht.
Bezüglich Amerikas teilte Staatssekretär Blaine mit, dass
beim Kongress die Bewilligung von Mitteln für die Ausstat-
tung der amerikanischen Abteilung beantragt worden sei.
Vom Centraikomitee wurde im Januar Herr Maler Charles
Ulerieh als Delegirter nach Amerika abgesandt, um sowohl
mit den dortigen Künstlern, wie auch mit den Redaktionen
der amerikanischen Blätter direkt zur Förderung der Inter-
essen der Ausstellung in Verbindung zu treten. Für die
Architekturabteilung wurden von den Besitzern des Nach-
lasses der Architekten Freiherrn von Hansen, Freiherrn von

Ferstet und Semper die Überlassung der interessantesten Ent-
würfe und Pläne bewilligt.

b. — Sächsische Sammlungen für Kunst und Wissen-
scliaft. Dem von der sächs. Regierung der zweiten Kammer
erstatteten Berichte über die Verwaltung und Vermehrung
der königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft
ist zu entnehmen, dass die eigenen Einnahmen der Samm-
lungen, für welche in der Periode 1886/87 160000 M., für
die Periode 1888/89 aber 1751(30 M. eingestellt waren, den
Voranschlag je um 7157 und 4470 M. überstiegen. Diese
Mehreinnahmen finden in der bedeutenden Zunahme der
Besucherzahl ihre Erklärung, denn diese betrug im Jahre 1887
400094, 1888 412985 und 1889 435918. Indes erforderten auch
die Ausgaben für die Berichtsperiode bei einem Gesamt-
betrage von 547766 M. gegen den Voranschlag ein Mehr von
29100 M. Die beträchtlichsten Summen wurden für die
Vermehrung der öffentlichen Bibliothek (53632 M.), der
Gemäldegalerie (32015 M.) und des Kupferstichkabinetts
(20217 M.) verwendet. Geschenke gingen auch in dieser
Periode wieder, und in noch reicherer Anzahl als früher, den
Sammlungen zu, indem von Regierungen, Anstalten, Gesell-
schaften und einzelnen Personen deren nicht weniger als
1072 gemacht wurden. Bei der Gemäldegalerie steht leider
den Zugängen auch ein Abgang gegenüber, indem am 20.
August 1889 ein wertvoller kleiner Niederländer des 17.
Jahrhunderts, Adrian Brouwers „Brustbild eines jungen Mannes
mit geöffnetem Munde", entwendet wurde.

VERMISCHTE NACHRICHTEN.

t*t Die Angelegenheit der Galerie Sciarra wird immer
dunkler und verwickelter. Soviel scheint jedoch festzu-
stehen, dass der Fürst die Hauptstücke der Galerie nach
Paria geschafft hat, um sie dort bei günstiger Gelegenheit
zu verkaufen. Das Neueste über den Stand der Angelegen-
heit bringt folgende Darstellung des Pariser „Figaro": „Die
italienische Regierung ist entschlossen, nicht locker zu lassen.
Man weiß, wo die Gemälde in Paris aufbewahrt werden;
man kennt die Namen der Experten und Kunstliebhaber,
mit welchen der Fürst in Verhandlung getreten ist, und
man erwartet nur Weisungen aus Rom zu weiterem Vor-
gehen. Wenn die Gläubiger des Fürsten die Bankerott-
erklärung durchsetzen, wird augenblicklich eine Bitte um
Genehmigung zur strafgerichtlichen Verfolgung an das
italienische Parlament gerichtet werden, welches wahr-
scheinlich die Auslieferung des Fürsten genehmigen wird.
Wenn die Bankerotterklärung nicht erreicht wird, hat der
Fürst den Ausweg, mit seinen Bildern nach Amerika zu
gehen. Versucht er endlich, sie in Paris loszuschlagen, so
könnten die französischen Gerichte im Namen der Gläubiger
ihr Veto einlegen. Die Polizei kennt diejenigen, welche
wahrscheinlich die Bilder kaufen würden, und hält sie
scharf im Auge." Nach den letzten Nachrichten hat die ita-
lienische Regierung den Schlupfwinkel entdeckt, in dem
die Bilder verborgen sind.

n% In der Münchener Künstlergenossenschaft ist eine
Spaltung ausgebrochen, deren erste Folge ist, dass sich 70
bis 80 Künstler zu einem besonderen Verein zusammenthun
wollen. Sie beabsichtigen, eine internationale Gesellschaft
nach Art der Societe Nationale des Beaux Arts in Paris zu
gründen und bloß wirklich hervorragende Künstler aufzu-
nehmen. Davon ist allerdings in nicht wenigen Fällen be-
reits Abstand genommen worden, und die Partei enthält
überhaupt heterogene Elemente, deren gemeinschaftliches Zu-
sammenarbeiten auf die Länge um so unwahrscheinlicher
ist, als sie kein solches Ziel haben Die „Allgemeine Ztg.",
 
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