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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Die arabischen Denkmale Ägyptens und das Komitee zu deren Erhaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0095

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HEEAUSGEBEE:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN KÖLN

Heugasse 68. Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. III. Jahrgang. 1891/92. Nr. 10. 31. Dezember.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. -- Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

DIE ARABISCHEN DENKMALE ÄGYPTENS
UND DAS KOMITEE ZU DEREN
ERHALTUNG.

Sobald die mächtigen Khalifen, Sultane und
Meluk (Könige) von Ägypten, oder deren reiche
Würdenträger eine Gama1), Medresse2), Chankä3)
oder wie alle die religiösen Bauten sonst heißen
mögen, die wir mit dem einen Worte: Moschee zu
bezeichnen gewohnt sind, — sobald sie eines dieser
prächtigen Werke vollendet hatten, erklärte es der
Erbauer feierlich für ein dem Allah dargebrachtes
Geschenk und bestimmte die Güter, die zu dessen
Unterhaltung dienen sollten.

Häuser, öffentliche Bäder, Verkaufshallen, Er-
träge von Dörfern, Städten, ja selbst Häfen wurden
als religiöse Legs bestimmt und befohlen, „dass
nichts daran geändert werde, noch gerüttelt bis dass
es Gott gefallen wird, zu erben Himmel und Erde"
— so heißt es am Schlüsse einer ähnlichen Ur-
kunde, gegeben von dem Fatimidenkhalifen el-Häkem
bi Amr Illah (996—1021 I. C.) anlässlich der Dota-
tion der Moschee el-Ashar.

Viele Jahrhunderte hindurch hatte fast ein jedes
religiöse Bauwerk mit seinen frommen Legaten einen
speziellen Nasir (Direktor ), dem die Verwaltung an-
vertraut war. Später begann man mehrere davon
in einer Hand zu vereinigen und schließlich wurden
unter der Regierung des Khediven des Ismail Pascha
fast alle Wakfs (wakf, spr. uakf = leg, Mehrzahl:

1) Große Moschee.

2) Schule, deren Hauptbestandteil immer eine Moschee ist.

3) Eine Art Kloster, mit einer Moschee verbunden.

aukäf) in einem Ministerium vereinigt, das wieder
seit dem Jahre 1882 in eine „Generaldirektion der
Wakfs" umgeändert wurde.

So kam es, dass diese Direktion dazu berufen
ist, über alle Baudenkmale zu wachen, mit denen
die mohamedanischen Machthaber Ägypten ge-
schmückt haben und in erster Reihe, die herrliche
Khalifenstadt Kairo.

Die Geschichte gedenkt verschiedener Fälle von
Restaurationen von Moscheen und wenn man ihr
Glauben schenken soll, so entsprangen diese Ar-
beiten der Liebe für das betreffende Bauwerk; aber
in den politischen Kämpfen späterer Zeit, schwand
hierfür das Interesse; die frühere gewissenhafte Ar-
beit machte der Entstellung Platz, später genügte
dann auch die beste Absicht nicht mehr — das
Verständnis für die alte Kunst kam abhanden.
Diesem Umstände haben wir den verwahrlosten Zu-
stand so vieler Bauwerke zuzuschreiben.

Um dieser Lage der Dinge abzuhelfen, schuf der
regierende Khedive mittels Dekret vom 18. Dez. 1881
das Komitee zur Erhaltung der arabischen Denk-
male (Comite de conservation des monuments de
l'art arabe), welches sich, wie übrigens aus seiner
Benennung erhellt, ausschließlich mit den Kunst-
erzeugnissen der neuen Kultur Ägyptens befasst.

Der zweite Artikel des Dekretes giebt die Vor-
rechte (Attributions) des Komitees an, aus denen wir
folgendes entnehmen:

„1° Proceder ä l'inventaire des monuments
arabes presentant un interet artistique ou historique;

„2° Veiller ä l'entretien et ä la conservation de
ces monuments, en avisant le ministre des Wakfs des
travaux ä executer et en lui signalant les plus urgents
 
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