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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Frimmel, Theodor von: Ernst Wilh. von Brücke in seinen Beziehungen zu Kunst und Kunstwissenschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0218

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Konkurrenzen. — Todesfälle. — Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen.

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stücke" Brückes mehr gelesen, so würden auch
manche öffentliche Galerien und private Gemälde-
sammlungen besser gehängt werden, als es in Wirk-
lichkeit geschieht.

Wie sehr nutzbringend übrigens Brücke durch
seine kunsttheoretischen Schriften dennoch gewirkt
hat, wie sehr seine den Vorträgen eingestreuten
Bemerkungen über bildende Künste auf fruchtbaren
Boden gefallen sind, lässt sich zwar schwer im ein-
zelnen beweisen, doch ist es auffallend, dass den
meisten seiner Schüler, die sich über das Niveau
der Mittelmäßigkeit herausgearbeitet haben, eine
merkbare Neigung zum Studium der bildenden
Künste eigen ist. Sogar unter denjenigen, die sich
fürs Leben auf Physiologie geworfen haben, giebt
und gab es solche, die über hundert Angelegenhei-
ten auf dem Gebiete der bildenden Künste klarere
Begriffe haben, als viele Künstler und Kunstgelehrte.
Hier ist insbesondere Sigmund Exner zu nennen und
der leider zu früh verstorbene Ernst von Fleischl,
beide vollendete Physiologen, denen man dennoch das
feinste Verständnis für Kunst zusprechen muss. Begreif-
lich erscheint das: giebt es doch für die Kunstwissen-
schaft im allgemeinen, für Ästhetik und Kunst-
kennerschaft, fürs Verständnis der Kunsttechnik im
besonderen keine bessere Vorschule als die natur-
wissenschaftliche, wobei ja für den Kunsthistoriker
die geschichtliche Schulung unerlässlich ist.

Bei Brücke hatte sich das feine Kunstverständnis
unter den obwaltenden Umständen wie ganz von selbst
zu entwickeln angefangen. Es wurde später durch
Vertiefung in die kunsttheoretische Litteratur, die
Brücke vollkommen beherrschte, gesteigert, wie denn
auch auf den Ferienreisen aus den Kunstsammlungen
die reichste Erfahrung gewonnen wurde. Bei den
bedeutenden Kunstausstellungen hier in Wien war
Brücke fast regelmäßig unter den Besuchern zu
finden. Den Leitern des Österreichischen Museums
für Kunst und Industrie, sowie der Wiener Kunst-
gewerbeschule hat Brücke von Anbeginn an be-
ratend zur Seite gestanden, so dass man ihn wohl
mit zu den Faktoren zählen darf, denen die genannten
Institute ihr rasches Aufblühen verdanken.

TH. FRIMMEL.

KONKURRENZEN.

%* Zu einem Wettbewerb um Entwürfe zu einein Kunst-
gewerbemuseum in Flensburg sind die Preise auf die Pläne
der Herren Prof. H. Stier in Hannover (1. Preis, 1800 M.),
Professoren Neumeister und Bischoff in Karlsruhe (2. Preis,
1200 M.) und Architekten Schulz und Schliehting in Berlin
(3. Preis, 800 M.) gefallen.

TODESFÄLLE.

%* Der franxösisciie Karikaturenzeichner Alfred Grevin
ist in Saint Mande am 5. Mai, 65 Jahre alt, gestorben.

*„* Der amerikanische Landschaftsmaler Foxcroft Cole
ist am 2. Mai in Boston, 55 Jahre alt, gestorben. Er hatte
sich in Paris bei Lanibinet und später bei dem Tier- und
Landschaftsmaler Charles Jacque gebildet und war seit dem
Ende der sechziger Jahre in Boston thätig.

PERSONALNACHRICHTEN.

*** Der Mimchener Architekt Gabriel Seidl hat von
der deutschen Reichsregierung den Auftrag erhalten, in Chi-
cago die Vorbereitungen für die bauliche Gestaltung und
Einrichtung der deutschen Kunst- und Kunstgewerbeabtei-
lung zu treffen.

x. Herr Dr. K. Koelitz in Karlsruhe wurde zum In-
spektor an der Kunsthalle daselbst ernannt.

Z. Wien. Prämiirte Künstler. Auf Grundlage des
Spruches der für die Zuerkennung der Protektormedaillen
zur heurigen Jahresausstellung gewählten Jury verlieh der
Erzherzog Karl Ludwig in Gemäßheit der Stiftungsurkunde
die von demselben gestifteten Protektormedaillen an nach-
benannte Künstler: 1. Eine goldene Medaille, bestimmt für
einen Künstler des Auslandes, dem Bildhauer Walter Sehott
in Berlin für seine Doppelmarmorbüste „Kinderporträts" und
Gipsbüste „Porträt". 2. Zwei goldene Medaillen, für Künstler
des Inlandes bestimmt: a) dem Maler Eduard Veit Ii in Wien
für seine Olstudien: „Konkurrenzentwürfe für die malerische
Ausschmückung des Kunsthofes im Prager Rudolfinum"; b)
dem Maler Benes Knüpfer aus Prag in Rom für das Ölge-
mälde „Tritonenkampf". — Die Jury für die Zuerkennung
der Ehrendiplome und Staatsmedaillen hat diese Auszeich-
nung nachstehenden Künstlern zuerkannt: 1. das Ehren-
diplom: Francisco de Pradilla für „Messe vor der Wallfahrts-
kapelle in Guia"; 2. die goldene Medaille, welche, ursprüng-
lich für vier Künstler zugestanden, von dem Herrn Minister
für Kultus und Unterricht in Berücksichtigung der zahlreich
eingelangten hervorragenden Meisterwerke für dieses Jahr
ausnahmsweise an die nachbenannten sechs Künstler bewil-
ligt worden ist: Louis Oscar Roty für gegossene und ge-
schlagene Medaillen, Gabriel Max für „Die ekstatische Jung-
frau Katharina Emmerich", "Fritz August v. Kaulbach fü
„Porträts", Kasimir I'ncJiwalski für „Porträts", Adolphe Dag-
nan-Bouveret für „Maria mit dem Kinde", John R. Reid für
„Die Schiffbrüchigen"; 3. die silberne Medaille: Arthur Kampf
für „Einsegnung Freiwilliger im Jahre 1813", Hans Scherpe
für „Grabdenkmal", Karl Moll für „Die römische Ruine in
Schönbrunn", Adolph Hirschl für „Prometheus", Alois Hans
Schräm für „Gloria", Anton Brenek für „Kaiser Joseph iL"

Der Maler K. W. Diefenbach ist vom Verwaltungsiate
des Osterreichischen Kunstvereins mit Stimmeneinheit zum
Ehrenmitgliede des Osterreichischen Kunstvereins und zu-
gleich zum Mitgliede des Verwaltungsratskollegiums gewählt
worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

— Köln. Das Kunstgewerbemuseum wurde im Monat
März von 1732 Personen besucht, die Bibliothek und Vor-
bildersammlung von 487 Personen. Die letzteren waren 385
Architekten, Zeichner und Handwerker und 102 Nichthand-
werker. Benutzt wurden 278 Mappen Vorbilder und 1032
Buchwerke. Der Gesamtbesuch des Jahres vom 1. April 1891
bis 31. März d. J. beziffert sich für die Sammlung auf 28194
 
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