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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Lampel, Adolf: Die Monogramme Jesu Christi
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0087

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBEK:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN
Heugasse 58.

KÖLN
Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. III. Jahrgang.

1891/92.

Nr. 9. 24. Dezember.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift iur bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, a 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an

DIE MONOGRAMME JESU CHRISTI.

von ADOLF LAMPEL.

Den Monogrammen Jesu Christi, unter welchen
die aus einem oder mehreren in einander ver-
schlungenen, beziehungsweise neben einander ge-
stellten Buchstaben seines Namens gebildeten Zeichen
und Figuren verstanden werden, begegnet man viel-
fach im Leben, und doch ist die Natur der ver-
schiedenen Zeichen, wie dieselben entstanden, und
wie sie sich historisch entwickelt haben, wenig be-
kannt, ja es sind häufig hierüber recht verkehrte
und irrtümliche Meinungen verbreitet, so dass eine
kurze übersichtliche Darstellung der Sache nach
dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft, in
welcher übrigens auch noch manches unaufgeklärt
geblieben ist, wohl nicht unwillkommen sein dürfte.

Von diesen Monogrammen giebt es drei Haupt-
arten und zwar:

a) für den Namen Christus,

b) für den Namen Jesus,

cl für den Namen Jesus Christus.
Das Monogramm Christi ist aus den beiden
ersten Buchstaben des mit Monumental-, beziehungs-
weise Kursivschrift geschrieben Wortes XPI2T02,
Christos, gebildet, also aus X (%, chi) P ((>, rho).
Bei der häufigen Anwendung dieses Monogramms
sind die Schriftzüge nicht immer dieselben geblieben,
sondern haben sich im Laufe der Zeit etwas ver-
zogen und verändert, so dass allmählich mehrere
Dutzend Abweichungen entstanden und in Gebrauch
gekommen sind. Als die gebräuchlichsten können

die Monogramme}^, "F , und auch ^ be-

zeichnet werden.

Für den Namen Jesus besteht das Monogramm
aus den beiden ersten Buchstuben des Wortes
IIISOYS, und zwar aus III; auch wurde manchmal
noch ein dritter griechischer Buchstabe Y hinzuge-
fügt, wie in HIY, oder als dritter Buchstabe sogar
ein lateinisches großes S, wie in IHS, beigegeben.

Für die beiden Namen Jesus Christus finden sich
die Zeichen IIIS XPS vor, die auch einfach zu-
sammengezogen werden in , ein Monogramm,
welches aus den zwei Anfangsbuchstaben / (von
Jesus) und X (von Christus) gebildet ist.

Was nun zunächst das erstgedachte Monogramm
Christi betrifft, so nimmt man in der Regel an, dass
dasselbe von Konstantin dem Großen herrühre;
das ist jedoch nicht der Fall, wie wir weiterhin
sehen werden.

Als der Kaiser Konstantin mit Maxentius um
die Herrschaft stritt, hatte er, wie der griechische
Kirchenschriftsteller Eusebios, der es vom Kaiser
selbst gehört haben will, (de vita Const. I, 28—31)
berichtet, vor seinem Zusammenstoß mit seinem
Gegner an der Milvius-Brücke über den Tiber bei
Rom 312 n. Chr. eine Vision, in welcher er beim.
Untergange der Sonne oberhalb derselben ein leuch-
tendes Kreuz mit der Inschrift: iovrq> vixa, d. h
„Durch dieses siege", erblickte. In der darauf fol-
genden Nacht soll ihm Christus selbst erschienen
sein und ihm befohlen haben, sich nach diesem
Himmelszeichen ein Bild machen zu lassen und das-
selbe als Schutzmittel im Kriege zu gebrauchen.
Konstantin ließ nun, so wird erzählt, durch Künstler,
denen er seine Angaben machte, das Zeichen an-
fertigen. Diese nahmen einen goldenen Speer und
 
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