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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0147
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27f,

Vom Kunstmarkt.

276

fassen. Es wird jedoch bemerkt, dass von Skulpturen nur
Originalmodelle oder ausgeführte Originale, von Werken des
Kunstdruckes nur solche zugelassen werden, welche noch
nicht in den Kunsthandel gelangt sind. Kunstwerke, welche
in Prag bereits öffentlich ausgestellt waren, sowie Kopieen
sind ausgeschlossen. Jeder Künstler darf nicht mehr als
drei Werke derselben Gattung zur Ausstellung bringen. Cy-
klische Darstellungen gelten als ein Werk. Die Vereinsleitung
behält sich jedoch das Recht vor, in besonders wünschens-
werten Fällen eine größere Anzahl von Werken eines Künst-
lers zuzulassen. Die Anmeldung zur Ausstellung hat spätestens
bis 20. März 1894 mittelst der von der Vereinsleitung aus-
gegebenen Anmeldeformulare zu erfolgen. Circulare und
Anmeldeformulare erliegen bei den Vorständen sämtlicher
Kimstvereine und Kunstakademieen Österreich-Ungarns und
Deutschlands sowie bei den Sammelstellen in Wien, Mün-
chen, Berlin und Paris.

Düsseldorf. Die Ausstellung der Münehener „24" bei
Schulte weist allerlei Interessantes auf, was durch die Namen
Benno Becker, Ludwig Dill, Julius Exter, Albert Keller,
Hugo von Habermann, Gotth. Kühl, Wilhelm Trübner, Fritz
von Uhde und andere verbürgt wird. Wie gewöhnlich:
Gutes und Böses neben- und durcheinander. Im ganzen
macht die Sammlung den Eindruck von einer Reihe von
Versuchen in der „Experimentaloptik", ein Ausdruck, der
mir, aus dem Munde eines Malers, mit dem ich die Aus-
stellung besuchte, sehr glücklich getroffen erschien: Experi-
mente und wieder Experimente, aber kein Ganzes, noch
immer dieses Suchen nach Niedagewesenem und doch nicht
innerlich Empfundenem, noch immer mehr Verstand, Eitelkeit
und Koketterie als Gemüt und Seele. Die „24" sind in der Zeit-
schrift schon von anderer Seite ausführlich behandelt wor-
den. Ich möchte daher nur noch einiges herausgreifen, was
mir beim Rundgang in die Augea fiel. TIhda ist nicht
vorteilhaft vertreten; das Bild ist als Studie für den Maler
in Bezug auf die Lichtwirkung von Interesse; inhaltlich will
es nichts sagen als: „so wirkten die drei Figuren in dieser
Beleuchtung". Darüber lässt sich übrigens auch wieder
streiten, aber weshalb? So nüchtern ist es gewesen und so
bat Uhde es gemalt. Wer das liebt, für den ist es eben gut;
von dem seelischen Zug, von dem Gemüt, welches Uhde
hineinlegen kann, ist hier aber nichts zu spüren. Daneben
hängt ein Exter. Ein Gegensatz! Die Frau mit dem Säug-
ling ist krank, grün ist die Hautfarbe, blau der Himmel
dahinter, eine Wolke ist vom letzten Abendschein rosig be-
leuchtet hinter dem dunklen Wald. Stimmung ist das,
aber traurige, trostlose Grabesstimmung. Exter ist krank,
aber er kann viel. Einen Schritt weiter hängt eine kolo-
ristisch interessante Studie von Mathias Bauer. Flott hin-
gemalt, Wirkung und Farbeneinheit, aber nun weiter! Jetzt
den Schritt thun, der vom Versuch zum Ganzen, zum Kunst-
werk führt, die That muss folgen! Am erfreulichsten ist Fried-
rich Fehr. Seine zwei Balletteusen sind zwar nicht besonders
originell (man sieht so etwas in Paris vielleicht noch besser,
„chicker"), aber sie sind flott gezeichnet und die Beleuchtung
trefflich beobachtet. Daneben hängt ein sehr skizzenhafter
Sehlittgen. Seine Kraft scheint in der Zeichnung zu liegen.
Das zweite Bild von Fehr ist vielleicht das einzige fertige
Bild der ganzen Sammlung. Feine Zeichnung, vornehme Grazie
und technisches Können bei äußerst zartem „Tongefühl" und
Stimmung vereinigen sich zu einem erfreulichen Ganzen.
Warum das bei so vielen der anderen, die „auch was können",
nicht der Fall ist?" Wer giebt Antwort? — nn.

Düsseldorf. Im oberen Saale bei Ed. Schulte hat
Waller Petersen eine größere Kollektion von Gemälden,

Skizzen und Studien ausgestellt, deren Mittelpunkt mehrere
Bismarck-Porträts, Studien und Zeichnungen bilden. Sieht
man heute ein in Ol gemaltes Bismarck-Bild, so denkt man
gleich an jenen „Gewaltigen", der den Gewaltigen so dar-
gestellt hat, wie er als Charakter, als machtvolle Indivi-
dualität dasteht, seine Umgebung körperlich um Hauptes-
länge, wie geistig um „noch einige Längen" mehr, überragend.
Da somit unsere Erwartungen natürlich hoch gespannt sind,
so werden sie auch leicht enttäuscht, wenn die Darstellung
der gewaltigen Individualität des Alten von Friedrichsruh
nicht mit einem Lenbach Stich halten kann. Das relativ
kräftigste ist das, allerdings an nicht unbekannte Vorgänger
angelehnte „Bismarck im Reichstage". Auffassung und kräf-
tiges Kolorit passen hier zusammen. Die Bleistiftzeichnungen,
welche den Fürston, die Zeitung lesend, mit der langen Pfeife
zurückgelehnt darstellen, sind auch gut. Einige von Petersen's
Kompositionen weisen hübsche Zeichnung und ebenso tiefen wie
noblen koloristischen Klang auf. Dass er die „Alten" gern
und ernst studirt, zeigen eine ganze Reihe von Kopieen nach
van Dyck, Rembrandt und Velazquez aus den Galerieen von
Braunschweig und Wien. Die vornehmen Töne bei van Dyck
und die Glut Rembrandt's ist gut wiedergegeben. Auch
einige Pastell-Porträts sind sehr lebendig und geschickt.
Aus der ganzen Kollektion erkennt man den fleißigen,
tüchtigen und vielseitigen Künstler. — In der Kunsthalle
sind zwei tüchtige Düsseldorfer mit Studien vertreten. Ad.
Uns gehört zu den frischesten Landschaftern der jüngeren
Generation. Seine kleinen „Naturausschnitte" sind reizend
empfunden, frisch und lebendig in Zeichnung und Farbe,
zuweilen mit gesundem Humor getränkt. So die trefflich
beobachtete und gezeichnete Sauherde, welche auf dem Felde
ihr Nachmittagsschläfchen hält. — Der zweite A. Montan
ist mit einer Reihe Interieurstudien vertreten, welche das
kräftige Farbentalent zu voller Geltung bringen. Es ist
ein ganz überraschender Fortschritt seit zwei Jahren. Nur das
Figürliche ist noch manchmal störend in der Zeichnung.
Aber die frische Farbenfreude hilft darüber hinweg. Vivant
sequentes! nn.

VOM KUNSTMARKT.

Berlin. Im Anschluss an die am 12. März stattfindende
Versteigerung der Galerie Liebermann kommt am 13. März
und den folgenden Tagen die Sammlung kunstgewerblicher
Gegenstände durch H. Lempertz Söhne in Köln unter den
Hammer. Auch sie legt Zeugnis ab von dem feinen Ge-
schmack ihres Urhebers. Da sehen wir hervorragende Mar-
morstatuen und Büsten, Möbel der kostbarsten Art, und diese
angefüllt mit teils älteren, teils neueren Goldschmiedearbei-
ten, Nippsachen, Miniaturen und Kleinodien. Kostbare
Schreine und Kassetten, herrliche Schau- und Zierstücke aus
Edelmetall, eine Sammlung von 84 Stück der aus Barock-
perlen in Email und Edelmetall gebildeten Stücke; ferner
eine Reihe von Gegenständen aus dem Nachlasse des Königs
Ludwig II. von Bayern verdienen besondere Hervorhebung.
Die Abteilung der Textilindustrie ist ausgezeichnet durch
Musterstücke früherer Jahrhunderte, dergleichen an Selten-
heit, Schönheit und guter Erhaltung in Privatsammlungen
in solcher Menge kaum je sich zusammenfanden. Baldachine,
Portieren, kostbare gestickte Decken, darunter viele venezia-
nischer Herkunft, bilden die reiche Folie für die sonstigen
Kostbarkeiten aller Art, deren Reichtum nur angedeutet
werden kann. Der 1751 Nummern umfassende Teil des
Katalogs ist wieder opulent ausgestattet, durch eine Reihe
 
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