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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0076
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139 Nekrologe. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vereine und Gesellschaften. — Ausgrabungen. 141)

Mitglieder zu verausgabenden Blatte. Es ist dies eine Ra-
dirung von Mr. R. W. Macbeth nach dem sehr populären
Bilde von Davis „Im Sommer". Mr. Macbeth ist ein Radirer
von so wohl begründetem und allgemein anerkanntem Rufe,
dass es nur der Bemerkung bedarf: auch diese Radirung
hält sich auf der Höhe seiner Meisterschaft. Endlich ist vor
einiger Zeit bei Dunthorne auch eine Radirung nach einem
alten Meister, dem Sandro Botticelli, herausgekommen. Der
Radirer, Mr. Jasinski, gehört zu den Schülern des verstor-
benen Le Rat, und derselbe hat das Original von Botticelli's
„Primavera", mit erstaunlicher Treue und im Geiste des
großen Meisters wiedergegeben.

NEKROLOGE.

%* Der italienische Bildhauer Giuseppe Grandi, der
zahlreiche Denkmäler berühmter Männer für Mailand, Como
und andere lombardische Städte geschaffen hat, ist am
30. November in seinem Landhause bei Varese gestorben.
Ein von der Stadt Mailand bei ihm bestelltes, figurenreiches
Denkmal zur Erinnerung an die „Cinque giornate", die Mai-
länder Revolution von 1848, hat er vollendet hinterlassen.

*** Der französische Geschichlsmaler und Lithograph
Jean Gigoux, ein Vertreter der romantischen Malerei in der
Art von Delacroix, ist am 12. Dezember, fast 89 Jahre alt,
in Paris gestorben.

DENKMÄLER.

%* Eine von Prof. Geyer geschaffene Marmorbüste Karl
Boetticher's, des Verfassers der „Tektonik der Hellenen",
ist am 30. November im Lichthofe der technischen Hoch-
schule in Charlottenburg feierlich enthüllt worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

%* Für das städtische Museum in Köln ist, wie der
„Vossischen Zeitung" geschrieben wird, bei der Versteige-
rung der Baudot'schen Sammlung in Dijon der kleine Altar-
aufsatz des früheren Karthäuserklosters in Dijon für 9000
Francs erworben worden. Das Werk ist vorzüglich erhalten,
die Gemälde auf ihm wurden von Waagen als die besten
Leistungen der damaligen burgundischen Schule bezeichnet.
Urheber ist Melchior Broederlam,, Maler des Herzog Philipp
des Kühnen (1342—1404). Das Museum in Dijon erwarb
ein Bild von Bellegambe, die Dreifaltigkeit, für 4200 Francs.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

S. Berlin. Unter ungewöhnlich zahlreicher Beteiligung
nahm die Archäologische Gesellschaft am Dienstag, den 6.
Novemb. unter Vorsitz des Herrn Conze ihre Zusammenkünfte
nach der Sommerpause wieder auf. Vor Eintritt in die Ta-
gesordnung sandte sie ihrem ersten Vorsitzenden, Herrn Cur-
tius, der vor 50 Jahren gerade an diesem Tage als Professor
in den Lehrkörper der Berliner Universität eingetreten war,
einen telegraphischen Gruß. Nach einigen geschäftlichen
Mitteilungen seitens des Vorsitzenden und Archivars setzte
Herr Pomtow seine dankenswerten, in der Julisitzung begon-
nenen Berichte über die Ergebnisse der französischen Aus-
grabungen in Delphi fort, woran sich eine kurze Aussprache
zwischen den Herren Kalkmann, Puchstein und dem Vor-
tragenden knüpfte. Sodann erörterte Herr Winnefeld an der
Hand eines neuen Planes der sog. sechsten Stadt die Resul-
tate der diesjährigen Grabungen auf dem Hügel von Hissar-
lik, die die Befestigungs- und Thoranlagen der „mykenischen"
Niederlassung in überraschender Ausdehnung frei gelegt

haben. Der auf der Tagesordnung stehende Vortrag des
Herrn Belger über Mykenae musste wegen vorgerückter Stunde
auf eine spätere Sitzung verschoben werden. Doch teilte der
letztere noch einige Beobachtungen über gewundene und
nach oben sich verbreiternde Säulen der mykenischen Periode
mit, an die Herr Adler Mitteilungen über ähnliche Säulen
in Ägypten sehloss.

%* Der vor xtvei Jahren gegründete deutsche Kunst-
verein in Berlin, der jetzt etwa 1700 Mitglieder zählt, hielt
am 11. Dezember seine Generalversammlung ab. Dem Ver-
ein soll durch neue Satzungen eine festere Grundlage ge-
geben werden. Durch den ersten neuen Paragraphen wird
der Name des Vereins in „Deutscher Kunstverein" umge-
wandelt und als Sitz Berlin bestimmt. Der Zweck des
Vereins soll dadurch erreicht werden, dass der Verein nach
Maßgabe seiner Mittel gute Kunstwerke zeitgenössischer
deutscher Künstler, sowie gelegentlich künstlerisch aus-
gezeichnete Stücke des deutschen Kunsthandwerkes ankauft
und einmal alljährlich unter seine Mitglieder verlost, und
jedem Mitgliede mindestens alle zwei Jahre einen Kunst-
gegenstand darreicht. Ferner sollen regelmäßige Vereins-
publikationen, sowie Vorträge und andere Unternehmungen,
die geeignet sind, das Kunstinteresse zu fördern, veranstaltet
werden. Nach Genehmigung der neuen Satzungen wurde
der Vorstand gewählt, der hinfort aus 24 Mitgliedern, dar-
unter mindestens acht Künstler, besteht. Außer den frü-
heren Mitgliedern wurden in den Vorstand entsandt die
Herren Kaufmann Fritz Bast, Direktorialassistent Dr. Graul,
Maler Graf Harrach, Maler Prof. Henseler, Staatssekretär
a. D. Herzog, Maler Prof. Max Koch, Kupferstecher Prof.
Köpping, Geh. Regierungsrat Direktor Lippmann und Bild-
hauer Ludwig Manzel. 18 Gemälde kommen neben Bron-
zen und anderen Werken, im Gesamtwert von 22700 M„
im nächsten Jahre zur Verlosung; es sind darunter Bilder
von Paul Meyerheim, Hans Herrmann, Looschen, Bohrdt,
Lutteroth und anderen.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

Tn Pesavella-Settermini, unweit Pompeji, ist vor wenigen
Tagen eine große römische Badeanlage entdeckt worden,
von der drei Zimmer mit Mosaikfußböden und künstlerisch
verzierten marmornen Badewannen gut erhalten sind; ebenso
konservirt ist ein sechzig Fuß langer Hof. Die Anlage ver-
dient deshalb besondere Beachtung, weil zum erstenmal der
große, zur Erwärmung des Wassers dienende Kessel an sei-
nem ursprünglichen Standorte aufgefunden ist; ebenso wohl-
erhalten ist das ganze System der Röhren, durch die das
Wasser verteilt wurde; sie sind mit bronzenen Hähnen
versehen. —:—

Carnuntum. — Ende August d. .T. wurde in Petronell
bei Wien eines owohl für die Stadtgeschichte Carnuntums als
auch kunstgeschichtlich wichtige antike Anlage aufgedeckt.
Am Westende des Ortes, wo im Vorjahre Mosaiken ge-
funden worden waren, stieß man auf einen im Grundriss
fast quadratischen Altar (ca. 70 cm breit und tief und über
ein Meter hoch), der nach der Inschrift auf dem Kämpfer-
gesimse „für das Wohlergehen des Kaisers dem unbesieg-
baren Gotte", d. i. dem Mithras, von Heracia geweiht war.
Der plastische Schmuck besteht aus neun, fast frei heraus-
gearbeiteten Figuren in symmetrischer Anordnung, drei auf
der Vorder-, je zwei auf den anderen Seiten. Die Haupt-
gruppe zeigt einen älteren bärtigen Mann, beiderseits von je
einer jugendlichen Gestalt gestützt; daran schließt sich rechts
und links je ein in lebhafter Bewegung'nach den Dreien
 
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