Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0303
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
58i

Ausstellungen — Sammlungen

582

des Herakles, als eines großen Oottes, spätere Hinzufügung.
Ursprünglich waren die Spiele zu Lebadeia und die zu
Oropos zu Ehren des Trophonios und des Amphiaraos ab-
gehalten ; erst später wurde Zeus als der, zu dessen Ehren
die Spiele gehalten wurden, hinzugefügt. Die nemeischen
Spiele waren zu Ehren des Opheltes, die isthmischen zu
Ehren des lokalen Heros Palaimon ursprünglich eingesetzt.
Poseidon und Zeus sind erst später hinzugefügt. — Für
Olympia mit seinem Pelopion (Pelopsgrab) und Delphi
stellt Ridgeway die gleichen Hypothesen auf; denn auch
in Delphi hat man ein Tholosgrab gefunden, und berühmte
Heroen wie z. B. Neoptolomos waren zu Delphi begraben,
wo jährlich ein Totenopfer zu seinen Ehren stattfand. Auch
in Agina, in Rhodos, zu Amyclae waren Spiele zu Ehren
der lokalen Städtegründer und Heroen. In Amyclae
hießen die Spiele stets Hyacinthia, obwohl der große Oott
Apollo daran beteiligt war. So muß der Heros dem Oott
vorausgegangen sein, da ersterer doch den Namen des
Oottes nicht hätte vertreiben können. — Ridgeway geht
von der Ansicht aus, daß man viel zu sehr spätere Autori-
täten in den Theorien über die griechischen Spiele benutzt
habe; frühe und gute Autoren hat man auf der Seite
gelassen und dafür späte oft nachchristliche Mythen als
Ausgangspunkt genommen. Wenn später Rituale zum Vor-
schein gekommen sind, welche sich mit Vegetationskulten,
Totemismus, astronomischen Elementen erklären lassen,
so darf man diese nur als sekundär betrachten; denn sie
gingen aus dem primären Element, dem Glauben an die
Existenz der Seele nach dem Tode des Körpers, hervor.
Da das Gebet, die eigentliche Religion, sich an den Toten
richtete, so muß die Religion vor der Magie, welche haupt-
sächlich mit den sekundären Elementen verknüpft war, in
Erscheinung getreten sein. — In ausführlicher Weise be-
schäftigte sich in seinem letzten Vortrag Ridgeway mit
Eleusis, wo auch der Demeter-Kult erst dem früheren Tri-
ptoIemos-Kult hinzugetreten ist. Es ist auch erst späterer
Mythus, daß Demeter dem Triptolemos die Kornähre ge-
schenkt hat. Der homerische Hymnus an Demeter läßt Ge-
treide in Eleusis wachsen, lange ehe die Göttin dahin ge-
kommen ist. Nach dem Heroen Triptolemos heißen auch
später noch viele heilige Stätten zu Eleusis. Oerade so wie
Athena das mächtige Haus des Erechtheus zu Athen ok-
kupiert hat, so hat Demeter den Palast des Triptolemos zu
Eleusis an sich genommen. Den ältesten Teil der zu Eleusis
stattfindenden Kultfeiern bildeten fast zweifellos die Agones,
die Wettspiele; und die waren sicherlich ursprünglich zu
Ehren des Triptolemos abgehalten. — In Griechenland gab
es später natürlich vielerlei Wettspiele, die nicht direkt mit
Leichenfeiern zusammenhingen. — Auch andere Völker
pflegten die Toten durch Wettspiele zu ehren, wenn auch
die Erinnerung an die ursprüngliche Veranlassung längst
vergessen ist. Ein interessantes Beispiel davon erzählt
Ridgeway in seinem hochinteressanten Buch »The Origin
of Tragedy« (Cambridge 1910), worin erden ausführlichen
Nachweis führt, daß die Tragödie allenthalben in Griechen-
land und durchaus nicht zuerst bei den Doriern aus Ge-
sangs- und Tanzfesten an den Gräbern von Heroen, uralten
Stammkönigen usw. hervorgegangen ist. (Wir werden ge-
legentlich auf dieses, für die Oeschichte der Entstehung
der Tragödie und des griechischen Theaters wichtige Buch
noch zurückkommen). In der Grafschaft Cork in Irland,
in einer ganz verlassenen einsamen Gegend hat bis vor
ungefähr 40 Jahren an einem Hügel »the Hillock of the
fair« ein kleiner Jahrmarkt stattgefunden, bei dem Wettläufe
längs der Hügelseite abgehalten wurden. Bei Ausgrabungen
die an diesem Hügel später für Straßenbauten gemacht
wurden, fand sich unter der Erdmasse des Hügels ein
Heldengrab, ein schöner Cromlech, aus vier aufrechten

Steinen bestehend, die in üblicher Weise eine große Platte
trugen. In diesem Cromlech als Grabkiste lagen ein Bronze-
schwert, menschliche Knochen und Grabbeigaben. Nun
zeigte es sich, warum die Wettläufe an dieser Stelle sich
von dem Bronzezeitalter bis fast auf den heutigen Tag
erhalten haben! Woran der alte Häuptling sich in seinem
Leben erfreute, damit wurde sein Geist im Tode geehrt;
und wenn auch die Ursache dieser Wettläufe im Lauf der
Jahrtausende von der irischen Landbevölkerung vergessen
war, so hat doch die zufällige Weganlage durch den Hügel
an den Tag gebracht, daß gleiche Ansichten auf der Grünen
Insel wie auf dem Peloponnes und sonst in Griechenland
Wettspiele hervorgerufen haben. m.

AUSSTELLUNGEN
In Köln wird bald die wundervolle Leibi-Sammlung
des Herrn Seeger (Berlin) ausgestellt werden. Man spricht
davon, daß die Sammlung für das Kölner Museum erworben
werden solle oder gar schon erworben sei. Soweit sind
wir aber noch nicht. Der Besitzer hat dem Kölner Museum
seine Sammlung für einen bestimmten Preis an die Hand
gegeben. Es wäre natürlich schön, wenn dieser einzige
Schatz in Leibis Vaterstadt erhalten werden könnte.

Darmstadt. Wie die Großherzogliche Kabinetts-
direktion mitteilt, ist beschlossen worden, im Sommer 1913
eine große Ausstellung der Künstlerkolonie in Ver-
bindung mit einer Ausstellung für Kunstindustrie und
Kunstgewerbe auf der Mathildenhöhe zu veranstalten.
Sie wird in erster Linie künstlerische Wohnungseinrich-
tungen für Mietwohnungen von Familien mittleren Ein-
kommens zeigen. Die Regierung wird eine Anzahl Staats-
medaillen zur Prämiierung von Firmen zur Verfügung
stellen.

Die Berliner Akademie der Künste beabsichtigt,
zwei ihrer hervorragendsten, im letzten Jahre verstorbenen
Mitglieder durch eine große Gedächtnisausstellung in
diesem Winter zu ehren. Das Lebenswerk von Reinhold
Begas und Ludwig Knaus soll hier in einer Ausstellung,
aber in getrennten Räumlichkeiten, zu einer umfassenden
Überschau vereinigt werden. Es ist dafür der November
und Dezember in Aussicht genommen; im Herbst werden
die Neuerwerbungen der Nationalgalerie aus den letzten
Jahren in den Räumen der Akademie ausgestellt.

SAMMLUNGEN
Die Sammlungen des Berliner Kunstgewerbe-
museums haben eine Reihe wertvoller Geschenke erhalten.
Generaldirektor Bode stiftete eine Anzahl von primitiven
Majolikagefäßen nebst Bruchstücken aus Orvieto, Florenz,
Ferrara und Rom. Diese primitiven Gefäße hat Bode jüngst
in einer umfassenden literarischen Veröffentlichung be-
handelt. Karl Marfels, der bekannte Berliner Uhrensammler,
schenkte ein Taschenuhrgehäuse aus Gold. Es ist innen
und außen mit Schmelzbildern bedeckt, eine französische
Arbeit des 17. Jahrhunderts. Dr. Sambon in Paris schenkte
eine Holzschachtel mit bemalten und vergoldeten Stuck-
reliefs, eine italienische Arbeit des Quattrocento. Die Biblio-
thek des Kunstgewerbemuseums kaufte mehrere alte Vorlage-
werke von P. Decker und Th. Picquot.

Im Weimarer Goethehause ist jetzt die Sammlung
der Bildnisse des Meisters neugeordnet worden. Erworben
wurde u. a. eine Zeichnung Goethes, die er während seiner
Leipziger Studentenzeit nach einer Radierung seines Studien-
freundes Hermann in Rötel auf graues Strohpapier zeichnete,
und die die Gegend von Möckern darstellt, außerdem eine
Anzahl alter Stiche und Radierungen von Goethestätten.
 
Annotationen