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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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Die große Kunstausstellung in Düsseldorf
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0302

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579

Nekrologe — Personalien — Denkmäler — Wettbewerbe — Archäologisches

580

eine strengere Auslese wohl erwünscht gewesen, alles
in allem jedoch muß gesagt werden, daß die dies-
jährige »Große Düsseldorfer« ihren Schwestern in
Berlin und München nicht nur gleichkommt, sondern
im Arrangement und in der höchst geschmackvollen
Neuausstattung der Säle sie sogar übertrifft. C.

NEKROLOGE
Der berühmte amerikanische Maler E. A. Abbey, am
1. April 1852 in Philadelphia geboren, ist am 1. August in
London gestorben. Er begann seine künstlerische Laufbahn
im Dienste der bekannten Firma Harper als Illustrator und
machte sich als Schwarzweißkünstler schnell einen Namen.
Bald konnte er auch auf dem Gebiete der modernen Histo-
rienmalerei große Triumphe feiern. Ein schönes Früh-
werk dieser Art ist »The Penance of Eleanor, Duchess of
Gioucester«; 1895 malte er das prächtig dekorative Bild
»Pavane«, mit herrlichen Frauengestalten in reichsten
Kostümen. Seine bekanntesten Werke sind die Krönung
König Eduards VII. und The Quest of the Holy Orail, ein
Fries in der Bostoner Public Library, dessen hohe formale
und koloristische Reize freilich dadurch beeinträchtigt
werden, daß sie den ungünstigen örtlichen Lichtverhält-
nissen nicht recht angepaßt sind.

Riga. Am 5. August starb in Dresden der baltische
Landschaftsmaler Karl v. Winkler im eben vollendeten
51. Lebensjahr. Seine vorzüglichen Aquarelle, zu denen
er seine Motive mit Vorliebe seiner baltischen Heimat,
speziell Estland und dem malerischen Reval entnahm, hatten
ihm einen weit über die Grenzen seiner Heimat gehenden
Ruf verschafft. Mit ihm verliert die deutsche Kunst im
Baltenlande einen ihrer tüchtigsten Vertreter. n.

Charles Louis Gratia, der Nestor der französischen
Maler, ein Freund und Zeitgenosse Delacroix' und Decamps',
ist in dem Altersheim der Societe des Artistes Francas in
Montlignon am Abhänge des Waldes von Montmorency
im Alter von 96 Jahren gestorben. Seine Werke sind
größtenteils in Vergessenheit geraten, seine Hauptstärke
beruhte im Porträt und man kennt von ihm besonders
Bildnisse der Königin Viktoria, der Prinzessin Lätitia Bona-
parte, der Oräfin von Solms, des Marschalls Bazaine usw.

PERSONALIEN
Professor Eugen Petersen, der bekannte Archäologe,
konnte am 16. August in voller Frische die Feier seines
75. Geburtstages begehen.

Wien. Am 16. August feierte der Aquarellist Franz
Alt seinen 90. Geburtstag. Er ist ein Sohn Jakob Alts und
ein Bruder des berühmten Wiener-Vedutenmalers Rudolf
von Alt. Auch er hat sich wie sein Bruder hauptsächlich
der Architektur- und Landschafts-Vedute gewidmet, die er
Überwiegendenteils in Aquarell malte. Neben 3000 Aqua-
rellen und Bleistiftzeichnungen figurieren nur 200 Ölgemälde
in seinem Oeuvre. Auf sehr weit ausgedehnten Reisen hat
er sein Material gesammelt. Die Künstlergenossenschaft
beabsichtigt, den greisen Künstler durch eine Kollektiv-
ausstellung seiner Arbeiten im nächsten Ausstellungsjahre
zu ehren, trotzdem er nicht dem Verbände angehört.

o. p.

Professor Franz von Stuck wurde einstimmig zum
Vizepräsidenten des Deutschen Künstlerbundes an Stelle
Fritz von Uhdes gewählt.

DENKMÄLER
Die Errichtung eines Klaus Groth Denkmals in Kiel
ist jetzt endlich zum Abschluß gebracht worden. Durch

das Entgegenkommen des Kieler Verschönerungsvereins,
der für einen Monumentalbrunnen 25000 Mk. gesammelt
hatte, ist jetzt die Ausführung des Brunnens möglich ge-
worden. Der Verein bewilligte einstimmig diese Summe
für das Denkmal unter der Bedingung, daß es mit einer
Brunnenanlage verbunden werde. Der in Berlin-Friedenau
lebende Bildhauer Heinrich Mißfeldt, ein geborener Kieler,
soll das Werk in Bronze und Kalkstein ausführen.

WETTBEWERBE
Die Königliche Akademie der Künste zu Berlin

schreibt einen Wettbewerb um ihren großen Staatspreis
auf dem Gebiet der Architektur für das Jahr 1912 bis zum
21. Oktober dieses Jahres aus. Die Wahl des Gegen-
standes für den Wettbewerb ist frei. Wettbewerbfähig
sind alle Arten selbständig durchgeführter Entwürfe von
größeren Bauten, die ausgeführt oder für die Ausführung
entworfen sind und aus denen ein sicherer Schluß auf die
künstlerische und praktische Befähigung des Bewerbers
gezogen werden kann. Schaubilder sind unerläßlich. Ferner
sind wettbewerbfähig Lichtbilder vom Innern und Äußern
solcher Gebäude, die durch Grundrisse und Schnitte er-
läutert sind. Die Arbeiten sind bei der Berliner Akademie
oder — schon bis zum 14. Oktober — bei den Kunst-
akademien in Düsseldorf, Königsberg, Kassel oder dem
Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt a. M. einzureichen.
Die Bewerber müssen Preußen sein und dürfen das
30. Lebensjahr nicht überschritten haben. Der Preis be-
steht in 3000 Mk. zu einer einjährigen Studienreise, nebst
300 Mk. Reisekosten. Die Zuerkennung des Preises erfolgt
im Oktober 1911. Das Stipendium steht vom 1. April
1912 ab zur Verfügung. Nach der Entscheidung findet
eine öffentliche Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten statt.

ARCHÄOLOGISCHES
Der Ursprung der großen griechischen Spiele.

Über den Ursprung der großen griechischen Spiele, welche
auf die bildende Kunst so außerordentlichen und mannig-
fachen Einfluß ausgeübt haben, hat der geniale englische
Archäologe und Gräzist William Ridgeway (Cambridge)
jüngst in zwei Vorträgen zu Cambridge und London ein-
leuchtende Hypothesen aufgestellt, die auch weitere Kreise
und nicht am wenigsten die Leser einer Kunstzeitschrift, inter-
essieren dürften. Er sagte, daß die olympischen, pythischen,
nemeischen und isthmischen Spiele nicht ursprünglich in den
Kulten des Zeus, Apollon und Poseidon wurzelten, sondern
daß sie aus der Verehrung gestorbener Heroen entsprangen,
auf deren Kulte dann später erst die Verehrung großer
Gottheiten aufgepfropft worden ist. Es sei eine falsche
Ansicht, daß diese Spiele ursprünglich schon an die Ver-
ehrung der großen Gottheiten geknüpft waren, in deren
Verbindung wir sie in späteren Jahrhunderten sehen; auch
die Ansicht, daß die olympischen Spiele auf einem Vege-
tationsritus beruhen, ist zurückzuweisen. — Homer erwähnt
schon die Leichenspiele des Patroklos, aber auch des
Oedipus (Ilias XXIII. 679/80) und läßt erkennen, daß die ge-
wöhnliche Gelegenheit für solche Wettkämpfe eine Be-
stattung war. Hesiod kennt die Leichenspiele des Amphi-
damas, und aus der klassischen Zeit kennen wir noch die
Einrichtung von solchen znr Ehrung von Toten bestimmten
Wettspielen für die Phokier zu Agylla (Herodot 1.167) und für
Brasidas zu Amphipolis (422 v. Chr.). — Pindar hat auch
Siegesgesänge für die Sieger kleinerer Spiele gedichtet, wie
z. B. für die Iolaia, wobei erwähnt wird, daß die Ankunft
am Grab des Iolaos den Sieg eines Wettkämpfers bezeugt;
demnach muß das Grab des Heros der Gegenstand der
Verehrung gewesen sein. Und wenn die Iolaia später
auch als Herakleia bezeichnet wurden, so ist der Name
 
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