Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

DOI Artikel:
Storck, Willy F.: Maximilian von Welsch und seine Schule: neuere Forschungen zur Geschichte der mittelrheinischen Barockarchitektur
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0243

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
461

Personalien — Denkmäler — Ausstellungen — Sammlungen — Vereine

462

privater Bauten auf der Hinteren Bleiche in Mainz. Es
ist sehr wahrscheinlich, daß ihm auch die Domhäuser
am Leichhof und am Markt zuzuweisen sind, die in
ihren Formen stark an den Höchster Bolongaro-Palast
erinnern.

Unser knapper Bericht mag gezeigt haben, in wie
hohem Maße die Mainzer Architektenschule an der
Geschichte des Barockstiles beteiligt ist1). Dank der
tiefgründenden neueren Forschungen sind wieder viele
und neue Gesichtspunkte und Tatsachen gewonnen
worden. Das Resultat ist dann weiterhin eine Forde-
rung, die Lohmeyer einmal ausspricht: »Auf Welsch,
seine Mainzer Schule und die vielen mit ihm in
Beziehung getretenen Künstler wird von nun ab be-
sonders zu achten sein, wenn es gilt, die Wandlung
darzustellen, wie sie sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts
im Stile Rheinlands und Frankes vollzogen hat.«

1) Mainz ist ja auch einem heutigen Charakter nach
im wesentlichen eine Barockstadt. Wie viele reizvolle
Themata für Dissertationen liegen da sozusagen auf der
Straße: über Laubenarchitekturen, über (die hochentwickelte)
Mainzer Holzschnitzerei, Stukkatur usw. Ein reiches noch
unbebautes Feld, dessen Bearbeitung gleichviel ertrags-
reich und verdienstlich sein wird.

PERSONALIEN*
Otto Greiner in Rom ist zum Mitgliede der Akademie
der bildenden Künste zu Dresden ernannt worden.

Hans Thoma ist auf seinen Wunsch vom Nebenamt
als Lehrer an der Akademie der bildenden Künste in Karls-
ruhe enthoben worden.

Dr. Fritz Traugott Schulz, dem Konservator am Oer-
manischen Museum, ist im Namen der Nürnberger Kunst-
genossenschaft als Anerkennung für die Abfassung der
Festschrift zur Einweihung des Künstlerhauses eine kost-
bare Mappe überreicht worden, an der sich nahezu sämt-
liche Nürnberger Künstler mit Originalbeiträgen beteiligt
haben.

Den Lehrern an der Akademie für graphische Künste
und Buchgewerbe zu Leipzig Georg Belwe, Otto Richard
Bossert und Horst Schulze wurde der Titel und Rang
als Professor vom König von Sachsen verliehen.

Der Leipziger städtische Oberbibliothekar und Archiv-
direktor Dr. Ernst Kroker erhielt den Professortitel.

DENKMÄLER

Für J. "J. Henner ist in Bernweiler, seiner Geburts-
stadt, am 28. Mai ein Denkmal enthüllt worden, ein Werk
des Architekten Umbdenstock und des Bildhauers Enderlin.
Die Kosten haben elsässische Kunstfreunde aufgebracht.

AUSSTELLUNGEN

Mainz. Die alte Kunststadt Mainz hat nicht den Ehr-
geiz, auch in der modernen Kunstbewegung eine Rolle zu
spielen. Es ist erstaunlich, wie wenig modernes Leben
hier pulsiert. In den letzten Jahren hat man mit verschie-
denen kleineren Ausstellungen den Versuch gemacht, das
Kunstinteresse der Stadt nach außen hin zu dokumentieren,
bis jetzt mit wenig Erfolg. Die Ausstellungen hatten alle
mäßigen Charakter und sind kaum geeignet, fördernd und
anziehend zu wirken. Das gilt auch von der diesjährigen
Ausstellung im ehem. Justizgebäude (einem wundervollen
Bau aus glanzvoller Zeit). Die Münchener Künstlervereini-

gung »Der Ring« unter Leitung ihres Führers Eugen Ante-
len ist auf einige Wochen hier eingezogen. Man sieht
kaum Beachtenswertes. Hans v. Bartels, W. Firle, R. Lang,
Hans v. Petersen, Crodel, L. v. Langemantel sind einige
Namen der Aussteller. w. F. St.

Eine Ausstellung hamburgischer bildender Künst-
ler soll im Februar igi2 unter dem Protektorate des Bürger-
meisters Dr. Burchard in der Galerie Commeter stattfinden.
Es können sich an der Ausstellung alle in Hamburg an-
sässigen Maler, Bildhauer und Graphiker beteiligen. Der
Ausstellungsleitung und Jury gehören u. a. Graf Leopold
von Kalckreuth und Direktor Professor Dr. A. Lichtwark an.

SAMMLUNGEN

Die Zinn-Sammlung Demiani. Der im Februar
dieses Jahres verstorbene Geheimrat Dr. Demiani, hat sich,
wie schon bei seinem Ableben berichtet wurde, nicht nur
mehrfach auf dem Gebiete der Zinnforschung wissenschaftlich
mit großem Erfolge betätigt, sondern sich auch eine Zinn-
sammlung von Weltruf geschaffen. Auf dem Gebiete der
Prunkschalen und -Teller aus der Zeit der Renaissance, dem
»Edelzinn«, wie man es nach einem vom Verstorbenen ge-
prägten Worte neuerdings zu nennen pflegt, der überaus
reich verzierten Zinnarbeiten des Fran^ois Briot, Caspar En-
derlein und anderer Franzosen und Nürnberger steht die
Demianische Sammlung unübertroffen da. Aber auch die in
ihr enthaltenen Krüge, Kannen, Leuchter, Weih wasserbecken,
Innungsgeräte usw. sind nicht nur in außerordentlicher
Reichhaltigkeit vorhanden, sondern zeigen auch eine solche
große Abwechslung an schönen, einfachen und material-
gerechten Formen und Verzierungen, daß viele von ihnen
vorbildlich sein können für unser heutiges Kunsthandwerk.

Die von manchem gehegte Befürchtung, daß dieser
einzig dastehende, mit großen Spezialkenntnissen, regem
Eifer und bedeutenden Mitteln erworbene Besitz das Schick-
sal so vieler derartiger Sammlungen teilen und nach dem
Tode dessen, der ihn mühsam zusammengebracht hat, in
alle Winde zerstreut werden würde, hat sich zum Glück
als unnötig erwiesen. Denn Demiani hat seine gesamte
Zinnsammlung in hochherziger Weise dem Kunstgewerbe-
museum in Dresden vermacht, wo sie in den nächsten
Monaten, für sich abgechlossen, als Sammlung Demiani
zur Aufstellung gelangen und damit der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht werden wird.

+ München. In der alten Pinakothek werden gegen-
wärtig bedeutungsvolle Umstellungen vorgenommen. Die
Porträts der Stifter aus dem ersten Saal kommen in das
Treppenhaus, um dadurch Raum für Aufstellung ganzer
Altäre zu schaffen, die man aus den durch die verschie-
denen Filialgalerien verstreut gewesenen Tafeln zusammen-
setzt. Der Spaniersaal wird für die Unterbringung der
Sammlung Nemes aus Budapest, die ihr Besitzer der Pina-
kothek für einige Zeit als Leihgabe überläßt, geräumt,
die spanischen Bilder werden provisorisch an eigens dafür
errichteten Zwischenwänden im Seicentosaal aufgehängt.
Ferner wurde der Galeriedirektion das bekannte, dem Jan
van Eyck zugeschriebene Männerbildnis der Hermanstädter
Galerie als Leihgabe zur Verfügung gestellt, was hoffent-
lich Gelegenheit gibt, endlich einmal zu einem klaren Urteil
über das Werk zu gelangen. Nach Erledigung der Auf-
stellungsarbeiten, auf die wir eingehender noch zurück-
kommen, werden auch die fünf neu angekauften Goyas
der Allgemeinheit zugänglich sein. —

VEREINE

Der deutsche Kunstverein hat auch in diesem Jahre-
auf der Ausstellung der Berliner Sezession eine Reihe von
 
Annotationen