Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

DOI Artikel:
Römischer Brief , [2]
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0320

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
615

Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe

616

gefördert, daß sie wenigstens im ersten Teil als
fertig angesehen werden kann. Man hat für die
archäologische Ausstellung schon alle die größten
Hallen der alten Thermen befreit und restauriert,
welche die östliche Front dem Hauptbahnhof gegen-
über einnehmen, und ist die Arbeit wirklich großartig
ausgefallen. Man hat die großen Wölbungen an den
Stellen, wo sie eingefallen waren, mit einfachen, rohen
Dächern bedeckt, und diese Art hat sich als die beste
erwiesen, um das Lokal vor Regen zu schützen und
dabei den großartigen Ruinen nichts von ihrem spe-
ziellen Charakter zu nehmen. Man arbeitet jetzt an
der großen Nische, in der sich der Eingang zu
Santa Maria degli Angelt befindet. Diese Nische
gehörte zum großen Calidarium und, wie es jetzt
bei den Ausgrabungen klar geworden ist, hatte sie
eine Doppeltür, die sie mit dem Tepidarium, also
mit dem mächtigen Saal, in welchen Michelangelo
die Kirche hineingebaut hat, verband.

Man hat die Backsteine schon ganz und gar vom
Kalkbewurf befreit, aber leider wird die Nische noch
lange sich von dem alten Gemäuer abheben, dieser
Überkalkung wegen, deren Spuren nur mit der Zeit
ganz verschwinden können.

Ungefähr so werden die Mauern der großen Säle
des nördlichen Teils der Fronträume aussehen, wenn
man, wie aller Grund zu hoffen vorhanden ist, das
Mädchenschulgebäude, welches sie jetzt verdeckt, ab-
getragen haben wird. Wenn alle die Arbeiten beendigt
sein werden, wird man aber nur den fünften Teil
des einstigen Baues wiederbesitzen. Wie viel mehr
wäre davon auf uns gekommen, wenn man das
Graben nach Pozzolana unter den Fundamenten der
Thermen während der Renaissancezeit unterlassen
hätte. So sind statt dessen große Säle eingestürzt.
Schon auf vielen Cinquecentostichen kann man sehen,
wie die großartigen Hallen durch Untergrabung zum
Einstürzen gebracht wurden. F. H.

NEKROLOGE
In Paris ist der Radierer Leopold Flameng im 80.
Lebensjahr gestorben. Er war in Brüssel geboren, erhielt
aber seine künstlerische Ausbildung in Paris. Er ist be-
kannt geworden durch seine vorzüglichen Wiedergaben
«yon Werken Rembrandts, Jan van Eycks, Delacroix', In-
gres' usw.

In Stockholm ist der schwedische Maler Joh. Tirt5n
im Alter von 58 Jahren gestorben, der Maler der Lappmark,
deren Natur und Leben er mit großer Treue dargestellt hat.
Seine Gemälde haben deshalb auch ein bleibendes ethno-
graphisches Interesse.

PERSONALIEN
X Arthur Kampf ist vom König von Württemberg in
Anerkennung seiner großen Verdienste um die deutsche
Abteilung der Internationalen Kunstausstellung zu Rom das
Ritterkreuz der Württembergischen Krone verliehen worden,
dessen Inhaber damit zugleich den persönlichen Adel er-
halten. Kampf wird jedoch in Preußen den Adelstitel nicht
führen.

Dresden. Anstelle des als Direktor des Landesmuseums
nach Münster berufenen Prof. Geisberg ist Dr. Detlev
Freiherr von Hadeln, der bisher am Kaiser-Friedrich-

Museum in Berlin tätig war, zum Direktorialassistenten am
Königlichen Kupferstichkabinett in Dresden ernannt worden.

Regierungsbaumeister Alfred Fischer, Lehrer an der
Düsseldorfer Kunstgewerbeschule, ist als Direktor an die
Kunstgewerbeschule in Essen berufen worden.

Prof. Karl Haider wurde gelegentlich des Breslauer
Universitätsjubiläums zum Ehrendoktor der Philosophischen
Fakultät dieser Hochschule ernannt.

X Der Berliner Bildhauer Walter Schott, der am
18. September seinen 50. Geburtstag feierte, arbeitet zur-
zeit an einer Statue Kaiser Wilhelms II. für den großen
Festsaal der Akademie der Künste. Das Standbild wird
seltsamerweise den Kaiser in Barocktracht mit Allonge-
perücke und römischer Rüstung darstellen! Schott glaubte,
diesen Weg gehen zu müssen, weil sich in dem betreffen-
den Saale bereits von früher her eine Marmorfigur König
Friedrichs I., des Gründers der Akademie, befindet, die im
Schlüterstil gehalten ist. Man wird mit seinem Urteil ge-
wiß zurückhalten, bis das fertige Werk vorliegt; aber der
Plan klingt zum mindesten befremdlich.

WETTBEWERBE

Zur Erlangung von Plakatentwürfen schreibt die »Inter-
nationale Baufach • Ausstellung mit Sonderausstel-
lungen Leipzig 1913« unter den im Deutschen Reiche
wohnhaften Künstlern einen Wettbewerb aus. Für einen
ersten Preis sind 2000 Mk., für weitere Preise noch 1500 Mk.
ausgesetzt. Das Preisrichteramt haben übernommen: Peter
Behrens, Julius Diez, Curt Fabian, Max Klinger, Wil-
helm Kreis, Hugo Licht, Stephan Mattar, Max Seliger und
Hugo Steiner-Prag. Letzter Einlieferungstag der Entwürfe
ist Mittwoch, der 1. November 1911.

Der Dom von Freiburg i. Sa. soll an seiner West-
front ausgebaut werden. Da ein igoo ausgeschriebener
Wettbewerb nicht das erwünschte Ergebnis hatte, hat man
jetzt einen neuen engeren Wettbewerb unter sechs her-
vorragenden Monumentalarchitekten beschlossen. Hermann
Billing-Karlsruhe, Theodor Fischer-München, Wilhelm Kreis-
Düsseldorf, SchillingundGräbner in Dresden, Bruno Schmitz-
Charlottenburg wurden eingeladen und haben ihre Mitwir-
kung zugesagt.

Das Preisgericht für die Errichtung eines Denkmals
in Bern, das an die Gründung der internationalen Tele-
graphenunion erinnern soll, hat bei 106 eingegangenen
Entwürfen den ersten Preis nebst der Ausführung Pius
Romagnoli in Bologna (Devise »Tebroe«) zugeteilt. Da
der genannte Künstler mit der Ausführung des Werkes
betraut wird, wird ihm ein Geldpreis nicht zuteil. Den
zweiten Preis mit 6000 Frs. (»Helvetia«) erhielt Guido Bian-
coni-Turin, den dritten Preis mit 5000 Frs. erhalten Alois
de Beule und Valentin Baerwyck, beide aus Gent, die
einen gemeinsamen Entwurf verfaßten, den fünften Preis
von 4000 Frs. (»Triomphe de la culture«) erhielt Professor
Muellner-Wien. Vier weitere Aufmunterungspreise von je
1250 Frs. empfingen sodann Henri Cremier-Paris (»Omnia
vincit«), Ernest Dubois und R. Palouillard de Mortane-Paris
(»Etincelle«), Professor Hubert Netzer-München und Pro-
fessor Paul Pfann-München für ihren gemeinsamen Entwurf
»Zeus«, Wilhelm Pipping und Josef Moest in Köln für ihren
gemeinsamen Entwurf »Pierre de fondation«. Für die Aus-
führung des Denkmals stehen 170000 Frs. zur Verfügung.
Der Bundesrat wird mit Romagnoli einen Ausführungs-
Vertrag abschließen. — Der Spruch des Preisgerichts hat
jedoch nicht allgemeine Billigung gefunden, und in der
Jury selbst regte sich Widerspruch. Der »Neuen Freien
Presse« zufolge haben jetzt die Juroren Prof. Helmer
 
Annotationen