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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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Maas, Max: Archäologische Nachlese, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0065

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105 Nekrologe — Personalien — Weltbewerbe — Denkmalpflege — Ausgrabungen — Ausstellungen

bis eine Vervollständigung durch den demnächst
herauskommenden Report des Egypt Exploration Fund
möglich ist. —

(Ein zweiter Artikel folgt.)

NEKROLOGE

Der Maler Heinrich Stelzner, geboren 1839 in Bay-
reuth, Professor an der Münchener Kunstgewerbeschule,
ist in München im 77. Lebensjahre gestorben.

Ein bekannter Karlsruher Maler Karl Heilig (geboren
am 25. August 1863) verschied am 13. November im Alter
von 47 Jahren in seiner Heimatsstadt. Der Karlsruher
Kunstverein verliert in ihm nicht nur seinen Vorstand,
sondern auch ein Mitglied, das viel für das Wohl des Ver-
eins geleistet hat. Im Münchener Olaspalast hat er in den
letzten Jahren regelmäßig ausgestellt.

Der Maler Professor Julius Exner ist in Kopenhagen
im Alter von 85 Jahren gestorben.

PERSONALIEN
X Geheimrat Launer, vortragender Rat im preußischen
Ministerium für öffentliche Arbeiten, wird am 1. Januar 1911
in den Ruhestand treten. Der verdiente Beamte, der jetzt
schon Urlaub genommen und seine Tätigkeit niedergelegt
hat, steht im 67. Lebensjahr; er ist bei dieser Gelegenheit
zum Wirklichen Geheimen Oberbaurat ernannt worden.
Launer hat seit Jahren im Bautenministerium das Theater-
Dezernat verwaltet und gilt als einer der besten Kenner
des Bühnenbaus, seiner Geschichte wie seiner modernen
Entwicklung.

Kaspar von Zumbusch, der berühmte Wiener Bild-
hauer, feierte am 23. November seinen 80. Geburtstag.

Claude Monet, der Führer des französischen Im-
pressionismus, vollendete am 14. November sein 70 Lebens-
jahr. Er lebt seit Jahrzehnten in der Zurückgezogenheit
seines Landhauses.

WETTBEWERBE
In dem Wettbewerb für das Eckgrundstück gegen-
über dem Berliner Reichstagsgebäude, das der Bau-
gesellschaft Union gehört, ist die Entscheidung gefallen.
Die Mitglieder der Vereinigung Berliner Architekten hatten
40 Entwürfe eingesandt. Von ihnen erhielten den ersten
Preis von 2000 Mk. Henry Groß, den zweiten von 1500
Mark Rieh. Seel, den dritten von 1000 Mk. Henry Groß.
Drei Entwürfe von Max Bischoff, Regierungsbaumeister
Hans Jessen und Eugen Kühn wurden außerdem für 500
Mark angekauft.

X Für die Ausschmückung des Rüdesheimer Platzes

in Wilmersdorf bei Berlin, des Mittelpunktes eines neu
anzulegenden Straßennetzes, ist ein Wettbewerb ausge-
schrieben worden, für den drei Preise in Höhe von 3000,
2000 und 1000 Mark ausgesetzt sind. Zum Preisgericht ge-
hören u. a. die Geheimräte Stübben und Launer, die Garten-
direktoren Brodersen und Freudemann, die Herren Prof.
Pietsch, Dr. Max Osborn und Fritz Stahl.

Die Berliner Akademie der Künste hat den dies-
mal für Maler ausgeschriebenen Preis der von Rohrschen
Stiftung dem Maler Franz Eichhorst in Berlin zuerkannt.
Der junge, erst 25jährige Künstler, ein geborener Berliner
und Schüler von Prof. Friedrich Kallmorgen, hatte sich mit
einer Reihe trefflicher Arbeiten um den Preis beworben,
die Volksszenen aus dem sonntäglichen Treiben der Ber-
liner Vorstädte und Bauernbilder aus Hessen zum Gegen-

stande haben. Neben ihm kam besonders Maler Erich
Wolfsfeld in Betracht, der in seinen Bildern römischer
Lazzaroni einen großen Wurf, in meisterlichen Radie-
rungen wie dem Kopf des Professors Gerhardt, des Ver-
treters der Akademie in Rom, ein kräftiges, an Greiner
erinnerndes Formtalent bewies. — Den Hugo Raußendorf-
Preis erkannte die Akademie dem Maler Paul Plontke für
seine in mittelalterlich romantisches Gewand gekleidete
heilige Familie und die große Velazquez-Prinzessin in weißer
Seide zu. — Das Stipendium der Stiftung von Frau Luisa
E. Wentzel in Höhe von 1500 M. hat der Maler Franz
Martin Lünstrolh erhalten, der es zu einem Studienaufent-
halt in Hessen gemeinsam mit Eichhorst benutzt.

DENKMALPFLEGE

Der Vortrag des Regierungsrats Blunck - Berlin über
»Hochschulunterricht und Denkmalpflege« auf der
Danziger Tagung ist in Nr. 14 der Zeitschrift »Die Denkmal-
pflege« zum Abdruck gelangt.

AUSGRABUNGEN
Die Kaiserpfalz von Ingelheim. Die Ausgrabung
der deutschen Kaiserpfalz von Nieder-Ingelheim, die der
deutsche Verein für Kunstwissenschaft im Interesse seines
Denkmälerwerks eingeleitet hat, führte zu interessanten Er-
gebnissen, die auf die karolingische Pfalz am Mittelrhein
ein ganz neues Licht werfen. Nachdem im vorigen Jahre
die Gestalt der Basilika, die bauliche Form der Palast-
anlage zwischen Festsaal und Kirche festgestellt worden
war, war das Hauptergebnis der diesjährigen Arbeits-
periode, die von dem Gießener Privatdozenten Dr. Christian
Rauch geleitet war, die Aufdeckung eines bisher gänzlich
unbekannten Palastbezirkes auf dem Saalplatz genannten
freien Raum nördlich der Evangelischen Kirche. Die ältere
Anlage ist hier durch zahlreich auftretende Scherbenfunde,
die zum Teil im Mörtel der Fugen saßen, als karolingisch
erwiesen. In schlammigem und nassem Boden wurde
nach Auspumpung des Wassers ein fließender Wasser-
zulauf und gleich darauf der Fußboden eines karolingischen
Bades erreicht. Beim Bau dieser Badeanlage waren römische
Quadern verwendet. Der Boden des Bades ist im Wechsel
von weißen und roten Sandsteinplatten belegt. Stufen
führten hinunter, unter ihnen fanden sich frühkarolingische
Scherben. Der Raum war mit Tuffkeilsteinen gewölbt
und ist nach dem 14. Jahrhundert gewaltsam zerstört wor-
den. Durch diese Ausgrabung hat sich gezeigt, daß das
Areal des eigentlichen Kaiserpalastes erheblich größer war,
als man bisher vermutete. Vielleicht war der Saalbrunnen
das Zentrum der ganzen Anlage. Hoffentlich finden sich
Mittel und Wege zur Ausgrabung des ganzen Palastbezirkes.

AUSSTELLUNGEN
o Krefeld. Im Kaiser-Wilhelm-Museum ist eine Aus-
stellung von Plaketten und Medaillen Chaplains f eröffnet
worden. Sie wurde von der französischen Regierung für
den letzten Pariser Salon zusammengestellt. Von Krefeld
aus soll sie eine Runde durch die deutschen Museen
machen.

Im Landesgewerbemuseum in Stuttgart ist soeben
die größte Ausstellung dieses Jahres eröffnet worden, welche
alte und neue Glasperlen und deren Verarbeitung zum
Gegenstande hat. Dank der allgemeinen Beteiligung von
allen in Betracht kommenden Museen und Privatsammlern
konnte zum ersten Male ein fast lückenloses Bild der ganzen
Entwicklung dieser kunstgewerblichen Gruppe geboten
werden, von der altägyptischen Glasperle von 1500 vor Chr.
angefangen bis in die Gegenwart.
 
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