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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0224
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der Berliner Universität mit einem Kolleg über die alt-
niederländische Malerei im 15. und 16. Jahrhundert vor einer
großen Zahl von Hörern.

Auf der Kunstausstellung in Amsterdam verteilte
die Jury (der auch Max Liebermann als Mitglied angehörte),
folgenden deutschen Künstlern Medaillen: die goldene
Medaille für Malerei erhielt Max Slevogt, die silberne
Claus Bergen; die goldene Medaille für graphische Künste
Ludwig Jungnickel, die silberne Käthe Kollwitz, die bronzene
Albert König; die goldene Medaille für Plastik Fritz Klinisch,
die silberne August Kraus, die bronzene Wera v. Bartels.

-f- München. Der Tiermaler Johann B. Hof ner feierte
am 30. April seinen 80. Geburtstag. Wie wenigen erinner-
lich sein dürfte, war er der erste Lehrer Franz v. Lenbachs,
mit dem er während seiner Studienzeit immer die Ferien
in der Heimat Schrobenhausen verbrachte. Er war es, der
die ersten malerischen Versuche Lenbachs beurteilte, ihn
zum Weiterarbeiten aufmunterte und später sogar manches
Bild mit ihm gemeinsam gemalt hat. Die gegenseitige
Freundschaft — Hofner war um vier Jahre älter— hielt bis
zum Tode des berühmten Porträtisten an.

DENKMALPFLEGE
Zwölfter Tag für Denkmalpflege Halberstadt 1912.

Aus dem Programm sei hervorgehoben: Mittwoch den 18.
September Begrüßungen und Ansprachen, Geschäftliche
Mitteilungen, Lichtbilder-Vortrag des Herrn Geheimen
Hofrates Professor Dr. Meier-Braunschweig über: »Haiber-
stadts Kunstdenkmäler«; Donnerstag den ig. September
erste Sitzung in der Aula des Lyceums 9 Uhr vormittags
mit der Tagesordnung: Eröffnungsansprache des Vorsitzen-
den, Geheimer Hofrat Professor Dr. von Oechelhaeuser-
Karlsruhe, »ModerneLaden-Einrichtungen in alten Häusern«
Referent: Architekt Professor Högg-Dresden, »Gesetzlicher
Schutz der kirchlichen Kunstdenkmäler«, Referenten: Prof.
Dr. Bredl-Barnten, Superintendent Wissemann-Hofgeismar
und Konservator Professor Dr. Sauer-Freiburg i. B.; »Denk-
malhandel und Denkmalpflege«, Referent: Museumsdirektor
Professor Dr. Koetschau-Berlin. Nach Schluß der Sitzung:
Führung durch den Dom und gruppenweise Besichtigung
des Domschatzes. Freitag den 20. September zweite Sitzung
in der Aula des Lyceums mit der Tagesordnung: »Tech-
nisches aus der Denkmalpflege«, Referent: Geheimer Ober-
baurat Floßfeld-Berlin; »Auswahl und Behandlung der
für Restaurationen in Betracht kommenden Materialien«,
Referent: Dombaumeister Hertel-Köln; »Baugewerkschulen
und Denkmalpflege«, Referenten: Oberbaurat Julius Dei-
ninger-Wien und Oberlehrer Scriba-Hildesheim. Nach-
mittags gruppenweise Führung zur Besichtigung der Kunst-
denkmäler der Stadt. Samstag den 21. September vor-
mittags: Fortsetzung der Führung zur Besichtigung der
Kunstdenkmäler der Stadt. Abfahrt vom Hauptbahnhof
nach Quedlinburg. Für Sonntag den 22. September ist kein
bestimmtes Programm vorgesehen, doch wird der Orts-
ausschuß dafür Sorge tragen, daß diejenigen Teilnehmer
der Tagung, welche einen Ausflug nach Goslar oder auch
einer der anderen alten Harzstädte (Ballenstedt, Gernrode,
Wernigerode usw.) machen wollen, bei rechtzeitiger An-
meldungortskundige Führung erhalten. Nähere Mitteilungen
hierüber am Begrüßungsabend. Der Ortsausschuß emp-
fiehlt, für die Beschaffung von Wohnungen in Gasthöfen
oder Privatquartieren sich der Vermittlung seines Wohnungs-
Komitees zu bedienen, Adresse: Stadtsekretariat im Rathaus.
— Die Teilnahme an der Tagung ist eine freie. Es ist
hierzu weder eine Einladung, noch die Zugehörigkeit zu
einem verwandten Vereine oder Verbände erforderlich. Von
jedem Teilnehmer wird zu den Kosten der Tagung ein

Beitrag von 5 Mark erhoben, wofür außerdem der ge-
druckte stenographische Bericht über die Verhandlungen
übersandt wird.

FUNDE

Das männliche Bildnis des Carel Fabritius in
Rotterdam. Eine wichtige Entdeckung hat man in Rotter-
dam bei einer neuen Untersuchung des männlichen Bild-
nisses von Carel Fabritius gemacht. Der Direktor der
Sammlung, Herr Schmidt-Degener, berichtet darüber in
der von der »Vereertiging tot bevordering van beeidende
kunsten« herausgegebenen Jahrespublikation, die einigen
der hervorragendsten Gemälde des Rotterdamer Museums
gewidmet ist. Auf dem genannten Bildnis, das früher die
gefälschte Signatur Rembrandts trug, aber schon 1859, als
man beim Entfernen der Übermalungen des Hintergrundes
den Namen Fabritius entdeckte, hat man nun kürzlich
eine zweite, teilweise ausgekratzte Signatur mit Datum und
Altersbezeichnung gefunden; dieselbe befindet sich im
Hintergrund links etwas über der Schulter und lautet er-
gänzt: C. Fabritius Aet. A°- 31, und darunter 1645. Diese
Inschrift ist aus zwei Gründen von besonderer Wichtigkeit:
denn erstens geht aus dem unmittelbar auf den Namen
folgenden Aet. A° 31 hervor, daß wir es hier mit einem
Selbstbildnis des Künstlers zu tun haben, und zweitens
gibt sie uns Aufschluß über das Oeburtsjahr des Meisters,
über das bisher jede authentische Nachricht mangelte.
Das Jahr 1624, das man, gestützt auf die Angabe Bleys-
wycks in seiner Beschreibung von Delft, als das Geburts-
jahr anannehmen mußte, war für das 1640 datierte Bildnis
des Herrn de Notte im Ryksmuseum viel zu früh; denn
daß Fabritius dieses technisch so reife Werk mit 16 Jahren
gemalt haben sollte, war doch kaum glaublich. Steht je-
doch nun 1614 als Geburtsjahr fest, so rückt das Amster-
damer Bildnis in das 26. Lebensjahr des Künstlers, was
keine Schwierigkeiten bietet. Schmidt-Degener hatte schon
früher in dem Dargestellten des Rotterdamer Porträts einen
Maler vermutet; das mit Atlasstreifen durchsetzte Wams
schien ihm darauf hinzudeuten; er verweist auf die ganz
ähnliche Kleidung des Malers' auf dem Gemälde von Ver-
meer in der Sammlung Czernin in Wien. Es ist ferner
von Interesse, daß der so charakterische Kopf des Rotter-
damer Porträts noch auf zwei andern Gemälden vor-
kommt, nämlich auf dem Hauptwerke des Bernaert Fabritius
in Braunschweig, Petrus im Hause des Hauptmanns Cor-
nelius, wo Schmidt-Degener in der Person des Haupt-
manns, der ein Petschaft mit dem Buchstaben F in der
Hand hält, den Dargestellten des Rotterdamer Porträts, also
den Maler Carel Fabritius zu erkennen glaubt; es ist das-
selbe Gesicht mit den eingefallenen Backen, der niedrigen
Stirn und dem wilden Haarwuchs. Noch auffallender ist
die Ubereinstimmung mit einer Figur auf einem unter
Rembrandts Namen gehenden Gemälde, dem ungetreuen
Knecht auf dem gleichnamigen Werke der Wallace-Samm-
lung in London, das ungefähr i65o, vier Jahre vor dem
tragischen Tode des Carel Fabritius entstanden ist; hier
tritt auch deutlicher die charakteristische, so scharf aus dem
Gesicht hervorspringende Nase hervor, und diese Figur
berührt sich auch im Betonen des Sinnlichen und Leiden-
schaftlichen mehr mit dem Rotterdamer Selbstbildnis.

Af. D. Henkel.

AUSSTELLUNGEN
Die Große Kunstausstellung Dresden 1912, die am
1. Mai unter den üblichen Feierlichkeiten eröffnet wurde,
erhält ihre besondere Bedeutung durch die große Sonder-
ausstellung Monumentale und dekorative Kunst, sowie
durch eine kleinere wertvolle Sammlung Frauenbildnisse,
die ihr eingegliedert wurden. Im übrigen hat sie alle die
 
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