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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0073
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Notizen 53

zeigen im Verein mit dem gemalten Werk
eine ßark lyrifche Empfindung und finnige
Phantafie, die fich nach verfchiedenen Rich«
tungen auswirken möchten, aber in keinem
Material die plaftifche Kraft zu originaler
Form und packender Wirkung aufbringen.
Diefer künftlerifche Auftrieb wird niemals
zu einem Auffchwung, der mitreißt, und
fo hält fich der fchöpferifche Drang in einer
engen Welt konventioneller Ideale, in
einem Zirkel abgebrauchter Schönheit, der
nur durch die ehrliche Andacht Stöhrs er«
träglich wird. Die Bilder und Zeichnungen
find dem belferen Überblick überdasWerk
zuliebe in allzu großer Zahl vereinigt wor«
den,- weniger wäre mehr gewefen als diefe
ermüdende Fülle fchwächlicher Werke. Für
die Produktion des Künfilers find die weib«
liehen Aktfiguren im Freien am charak«
terifiifchften, die meift irgend einen lyrifchen
Hintergedanken verkörpernd in das fahle
Blau eines poetifchen Nirgendwo getaucht
find,- erfreulicher als diefe Variationen eines
mit fiereotypen Elementen auslangenden
Lyrismus find kleine frifche Naturftudien,
in denen das tüchtige technifche Können
Stöhrs fich in einem erdnäheren und ge«
fünderen Element bewegt. Aus diefer
Richtung kommt die der öfierreichifchen
Staatsgalerie gehörige große Kreuzigung
her, deren realifiifche Buntheit und Über«
charakterifiik durch den größeren Zug der
Kompofition zufammengefchlolfenwird; der
liebe Gott für arme Leute, den Stöhr aus
der Tiefe feines Empfindens heraus ge«
Haltet hat, befitzt ein kräftigeres Schrot
und Korn als die Armeleut«Poefie, in der
er fonft fchwelgt. H. Z
Heimkehr der deutfehen Kunft«
ausftellungaus Sofia. Die Besorgniffe
um das Schickfal der deutfehen Kunfiaus«
Heilung in Sofia erweifen fich glücklicher«
weife als unbegründet. Die Kunltwerke
haben wohlbehalten die bulgarifche Haupt«
ftadt verlaßen und find am 16. Oktober
in Berlin eingetroffen.
Für die Große Berliner Kunfiaus«
Heilung im Jahre 1919 ifi von der Kgl,
Akademie der Künfie und vom Verein
Berliner Künfiler in einer Eingabe an das
Kultusminifterium der Moabiter GlaspalaH

erbeten worden, der gegenwärtig von der
Militärbehörde mit Befchlag belegt ift.
Die »Gefellfchaff für Literatur und
Kunfi« in Bonn hat im StädtifchenMufeum
eine AuguH Macke« Ausffellung ver«
anftaltet, die mit ihren 70 Gemälden und
zahlreichen kunffgewerblichen Gegenffänden
die diefem Künftler gewidmeten Aus«
Heilungen des Kölnifchen Kunffvereins und
der KeHner=Gefellfchafi zu Hanover noch
übertrifft. Freilich hätte die Auswahl
kritifcher getroffen werden können, befon«
ders bei den nach Entwürfen Mackes
ausgeführten Stickereien, Sehr bemerkens«
wert find dagegen faff alle der ausgeffellten
Töpfereien. Eine abfchließende Macke«
Ausheilung ifi auch diefe noch nicht, da u.a.
der reiche Befitz des Herrn Bernhard Köhler
in Berlin, auf den jüngfi auch Dr. P. E. Küp«
pers an diefer Stelle hinwies, in Bonn nicht
vertreten ifi. Den Katalog, der 72 Ge«
mälde aufführt, hat Dr. G. E. Lüthgen
mit einer anfprechenden Vorrede »Auguft
Macke zum Gedächtnis« verfehen. Die
Ausheilung bleibt bis zum 3. November
geöffnet. C.
In der Commeterfchen Kunffhand«
lung, Hamburg, find ausgefiellt Gemälde«
kollektionen von Fritz Friedrichs, Ham«
bürg, Fr. Schaper, Hamburg, Prof. Max
Frey, Geo Meinzolt, Hamburg, Prof. Horft«
Schulze und Graphik von Emil Nolde.
FORSCHUNGEN
Zwei unbekannte Flügelaltäre in Ober«
faxen im Bündener Oberland und Ofogna
von Ivo Strigel befpricht Dr. Marg.
Sattler im »Anzeiger für Schweizerifche
Altertumskunde« <1918, 1. Heft.> Das
Triptychon in Oberfaxen, welches in der
St. Georgskapelle aufgeftellt ifi, enthält in
feinem Schrein die Statuen der Gottes«
mutter mit dem Kinde, zwifchen Katharina
und Maria Magdalena Hebend. Die an
Innen« und Außenfeiten bemalten Flügel
zeigen, geöffnet: Barbara und Margarete,
gefchloffen: die beiden Johannisgeftalten.
Die Entfiehungszeit diefes Altars wird
aus fiilifiifchen Gründen auf etwa 1490
fefigelegt, — Der Altar in Ofogna, der
1494 datiert ifi, gibt Maria mit dem
 
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