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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 3
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Grautoff, Otto: Pariser Kunstbrief
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Würzburger Museumsfragen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0057
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Parifer Kunftbrief — Würzburger Mufeumsfragen

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bereits Weltgeltung erworben bat. Zahlreiche »vereinigte Werkdätten« lind
ins Leben gerufen worden. FranzödlAe Typenmöbel werden hergedelft. Die
junge Generation id mit Aufträgen überlaufen. Materialmangel gibt es kaum,
ArbeiterlAwierigkeiten nur in geringem Maße. Um aber Mißverdändnilfen
vorzubeugen, fei gefagt, daß der große »Salon des arts appliqués« nichts mit
modernem Kundgewerbe zu tun hat. Er enthält nur KitlA und ilt eine
Gegendemonitration der Möbelfabrikanten des Faubourg Saint Antoine gegen
das Faubourg St. Honoré, wo lieh die junge Kündlergruppe verfAanzt hat.
Während hier hauptfächlich das moderne Kundgewerbe fitzt, ilt als KunlH
händlerdraße die rue de la Boétie mit Nachbarltraßen jetzt mindeftens ebenfo
nichtig wie die alte rue Laffitte und die Bernheim=EAe an der Madeleine.
K
WÜRZBURGER MUSEUMSFRAGEN

TN Würzburg ilt die Stelle des Mufeumsdirektors am Fränkifchen Luitpold-
mufeum, die durch den Tod Stöhrs vakant geworden ilt, neu zu befetzen. —
Diefes »hidorifAe« Lokafmufeum ilt eines der reizvolllten feiner Art in Deutfch-
land. Das ilt gewiß in erlter Linie das Verdiend des gefAmadtvollen und
kenntnisreichen, zu früh verdorbenen bisherigen Leiters, der mit wahrem
Idealismus, echter Liebe und mit Tatkraft feiner Aufgabe hingegeben war. —
Aber auch ihm wäre der AuL und Ausbau diefer kultur= und kunlthiltorifch
gleich wertvollen Sammlung in diefem Stile nicht möglich gewefen, wenn er
nicht den beiten Helfer in dem mit KundfAätzen fo unvergleiAliA gefättigten
Würzburger Boden gehabt hätte. Ilt doA Würzburg eine der kunltreiAlten
Städte DeutfAlands, angefüllt von einem ÜberreiAtum an Monumenten, die eine
ununterbroAene Kundblüte — vor allem der Plaltik und ArAitektur — vom
12. bis ins beginnende 19. Jahrhundert hinein — hervorgebraAt hat. So kommt
?s, daß ein ungewöhnliAer Prozentfatz der lokalen »Altertümer«, die ihre
Ruheftätte im Luitpoldmufeum gefunden haben, in die Sphäre der hohen Kund
kineinragt, und daß das Würzburger Mufeum an Qualität feines Bedtzes die
beiden Mufeen gleiAer Art weit überragt. — Der weitere Ausbau der Samm-
Gng könnte alfo trotz wahrfAeinliA geringer Mittel für einen MufeumsfaA-
mann zweifellos eine reizvolle und lohnende Aufgabe bedeuten. — Aber,
müßten dA in diefer an Kund fo überreiAen Stadt, die felbd ein Mufeum
erden Ranges id, ni At eigentliA Aufgaben aufdrängen, die an Breite, Tiefe
und Wirkfamkeit weit über die begrenzten MögliAkeiten des weiteren Aus-
kaus eines immerhin kleinen Mufeums hinausgehen? Müßte es dA ni At darum
kandeln, der unterbroAenen kündlerifAen Tradition diefer Stadt wieder frifAes
Leben zuzuführen, der fAlummernden kündlerifAen Begabung diefes Votks-
 
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