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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 3
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Grautoff, Otto: Pariser Kunstbrief
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0056

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Parifer Kunftbrief

Aelier, Pilíement, Olivier, Oarneret, Defrance u. a. treten hier ans Licht.
Unter ihnen aber leuchteten Saint^Aubin, Cochin und Eisen als die be-
deutendPen hervor. Befonders günPig Phnitt die KünPlerdynaPie der Saint-
Aubin ab, die die Grazie, die Erfindungsgabe und die Heiterkeit des Parifer
Dixhuitième prachtvoll zum Ausdruck gebracht haben. — Unter den Aus-
Peilungen neuerer KunP iP die große Odilon=Redon=AusPe!lung bei Bar-
bazanges befonders hervorzuheben. Wie fo manche KünPler ilt diefer arme,
Pili für Pdh lebende Maler erP nach feinem Tode im Jahre 1916 zur An-
erkennung gelangt. AuA in ihm wirkte ein ReP der leiAten Anmut des
18. Jahrhunderts. Das verPeht vielleiAt nur der, der PA einmal tief ins
18. Jahrhundert verfenkt hat,- denn näher Pand Odilon Redon dem GeiPe
Poe's und Huysmans'. AuA der Name Gustave,Moreau's, dem die heutige
Generation fo viel verdankt, muß genannt werden. Er hat Redon ebenfalls
entkheidende Anregungen gegeben. — Unter den lebenden KünPlern hat Maurice
deVlaminA mit feiner Ausheilung beiBernheim=Jeune einen großen Erfolg
davongetragen. Die gefamte Preffe jubelte ihm zu. Ein KünPler, der heute
noA das Erbe der ImprefPoniPen weiter auszubauen PA müht, hat einen
lAweren Stand. Man muß dazu Phon eine Parke Natur fein. Und das iP
VlaminA. Seine Farben blühen. Seine Linien klingen. Und nie ertappt
man ihn auf NaAahmungen. — Ein weiteres Ereignis war die Ausheilung
junger KunP in den großartigen Räumen von Manzi Joyant, wo Derain,
Braque, Camoin, Dufy, Friesz, Maillol, Lacoste,Lhote, Marquet, Signac u. a. mit
neuen Arbeiten auftraten. Interelfant war dort die retrofpektive Ausheilung
des frühverPorbenen Italieners Modigliani, der Dufy und vor allem Derain
entkheidende Anregungen gegeben hat.
ExprefPonismus gibt es in FrankreiA niAt. Die Berliner SezefPonsaus^
Peilung würde in Paris wie ein verfpäteter SAerz wirken. Ingres iP das
neue Ideal. Klarheit und Reinheit der Linie iß die Forderung. Derain,
der Phon vor dem Krieg PA auf diefem Wege bewegte, iP ein MeiPer der
Linienreinheit und FormbePimmtheit geworden. Tobeen hat PA zu großer
MeißerPhaP entwickelt. Picasso iP nur mit einem Auge dem Realismus treu
geblieben, mit dem anderen Peht er die Welt dur A die Brille eines Akade-
miePhülers. Paul Rofenberg hat den neuen PicassoUngriste gepaAtet und
er Pellt faubere, kleinliAe AkademiezeiAnungen von ihm aus. Léonce Rofen-
berg hält den kubißiPhen Picasso hoA. Der kluge Spanier will wahrPhein-
liA feine alten Freunde niAt verlieren. So widerlegt er das alte SpriAwort:
Allen zu gefallen iP unmögliA. — Braque, Leger, Metzinger, Juan Gris,
Gleizes fetzen den Kubismus weiter fort.
HoAbedeutend iP der AufPhwung des modernen KunPgewerbes. Aus
den erPen Anfätzen des Jahres 1912 iP eine große Bewegung geworden, die
 
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