Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]: Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler (56.1920/1921 (Oktober-März))

484 Zur geplanten Neuregelung der Denkmalpflege in Preußen — Literatur
Dezentraiifation der Denkmalpflege darf keinesfalls verbunden fein mit einer
Gefährdung des nationalen Kunltbehtzes, die eine Folge der Übertragung der
finanziellen Verpflichtungen auf die fchon überlalteten Provinzen fein könnte,-
die Dezentraiifation kann nur dann die beabfiditigte politiche Wirkung haben
und erwünlcht fein, wenn gleichzeitig dadurch eine Förderung der denkmaF
pflegerifchen Beltrebungen gewährleist wird.

LITERATUR
Der Biiderfthmudc der frühen Drucke.
2. Die Drucke von Günther Zainer in
Augsburg, von Aibert Schramm.
Leipzig, Karl W. Hierfemann, 1920.
300 Mark.
In den fetzten Jahrzehnten ilt viel für
die BrforChung der Anfänge des Holz-
Chnittes geleiltet worden. W. L. Schreiber
hat hierbei die Notwendigkeit erkannt, das
gefamte Material an EinblattholzChnitten
lowie die fämtliAen vor 1500 erlchienenen
HolzChnittbüAer in einem Inventarwerk
zu fammeln. Trotz mancher Unltimmig^
keit im einzelnen hat diele Sammelarbeit
ihren bleibenden Wert als das wichtigfie
NaARhlagebuA für die Jüngere ForfAung.
Schreiber hatte außer feiner textlichen Leie
ftung die teAniCh nicht immer fehr glückliche
Herausgabe von Nachbildungen fämtlicher
erhaltenen BinblatthoizChnitte ins Werk
gefetzt. Die Inventariherung der Ho!z-
(AnittbüAer blieb auf die letzten beiden
Textbände feines )>Manuel de L'amateur
de la Gravure sur Bois« beChränkt. Das
deutfehe Mufeum für Buch und Schrift hat
nun feit langer Zeit daran gearbeitet, das
Bildermaterial auch für diefen Teil der frühen
HolzChnittproduktion in einem großen
Serienwerk zu veröffentli Aen. Dem ForlAer
ilt es bekannt, mit welAem Aufwand an
Mühe und Zeit die in den Bibliotheken
zerltreuten Werke der frühen DruckoffL
zinen zufammengetragen werden müflen.
Das Programm, ein Inventar der frühen
BuAlAnitte zu fAaffen, kann daher nur
freudig bejaht und begrüßt werden. Der
Verlag von Karl W. Hierfemann in Leip^
zig bringt jetzt die erite fertige Veröffent-
liAung des weitgelteAten Unternehmens
zur Ausgabe. Sie bildet den zweiten Band
des Gefamtwerkes und Itellt die Dru&e
von Günther Zainer zufammen, welAer

in den hebziger Jahren des 15. Jahrhunderts
in Augsburg gearbeitet hat. Das in zinko-
graphilAer Wiedergabe gebraAte Ab-
bildungsmaterial bringt die Originale treffli A
wieder, wenngleiA fofort mit NaAdruA
gefagt fein foil, daß der ForlAer auA
fernerhin fein Auge an den Originalen
felber Chuten muß und CA in entfAeL
denden Fällen immer an diefe wird wenden
müflen. Der Text fetzt mit einer knapp
orientierenden Einleitung ein und zeiAnet
CA durA Genauigkeit der Verweile auf
die einzelnen Blattzahlen der BüAer aus.
Sorgfältig Cnd die zu den BüAern ge-
hörigen ÜberfAriften oder Textftellen unter
Belalfung der alten Orthographie ver-
zeiAnet. DurA folAe Wiedergabe der
zu den SAnitten gehörigen Texterklärungen
wird das Werk befonders au A für die
ikonographifAe ForfAung ein nützliAes
HilfsbuA. In der bibliographifAen Zu-
fammenCellung hätte außer den älteren
Hauptwerken die jeweilige Nummer von
SAreiber zitiert werden dürfen, was die
Benützung fördern würde und vor allem
bei Zitierung jener BüAer von WiAtig-
keit wäre, die in den alten Bibliographien
fehlen,- dies umfomehr, als man bei SAreiber
CA fofort über die weitere Verwendung
der HolzfAnitte orientieren kann,- eine
Information, welAe das neue Werk niAt
gewährt. Insbefondere entbehren durA
den mangelnden Hinweis auf SAreiber
die vorkommenden EinblattholzChnitte ihrer
bibliographifAen Feftlegung.
Zum SAluß eine Ergänzung: Dem
Herausgeber ilt der deutfAe AlmanaA
von 1472 C. 2172, Pr. 1529, SAr. 3148
entgangen. Derfelbe enthält niAt etwa
denfelben HolzfAnitt wie der lateinifAe
AlmanaA auf das gleiAe Jahr, fondern
einen InitialhoizfAnitt mit dem Chriltus"
kind in der Art der NeujahrsholzfAnitte.