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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 4/5
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Willis, Frederick C.: Die Frühromantische Malerei, [1]
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Tietze-Conrat, Erica: Zwei Orestes-Reliefs von Johann Martin Fischer
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0085

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Die frühromantifche Malerei — Zwei Oreltes-Reiiefs von Johann Martin Pifdter 75

Seine Zie!e werden ohne weiteres Mar, wenn er an SAelling iAreibt:
»Das Studium der Aiten und das EntwiAein aifer Kunit daraus iit zwar
fehr gut, es kann aber dem Küniiier nichts heifen, wenn er ni At dahin kommt
und gebraAt wird, den gegenwärtigen Moment des Dafeins mit atien SAmerzen
und Freuden zu failen und zu betraAten, wenn ni At aiies, was ihm begegnet,
perföniiAe Berührung mit der weiteren Ferne und dem inneriten Kerne feines
Dafeins, mit der älteiten Vergangenheit und der herrfiAiten Zukunft wird.«
Ni At nur gegenwartfern, fondern zeitlos foil die Kunit fein,- fo wollen es
auA die NaAfolger, vor allem K. D. FriedriA, und gerade das iit es auA,
was lie von den Nazarenern trennt.
Was aus den erhaltenen Werken Runge s am weniglten hervorgeht und
doA für den Fortgang der Bntwi&lung am folgenreiAften war, das iit feine
Stellung zur LandfAaft, wie wir he fAon präzihert haben. Seine Briefe hnd
voll von AusbrüAen einer die ganze SAöpfung umfalfenden, aufs tieffte
teligiöfen Naturliebe, die ihn gemeinfam mit Tie& zu dem alten Myftiker
Jakob Böhme führte. Wie fehr er felbft das Mißverhältnis von Gewolltem
und ErreiAtem fühlte, zeigt eine Briefftelle an Tie&, wo er fagt: »Die SaAe
würde für jetzt fait weit mehr zur Arabeske und Hieroglyphe führen, allein
aus diefen müßte doA die LandfAaft hervorgehen, wie die hiftorifAe Kom-
pohtion doA auA daraus gekommen iit.« — Die letzte Falfung der »Tagest
Zeiten« — foweit he überhaupt ausgeführt wurde — zeigt deutliA die Bnt-
wi&lung in diefer RiAtung.
Sein ganzes Leben war ein Kampf um die Reinheit der Farbe. »Die
Farbe«, fagt er, »iit die letzte Kunit, die uns noA immer myftifA iit und
bleiben muß«. — NiAts iit wohl falfAer als die AnhAt, Runge wäre, wenn
er länger gelebt hätte, do A no A im Nazarenertum geendigt, eine Vermutung,
die FuAs auf die Beziehungen zu Brentano und Görres zu itützen fu At.
Mir fAeinen im Gegenteil feine letzten Ziele denen der Nazarener diametral
entgegengefetzt zu fein. (Schluß foigt.j
X-
ZWEI ORBSTBS=RBLIEFS
VON JOHANN MARTIN FISCHER
VON E. TI ETZ E. CON RAT
ÌOSBF VON SONNENFBLS, der literarilAe Beirat der Wiener Aka-
/ demie, hatte im Jahre 1768 bei der feierliAen Austeilung der Preife in der
neu erriAteten k. k. KupferfteAerakademie eine Rede von der »Ermunterung
zur Lektur an junge Künltler« gelefen in der ein wiAtiger, den Geiit der
neuen Zeit befonders eindringliA anzeigender Paffus vorkam: »Gönnen Sie

1) Sonnenfefs, Gefammeite Schriften, VIM. Band (Wien 1786), S. 295.
 
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