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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 4/5
DOI article:
Willis, Frederick C.: Die Frühromantische Malerei, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0084

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Die frühromantifche Malerei

wenn ihr mir, wie die gütige Natur heute tut. Io mit rofenrotem Schlüffe! die
Heimat auffchließen könntet, wo die Ahndungen der Kindheit wohnen! . . . Aber
BuA fehlen Farben, und Bedeutung im gewöhnlichen Sinne ilt leider eine Be-
dingung Eurer Kunß.«
An ernßhaßen Anfätzen nach diefer RiAtung hat es in der Malerei nicht
gefehlt. Keiner empfand diefe Unzulänglichkeit fo fehr wie Runge, aber —
und das ilt AarakterißilA für die Zeit — er geht ihr mit theoretifAer Unter-
fuchung zu Leibe. Jahre vergehen fo, und auf dem Papier liehen dann Br-
gebnilfe, die uns heute durch ihre Modernität in Staunen fetzen, wenn er
z. B. von der Farbenwirkung in Mofaikbildern oder gewirkten Tapeten fpricht,
9WO die MifAungen durch nebeneinander ifoliert behende Punkte oder Linien
hervorgebracht werden, die durch Entfernung ineinander Hießen«.
Aus feinen Verbuchen riß ihn früh der Tod, und fo geben feine
Werke nur ein unvollkommenes Bild feines Wollens. Das ilt das TragilAe
an feiner Perfönlichkeit,- das Tragilche für die Entwicklung war, daß der Ruf
nach einem ZufammenlAluß Gleichgelinnter, den er und auA SAelling in
feiner Rede über die Zukunft der deutlAen Kunß erhoben, ungehört ver-
klang, daß es khließliA nur einige wenige in der Stille SAaffende waren,
die der romantifAen Gedankenwelt den künßlerifAen AusdruA zu geben
verfuAten. Denn Runge hätte der Führer fein können einer Bewegung, die
zu einer feften deutlAen Tradition in der Malerei geführt hätte, er ilt ihre
markantere PerfönliAkeit. Statt deffen erßarkten die Akademien wieder mehr
als zuvor,- lie fanden auslAließliA RüAhalt beim Publikum, foweit es über^
haupt künßlerilA intereffiert war, während die belAeidenen Männer, die, wie
wir heute fehen, mit den Ideen der Romantik den Zielen der modernen
Malerei zußrebten, ohne feiten Mittelpunkt und ohne gelAloffenes Programm,
unverßanden in den Hintergrund gedrängt wurden.
Runge's Bedeutung als BahnbreAer hat zuerft LiAtwarA wiedererkannt,-
feine Forderung: »LiAt und Farbe und bewegendes Leben« war in der Zeit
der Kartons eine Tat, aber feine Bilder laßen do A nur ahnen, wie weit er
hier gehen wollte, und TfAudi hat gewiß mit ReAt feinen Ruf als FreiliAt-
maler in Frage geheilt, denn tatfäAliA hat er doA nur AtelierbeleuAtung,
wenn auA eine fehr differenzierte. Seine ganze Kunlt iß ein Fragment, das
ohne die Kenntnis feiner Abf Aten niAt verbanden werden kann. Man müßte
ihn für einen typilAen Empiremaler halten mit feiner plaßilAen Geßaltung
der Einzelkörper und feinen ornamentalen Kompoßtionen, eine Art deutlAen
Prud'hon, kennte man niAt feine SAriften, feine zahlreiAen Briefe an Führer
und Gegner der romantifAen Bewegung. Tieck und Steffens waren feine
vertrauteßen Freunde, Goethe, SAelling, Görres und Brentano unterhielten
den lebhafteßen GedankenaustaufA mit ihm.
 
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