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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 4/5
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Willis, Frederick C.: Die Frühromantische Malerei, [1]
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70
DIE FRÜHROMANTISCHB MALEREI
VON FRED. C. WILLIS
I.
*
T*NlB großen Stiiwandiungen der europäiiAen Kunst haben In den einzelnen
-L^ Kuituriändern immer mit teilweife fehr erhebiiAem ZeitunteriAied ein-
gefetzt und einen ni At weniger veriAieden gearteten AusdruA hinteriafien.
Bis die iAöpferifAen Gedanken NordfrankreiAs, bis die neue FormenfpraAe
Toskanas das übrige Europa durAdrungen haben, dazu ist jedesmal der
Verfauf fait eines Jahrhunderts nötig gewefen,- und au A die neue Zeit hat
diefen Prozeß nur abkürzen, niAt eiiminieren können.
Kleinere Bewegungen finden entfpreAend ihren Prämiifen in dem einen
Lande mehr Refonanz ais in dem anderen, wo iie vieiieiAt ganz fpurios
vorübergehen, fo daß man verfuAt wird, he für eine fpezihiA nationaie Er-
iAeinung zu haiten. Das iit in begrenztem Maße der Faß mit dem Rokoko,
in weit itärkerem mit der Kunft der Periode, die wir die romantiiAe nennen,-
und doA würde es keineswegs genügen, zur Erkiärung etwa auf das Gra-
ziöfe ais das Erbteii franzöiiiAen und das Gefühismäßige ais das des deutiAen
Natureiis hinzuweifen, fondern jedes wurde in feiner EpoAe von der Zeit-
ftrömung noA befonders emporgetragen. Auf den NiederiAiag, den diefe
Zeititrömung in der deutiAen Maierei am Anfang des 19. Jahrhunderts
gefunden hat, woiien wir näher eingehen.
AuA in FrankreiA und in Engiand hnd ihr Künitier unterworfen gewefen,
die wir ais Romantiker bezeiAnen,- in beiden Ländern bedeutet ihr Stii die
Reaktion gegen den Kiafiizismus, die mit Gericauit und Deiacroix um 1820,
mit Hunt und Roifetti erit um 1848 einfetzt, hier wie dort geht he SAuiter
an SAuiter mit der Literatur. Soweit hnd die Indizien die gieiAen wie in
DeutiAiand.
Was nun aber das Re At gibt, eine gewiiie RiAtung in der deutiAen
Maierei ais die konfequentefte Verkörperung diefer Zeititrömungen in der
Kunft anzufehen, das iit einerfeits die TatfaAe, daß in FrankreiA der roman-
tiiAen Gehnnung bei den genannten Künitiern neben dem neuerwaAten
Koiorismus und der ebenfo neuen Gewait ihrer LeidenfAaft eigentiiA nur
eine fekundäre Bedeutung zukommt, während he in Engiand in eine an
Hyiterie grenzende SAwüie der Gedankenweit ausartet, die unferen Künitiern
immer fremd gewefen iit,- das iit ferner der Llmitand, daß nur in der deutiAen
Maierei, und zwar iAon um 1800, eine reitiofe Erfüiiung der künitieriiAen
Forderungen zu hnden iit, die die romantiiAe Literatur aufgeiteiit hatte.
Das Verhäitnis diefer Literatur zur biidenden Kunft war ein fehr in-
tenhves, fait noA mehr ais in der vorhergehenden EpoAe des Kiafiizismus,
 
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