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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 10
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Tietze, Hans: Nachwort zum Eisenacher Denkmaltag
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0198

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188

NaAwort zum Eifena&er Denkmattag — Literatur

den VerfuA gemadit hat, alte und neue Kunltwerke nebeneinander zur Wir-
kung zu bringen, erprobt in großem Stii und an ausgewählter Qualität, was
in vielen Sammlungen fpezihfA modernen Typs gang und gäbe ilt. Eine
volle Umdrehung führt von der romantifdien Auffalfung, die dem Alten das
Neue harmlos verband, wofern es jenem nur angeähnelt war, zu diefem Stande
punkt, dem das Alte fo gut ilt wie das Neue, fofern es nur modern wirkt/
beide verknüpft durdi eine ZwifAenzeit, die der reinlichen Scheidung der
beiden Gruppen, denen lie verfdiiedene Wefenheit zufchrieb, eine fait kranke
halte Wichtigkeit beimaß.
Auch hier liegt eine Bewertung des alten Kunltwerkes vor, aber ße ilt
ganz anders orientiert als die frühere,- die Altersverehrung ilt fait völlig von
der Schätzung des Echten, Originalen, Individuellen aufgefogen,- eine Wand-
lung des Bthilchen ins Älthetifche ilt eingetreten. Wollte die Denkmalpflege
diefem Umlfand Rechnung tragen, fo würde ihre extenßve Betätigung zu einer
intenhven Bemühung werden,- nicht jedes Werk hätte he zu lAützen, das alt
ilt und weil es alt ilt, fondern nur jenes Werk, das uns — unabhängig von
diefem Umltand — etwas bedeutet. Die breite Maffe würde der GleiA-
gültigkeit verfallen, die hohen Qualitäten würden alle Liebe auf lieh vereinen
der Name Denkmal würde den tiefen und hohen Sinn wiedergewinnen, der
ihm etwas abhanden gekommen ilt.
Ich habe verfucht anzudeuten, worin mir die heutige Krife der Denkmal-
pflege zu beltehen Icheint,- iA habe mi A ni At für bereAtigt gehalten, Stellung
zu nehmen. ZwilAen den Generationen itehend müflen wir uns vielleiAt
belAeiden, der Mörtel zu fein, der die Steine zum Bau kittet,- Übergangs-
erkheinungen, hier wie anderwärts. Denn die Frage, die uns hier befAäftigt
hat, fpiegelt in ihrem winzigen AuslAnitt den ganzen Konflikt der Gründe
anfAauungen wider, der unfere Welt in den Grundveiten erfAüttert.

LITERATUR
MaxDeri,DieMalerei imXIX.fahr-
hundert. Entwi AlungsgefAi Atli Ae Dar-
ftellung auf pfyAologiiAer Grundlage.
2 Bände. Berlin, Paul Cafhrer.
Eingerahmt durA ein Einleitungskapitel
»TheoretifAe Grundlagen« und ein SAiulL
kapitel »TheoretifAe Ergebnilfe« bietet
diefes BuA zwei hiltorilAe Hauptteile dar,
die die Entwi&lung der Malerei in Frank-
reiA und in DeutlAland während der Zeit
von etwa 1790 bis zur Gegenwart dar-
Kellen wollen.
Viel ilt von Theorie und Methode die
Rede. Sowohl in den einleitenden und

ablAließenden Kapiteln wie zwilAendurA
im Verlauf der hiftorilA geordneten Dar-
ftellung. Was unter »pfyAologiiAer Grund-
lage« verbanden werden foli, ilt etwa fol-
gendes: das Kunftwerk niAt nur zu be-
traAten als ein real gegebenes Objekt,
fondern vornehmliA als AusdruA feelilAer
Gefühlszuftände desKünft!ers,die HA durA
feine Vermittlung auf den BetraAtenden
übertragen. Diele rein pfyAologifAe Ein-
itellung erhält ihre wiffenlAaftliAe Grund-
lage durA die Übernahme zahlreiAer Br-
gebnifle der pfyAologifAen FaAwifTenfAaft,
durA VergleiAe zwifAen StilentwiAlung
und biologilAen Vorgängen und ähnliAe
 
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