KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV HIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZB
NR. 12
1920
17. DEZEMBER
DIE VIER EVANGELISTEN REMBRANDTS
VON WILHELM R. VALENT1NER
AS Jahr 1661 ib eines der großen Jahre RembrandPs. Damals arbeitete
er an den Staalmeesters und an der VerfAwörung des Claudius Civiiis',-
und Werke wie die beiden Neger im Befitz von Dr. Bredius, der Matthäus
im Louvre, das Damenbiidnis bei Lady Wantage, und unter den Radierungen
die »Frau mit dem Pfeile entbanden. Audi eine Anzaht hervorragender
Zeidinungen: Entwürfe zu den Staalmeesters, zum Claudius Civiiis, Akt^
ítudien nadi Hendrickje, die mit der »Frau mit dem Pfeil« in Zufammenhang
behen, Und aus diefem Jahre erhalten.
Vielleicht führte der Künbier 1661 auch das große Gemälde für den
Sammler in Meffina, Vincenzo Ruffo, aus, das Alexander den Großen
darbeifte. Denn naA den neuerlich in Itaiien gefundenen Urkunden war das
Bifd im Dezember 1661 fchon inMefßna angekommen. Wie Hofbede deGroot
ausgeführt hat, ßnd die Verfuche, den Alexander mit einem der beiden ge^
wohnlich Mars und Palias benannten Gemälde in Glasgow und Petersburg
zu identifizieren, mißgiüdct. Wohi aber könnte eine Zeichnung im Mufeum
Boymans in Rotterdam, die bisher ais Bifdnis eines Biidhauers gedeutet
wird, ein Entwuf zu dem veriorenen Aiexander fein. Das Gemäide zeigte
den König ßtzend in Haibfigur und foibe ein Gegenftück zu dem Ariito^
teies, dem Biidnis eines_Geiehrten in der Sammlung Huntington in NewYork
biiden. Diefen Bedingungen entfpricht die Kompohtion der Zeichnung. Die
Büßen, vermutiieh antike Heiden, weifen auf die kriegerifchen, das angeiehnte
Buch auf die iiterarifchen Intereffen des Königs, der durch Ariitoteles für Homer
begeiitert wurde. Der fpäter von Rembrandt gemaite Homer, ein urfprüngiieh
oben im Bogen abgefAtobenes Gemäide (die Studie in Sto&hofm), biidete
das MitteibüA zwifAen Aiexander und Ariboteies.
Aus dem erhaltenen Biidermateriai iäßt 1ÌA noA ein weiterer umfaifender
Auftrag für das Jahr 1661 rekonitruieren, der mögliAerweife von einer KirAe
3usging, der Auftrag auf eine Folge von vier Evangeiiiten, auf Halb^
figuren Chribi und Mariä und auf eine Reihe von Apobein und Heiligen.
DieEvangeiiben bnd uns in dem Matthäus im Louvre, demhtzenden
SAreiber (Markus) bei Suiiey in London, dem »ReAnungsführer« (Lukas) bei
HERAUSGEBER: GUSTAV HIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZB
NR. 12
1920
17. DEZEMBER
DIE VIER EVANGELISTEN REMBRANDTS
VON WILHELM R. VALENT1NER
AS Jahr 1661 ib eines der großen Jahre RembrandPs. Damals arbeitete
er an den Staalmeesters und an der VerfAwörung des Claudius Civiiis',-
und Werke wie die beiden Neger im Befitz von Dr. Bredius, der Matthäus
im Louvre, das Damenbiidnis bei Lady Wantage, und unter den Radierungen
die »Frau mit dem Pfeile entbanden. Audi eine Anzaht hervorragender
Zeidinungen: Entwürfe zu den Staalmeesters, zum Claudius Civiiis, Akt^
ítudien nadi Hendrickje, die mit der »Frau mit dem Pfeil« in Zufammenhang
behen, Und aus diefem Jahre erhalten.
Vielleicht führte der Künbier 1661 auch das große Gemälde für den
Sammler in Meffina, Vincenzo Ruffo, aus, das Alexander den Großen
darbeifte. Denn naA den neuerlich in Itaiien gefundenen Urkunden war das
Bifd im Dezember 1661 fchon inMefßna angekommen. Wie Hofbede deGroot
ausgeführt hat, ßnd die Verfuche, den Alexander mit einem der beiden ge^
wohnlich Mars und Palias benannten Gemälde in Glasgow und Petersburg
zu identifizieren, mißgiüdct. Wohi aber könnte eine Zeichnung im Mufeum
Boymans in Rotterdam, die bisher ais Bifdnis eines Biidhauers gedeutet
wird, ein Entwuf zu dem veriorenen Aiexander fein. Das Gemäide zeigte
den König ßtzend in Haibfigur und foibe ein Gegenftück zu dem Ariito^
teies, dem Biidnis eines_Geiehrten in der Sammlung Huntington in NewYork
biiden. Diefen Bedingungen entfpricht die Kompohtion der Zeichnung. Die
Büßen, vermutiieh antike Heiden, weifen auf die kriegerifchen, das angeiehnte
Buch auf die iiterarifchen Intereffen des Königs, der durch Ariitoteles für Homer
begeiitert wurde. Der fpäter von Rembrandt gemaite Homer, ein urfprüngiieh
oben im Bogen abgefAtobenes Gemäide (die Studie in Sto&hofm), biidete
das MitteibüA zwifAen Aiexander und Ariboteies.
Aus dem erhaltenen Biidermateriai iäßt 1ÌA noA ein weiterer umfaifender
Auftrag für das Jahr 1661 rekonitruieren, der mögliAerweife von einer KirAe
3usging, der Auftrag auf eine Folge von vier Evangeiiiten, auf Halb^
figuren Chribi und Mariä und auf eine Reihe von Apobein und Heiligen.
DieEvangeiiben bnd uns in dem Matthäus im Louvre, demhtzenden
SAreiber (Markus) bei Suiiey in London, dem »ReAnungsführer« (Lukas) bei