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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 16
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Uhde-Bernays, Hermann: Franz von Defregger †
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0313

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Franz von Defregger — Literatur

303

wißen feltgelegten Grenzpunkt entgegenkommen darf. Allerdings bedeutet
fchon diefes ^Entgegenkommen^ den Verzidit auf den Nachruhm einer freien
Perföniichkeit im Reiche der Kunit.
Es iit nicht an der Zeit, den mit aufrichtigen Gefühlen der Trauer ge-
reichten Lorbeer mit fchmeichelhaften Worten und pathetif&en Sprü&en zu
umwinden. Was geltem war, wird durch das Heute nicht immer erfetzt.
In den höchlten Forderungen der Menfchheit und der Kunit darf nur das
Ewige Geltung und Gefetz haben. Wir würden die Wahrheitsliebe diefes
gütigen und ungewöhnlich einlichtigen Künltlers verletzen, wenn wir an feiner
Bahre anders von ihm fprächen, als es gefchehen iit. Der Befcheidenheit und
ehrlichen Meilterfchaft Franz Defreggers lind dille Grüße, die dem Beginn
feiner Künltlerlaufbahn gewidmet waren, itets lieber gewefen als laute JubeL
rufe, die feinen Weltruhm verkünden follten.

LITERATUR
Heinrich Glück/) DasHebdomonvon
Konftantinopel. ^Beiträge zur ver-
gleichenden Kunltforfchung, herausgegeben
vom Kunlthiltorilchen Inltitut der Uni-
verfität Wien (Lehrkanzel Strzygowski)^,
Heft 1. Wien 1920, DruA und Verlag
der Öfterr. Staatsdruckerei.
Dem Weg, den ihm fein Lehrer Strzy-
gowski (Die byzantinifchen Wafferbehälter
von Konftantinopel, S. 164, Wien 1893)
gewiefen, folgend, iit GiüA den Spuren
des Hebdomon, jener gefchichtlich fo be-
deutfamen byzantinifchen Hetrfcherßedlung
im Olten des konftantinopolitanifchen Vor-
ortes Makriköi nachgegangen. Sein allzu
kurzer Befuch der Umgegend führte ihn
zur Wiederauffindung einer der früheften
Kirchen des Hebdomon (wie er aus den
Schrift quellen wahrfcheinlich zu machen weiß,
der durch Konftantin den Großen gelüfteten
Kirche Johannes des Evangelicen), während
er am Uferabfall und in den umliegenden
Gärten zahlreiche Architekturbruchftücke
1) Von dem gleidien Verfaßen — einem der
fähigßen jünger Strzygowski's — erfchienen:
Der Breit- und Langhausbau in Syrien (HeideL
berg 1916). Die beiden fafanidifdien Drachen-
reliefs (Konftantinopel 1917). Türkifche Kunit
(Konftantinopel 1917). Ein Werk über die
Bäder Konftantinopefs und ihre Stellung in
der Baugefchidite des Morgen" und Abend"
iandes liegt drudtfertig vor.

—größtenteils Reite einer üferkolonnade —
vorfand.
In den Mittelpunkt feiner Ausführungen
[teilt GlüA die zu Anfang des 18. Jahr"
hunderts nach einer Kopie einer angeb"
liehen Zeichnung Gentile Bellini's heraus"
gegebenen Stiche Meneftrier's, Schilderungen
eines mutmaßlich vom Hebdomon aus-
gehenden Triumphzuges, in deren Architekt
turen er infolge Fehlens der von Theodoltus
erbauten Kuppelkirche Johannes des Täufers
ein Abbild des vortheodoßanilchen Heb"
domon zu fchauen meint. Während man
jene Darftellungen vordem als eine Ver-
herrlichung kriegerifcher Erfolge des Theo-
dohus oder Arkadius anzufehen pflegte,
die man zu einer Triumphalfäule betagter
Fürlten in Beziehung fetzte, deutet ße
Glück auf einenTriumph Valentinians I. und
Valens', der eine Säule des letzteren ge"
fchmü&t haben follte. In den durch AdlerheL
me gekennzeichnetenFeldherren, deren vor-
derer ein Szepter in der Hand hält, er-
bli&t er die beiden Kaifer,- die aufgeführten
Trophäen wiefen auf die Kämpfe gegen
die Donaubarbaren und auf die Unter"
drüAung des afrikanifchen Aufwandes hin.
Ermöglicht nun auch die, an die ältere
römdcheTriumphafplaftik anknüpfende, un-
gezwungenere Art der Schilderung die
RüAverlegung der Reliefs vor die Zeit des
Theodoßus, lo bleiben immerhin auch in
der vorliegenden Deutung (die glei&wohl
 
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