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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 1
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Battelli, Guido: Die Neuordnung der Uffizien
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0011

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KUNSTCHRONIK UND KÜNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KtRSTEIN
BBRUNER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZB
NR. 1 1. OKTOBER 1920

DIE NEUORDNUNG DER UFFIZIEN
VON GUIDO BATTELLI
*TNER Künhler oder Kunhfreund, der heute nadi Florenz kommt und mit
EV feinem Bädeker aus der Vorkriegszeit oder Sdiuhrings trefflichem modernen
Cicerone die Mufeen und Galerien durchwandert — er müßte eigentlich fein
Buch zuklappen und ausrufen: alles verkehrt! Er Undet lì A nämliA durA-
aus niAt mehr zureAt.
In der Tat handelt es 1ÌA niAt nur um eine veränderte Aufhellung von
Kunltwerken, fondern um eine gründliAe Neuordnung der Florentiner Mufeen
viele Bilder hnd aus einer Sammlung in die andere gewandert, oh find Kunh-
werke wieder auf ihren urfprüngliAen Platz zurüdegekehrt wie Donatello's
Judith, die wieder auf der Ringmauer des Palazzo VecAio heht, oder Ghir-
landaio's herrliAe Anbetung der Hirten, die wieder auf den Altar der Salfetti-
kapelle in S. Trinità zurüAgekehrt ih.
Nur die Galerie des Pitti = Palahes hat man in Ruhe gelalfen, als ein
^corpus separatum«, dazu behimmt, den Eindrude fürhliAer PraAt, eines
unerhörten Wohnungsluxus und glänzender Kunhwerke waAzurufen. Keine
fogenannte wilfenfAahliAe RiAtlinien, keine gewaltfame Anordnung naA topo-
graphifAen oder AronologilAen GehAtspunkten haben die hhöne Harmonie
diefer großherzogliAen GemäAer zu hören vermoAt/ hier fühlt man 1ÌA
wirkliA in ein Rei A der Kunh verfetzt und niAt in die nüAternen Säle
einer Kunhhhule oder einer Akademie.
Der Grundgedanke, der Prof. Giov. Poggi, den Direktor der Florentiner
Mufeen, bei der Neuordnung der ihm an vertrauten Sammlungen geleitet hat,
ih der gleiAe, wie er in Wien befolgt wurde, als man dort die großartigen
kaiferli Aen Mufeen auf dem Maria=Therehen=Platze erriAtete : die bedeutendhen
und AarakterihilAHen Werke in der Hauptgalerie zu vereinigen, Arono-
logilA und naA SAulen geordnet, der Akademie dagegen diejenigen von ge-
ringerer Bedeutung zu überlalfen, wo he mehr den ForfAer als den Künhler
reizen, als Gegenhand niAt fowohl der Bewunderung als der ForfAung.
So heht man jetzt in den Uffizien alle die Hauptwerke der toskanihhen
SAule vereinigt, die früher in der Akademie waren. Von den kohbaren
Madonnen Cimabue's und Giotto's, den Inkunabeln der italienifAen Kunh,
bis zu Fra Filippo Lippi's entzü&enden anbetenden Marien, von den merk-
 
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