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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 12
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Valentiner, Wilhelm Reinhold: Die Vier Evangelisten Rembrandts
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Hübner, Friedrich Markus: Neues von George Minne
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0232

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2Z2

Die vier Evangelicen Rembrandt's — Neues von George Minne

Mondi in der Nationai Gallery lind ade diefe Bilder 1661 datiert. Bei dielen
Möndien dürfte es hA eher um Modelle, die Rembrandt in eine Kutîe
Itedtte, als um wirkliAe Kapuziner handeln,- he (teilten, wenn ni At Apofte!,
vermutliA irgendwelAe andere heilige Perfonen der Legende oder der
GefAiAte dar.
Da von den Gemälden beider Gruppen auffällig wenig in holländifAen
Inventaren der älteren Zeit erwähnt werden, waren diefe Folgen wohl von
Anfang an für das Ausland — vielleiAt für eine KirAe in DeutfAland oder
England, wo ja die proteftantifAen KirAen niAt ganz fo leer wie in Holland
ftanden — oder für einen frommen Privatfammler in einem der rein katho-
lifAen Länder, etwa in den füdliAen Niederlanden, beftimmt.
%
NEUES VON GEORGE MINNE
/'""'BORGE Minne, der Gotiker, hatte mit feinen bildhauerilAen Arbeiten
niAt lange vorm Krieg eine RiAtung eingelAlagen, die ihn teAnifA mit
den Imprefhoniften, ideenmäßig mit den Pathetikern Meunier und Rodin in
eine gleiAe Linie braAte. Der Krieg, der ihn naA England verlAlug, zeitigte
an Bildhauerleihungen niAts,- George Minne widmete hA auslAließliA der
ZeiAenkunft. Diefe Blätter, von denen er gerüAtweife etwa 200 anfertigte,
bilden infofern eine ÜberrafAung, als der AusdruAsftil Minne^s niAt organilA
auf dem etwa 1912 betretenen Wege fortführt, fondern ein drittes Stadium,
einen auA handwerldiA dritten Charakter offenbart. George Minne ih auf
diefen Blättern, von denen etwa drei Dutzend foeben im Haag durA die alt-
berühmte »TeekenmaatiAappy« gezeigt werden, niAt mehr der in lAmäAtige,
zerbreAliAe KörperlAlankheiten verliebte Gotiker, niAt mehr der Mdlet-
pathetiker mit dem fozialen GefühlseinlAlag, fondern ein fait in die Geilten
weit entrü&ter Träumer, der feine Gebilde fo verlAwimmend und wolkige
lAwebend als mögliA auf dem Papiere anlegt. Er wählt meiftens ein grifhges
edles Büttenpapier, wohl auA Pergament oder Linnenhoff, und verlieht es,
die natürliAen Rauheiten der Unterlage, ihre FleAen und SAatten in die
zeiAnerikhe HeraufbefAwörung verfeinernd mit einzubeziehen. Wie Ma-
terialifationen des Unterbewußten, die hA gegen die Leibhaftigkeit fAier
fträuben, heben hA von den Blättern fait immer die nämliAen Vorhellungen:
Chriftus mit dem Kreuz und Maria mit dem Kinde. Aber das ChriftliA^
KatholilAe, was auf den frühen zeiAnerilAen Arbeiten Minne^s deutliA mit^
fpraA, ilt hier einer rein menfAliAen Auffalfung diefer Motive gewiAen:
Chriftus trägt fein Kreuz mit tiefhnnig harrendem Narrenbli&e, Maria, die
Mutter, umhüllt das Kind in die Falten eines, ihr ftets vom Kopf bis zu
 
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