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sessel, welcher bis in die Silberstickerei gleich-
falls von Couven vorgezeichnet ist. In den un-
teren Räumen ist äusser den Anfängen zu einer
Sammlung von ethnographischen Gegenständen,
von Gipsabgüssen und Schmiedeeisen die gleich-
falls von Bock erworbene Stoffsammlung be-
merkenswerth, namentlich durch eine Reihe sehr
interessanter orientalischer und sizilianischer
Muster des X bis XIII Jahrhunderts. Sämtliche
Räume des Museums machen einen behaglichen,
angenehmen Eindruck, obgleich die Aufstellung
der Gegenstände anspruchslos gemacht und in
erster Linie auf gute Betrachtung berechnet ist.
Im Königl. Kupferstichkabinette zu Dresden ist
ein neuer Saal eröffnet worden. Damit ist der
Anfang gemacht, dem Publikum in systematischer
Weise eine Reihe ausgezeichneter Werke des
Kupferstichs und Holzschnitts, sowie Zeichnungen
vorzuführen. Ausgestellt wurde zunächst das Holz-
schnittwerk A. Dürers, sowie einige neue Er-
werbungen, unter denen ein vortrefflicher Stich
Büchel's nach der in der Galerie befindlichen
Madonna von Feuerbach hervorzuheben ist.
KÜNSTLER UND SAMMLER
Neue Dokumente über einige toskanische Künstler
werden von G. Milanesi im Buonaroti (S. III vol. II
Heft III S. 73 ff.) veröffentlicht. Da ist zuerst eine
Urkunde, nach welcher der Maler Lorenzo
di Niccold sich am 25. Januar 1401—1402 ver-
pflichtet, für den Hauptaltar von S. Marco in
Florenz ein Bild zu malen, das später 1440 in die
Kirche S. Domenico zu Cortona kam, woselbst es
noch heute vorhanden (Krönung der Maria). Dann
erfahren wir von dem Auftrag, den der Intarsiator
Manno di Benincasa Mannucci (1373 bis
1455) am 22. Dezember 1407 erhielt, die »armari
e le casse con spalliere« der Sakristei der Kapelle
S. Niccold in S. Maria Novella zu machen. In
einem dritten Dokumente quittieren Turino di
Vanni, ein aus mehreren Werken bekannter
Maler, und der 1414 im Dome zu Siena be-
schäftigte Vittorio di Domenico von Siena
am 22. Februar 1408 über den Empfang von
20 Goldgulden und 40 Soldi. Ein 1389 in Siena
erwähnter Maler Giorgio di Andrea Bartoli
übernimmt am 20. April 1412 die Verpflichtung,
ein Gemälde für den Hauptaltar der Kathedrale
von Cittä di Castello zu verfertigen. Der Meister
Arduino da Baise von Modena, der die Chor-
stühle und Sakristeischränke des Domes von
Ferrara verfertigte und 1454 starb, übernimmt am
4. Januar 1419—20 die Herstellung des Sakristei-
stuhlwerks in S. Trinitä zu Florenz. Ferner er-
fahren wir von der Thätigkeit des Steinmetzen
Guido d’Antonio genannt Subisso an dem Bau
der Loggia des Hospitals der Annunziata in Arezzo
(23. September 1420). Am 26. Oktober 1421 ver-
pflichtet sich Jacopo, der Sohn des Malers
Giovanni Cristiani, für einen Altar von S. Paolo
in Pistoja einen Altaraufsatz aus Holz zu fertigen.
Weiter bringt Milanesi das Testament des floren-
tiner Malers Mariotto di Nardo vom 14. April
1424. Einige andere Dokumente beziehen sich
auf die Ausschmückung der Kirche S. Francesco
in Borgo San Sepolcro: ein Bartolomeo di Gio-
vannino d’Angelo, Zimmermann, fertigt am 2. Au-
gust 1426 eine Holztafel, die bemalt werden soll
und für den Hauptaltar bestimmt ist; ein Gold-
schmied Giovanni di Giorgio verpflichtet sich
am 26. Mai 1427 einen Kelch zu fertigen, ein
Maler Antonio di Giovanni di Anghiari das
Altarbild zu malen. Endlich werden in einer Ur-
kunde vom 4. August 1429 zwei Maler in Pistoja
erwähnt: Meo d’Andrea und Meo di Nar-
do ccio. Den Beschluss bildet das längere Do-
kument vom 16. Dezember 1431, in dem sich
zwei Mitglieder der durch neuere Forschungen
bekannten Familie der Ricomanni in Pietrasanta:
Riccomanno di Guido und sein Sohn Lio-
nardo verpflichten, einen Teil der Facade von
5. Maria degli Agostiniani in Pietrasanta in
Marmor auszuführen.
Elias Vonck, der Stilllebenmaler, war in Am-
sterdam ansässig, woselbst er 1642 ein Haus
mietete und am 10. Juni 1652 begraben wurde.
Dirck Wijntrack, als Maler von Federvieh be-
kannt, welches er in Landschaften von J. van
Hagen und anderen Haager Landschaftsmalern an-
zubringen pflegt, wird uns jetzt durch mehrere in-
teressante Urkunden seiner Persönlichkeit nach
von Bredius bekannt gemacht. Am 17. April
wurde Wijntrack im Haag als »Secretär (clercq)
der Staaten von Holland und Westfriesland« an-
gestellt, und in diesem angesehenen Posten blieb
er bis an seinen Tod, der 1678 im Haag erfolgte.
Seine Tochter vermählte er 1664 an einen hoch-
gestellten Juristen. Seine Vermögensverhältnisse
scheinen sehr günstige gewesen zu sein. — Wijn-
track hat also wohl nur in Mussestunden sich
der Malerei befleissigt, woraus sich die Seltenheit
seiner Gemälde, namentlich aus späterer Zeit,
erklärt.
(Catalogus der Schildereyen in het Museum
Kunstliefde te Utrecht. 1885.)
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sessel, welcher bis in die Silberstickerei gleich-
falls von Couven vorgezeichnet ist. In den un-
teren Räumen ist äusser den Anfängen zu einer
Sammlung von ethnographischen Gegenständen,
von Gipsabgüssen und Schmiedeeisen die gleich-
falls von Bock erworbene Stoffsammlung be-
merkenswerth, namentlich durch eine Reihe sehr
interessanter orientalischer und sizilianischer
Muster des X bis XIII Jahrhunderts. Sämtliche
Räume des Museums machen einen behaglichen,
angenehmen Eindruck, obgleich die Aufstellung
der Gegenstände anspruchslos gemacht und in
erster Linie auf gute Betrachtung berechnet ist.
Im Königl. Kupferstichkabinette zu Dresden ist
ein neuer Saal eröffnet worden. Damit ist der
Anfang gemacht, dem Publikum in systematischer
Weise eine Reihe ausgezeichneter Werke des
Kupferstichs und Holzschnitts, sowie Zeichnungen
vorzuführen. Ausgestellt wurde zunächst das Holz-
schnittwerk A. Dürers, sowie einige neue Er-
werbungen, unter denen ein vortrefflicher Stich
Büchel's nach der in der Galerie befindlichen
Madonna von Feuerbach hervorzuheben ist.
KÜNSTLER UND SAMMLER
Neue Dokumente über einige toskanische Künstler
werden von G. Milanesi im Buonaroti (S. III vol. II
Heft III S. 73 ff.) veröffentlicht. Da ist zuerst eine
Urkunde, nach welcher der Maler Lorenzo
di Niccold sich am 25. Januar 1401—1402 ver-
pflichtet, für den Hauptaltar von S. Marco in
Florenz ein Bild zu malen, das später 1440 in die
Kirche S. Domenico zu Cortona kam, woselbst es
noch heute vorhanden (Krönung der Maria). Dann
erfahren wir von dem Auftrag, den der Intarsiator
Manno di Benincasa Mannucci (1373 bis
1455) am 22. Dezember 1407 erhielt, die »armari
e le casse con spalliere« der Sakristei der Kapelle
S. Niccold in S. Maria Novella zu machen. In
einem dritten Dokumente quittieren Turino di
Vanni, ein aus mehreren Werken bekannter
Maler, und der 1414 im Dome zu Siena be-
schäftigte Vittorio di Domenico von Siena
am 22. Februar 1408 über den Empfang von
20 Goldgulden und 40 Soldi. Ein 1389 in Siena
erwähnter Maler Giorgio di Andrea Bartoli
übernimmt am 20. April 1412 die Verpflichtung,
ein Gemälde für den Hauptaltar der Kathedrale
von Cittä di Castello zu verfertigen. Der Meister
Arduino da Baise von Modena, der die Chor-
stühle und Sakristeischränke des Domes von
Ferrara verfertigte und 1454 starb, übernimmt am
4. Januar 1419—20 die Herstellung des Sakristei-
stuhlwerks in S. Trinitä zu Florenz. Ferner er-
fahren wir von der Thätigkeit des Steinmetzen
Guido d’Antonio genannt Subisso an dem Bau
der Loggia des Hospitals der Annunziata in Arezzo
(23. September 1420). Am 26. Oktober 1421 ver-
pflichtet sich Jacopo, der Sohn des Malers
Giovanni Cristiani, für einen Altar von S. Paolo
in Pistoja einen Altaraufsatz aus Holz zu fertigen.
Weiter bringt Milanesi das Testament des floren-
tiner Malers Mariotto di Nardo vom 14. April
1424. Einige andere Dokumente beziehen sich
auf die Ausschmückung der Kirche S. Francesco
in Borgo San Sepolcro: ein Bartolomeo di Gio-
vannino d’Angelo, Zimmermann, fertigt am 2. Au-
gust 1426 eine Holztafel, die bemalt werden soll
und für den Hauptaltar bestimmt ist; ein Gold-
schmied Giovanni di Giorgio verpflichtet sich
am 26. Mai 1427 einen Kelch zu fertigen, ein
Maler Antonio di Giovanni di Anghiari das
Altarbild zu malen. Endlich werden in einer Ur-
kunde vom 4. August 1429 zwei Maler in Pistoja
erwähnt: Meo d’Andrea und Meo di Nar-
do ccio. Den Beschluss bildet das längere Do-
kument vom 16. Dezember 1431, in dem sich
zwei Mitglieder der durch neuere Forschungen
bekannten Familie der Ricomanni in Pietrasanta:
Riccomanno di Guido und sein Sohn Lio-
nardo verpflichten, einen Teil der Facade von
5. Maria degli Agostiniani in Pietrasanta in
Marmor auszuführen.
Elias Vonck, der Stilllebenmaler, war in Am-
sterdam ansässig, woselbst er 1642 ein Haus
mietete und am 10. Juni 1652 begraben wurde.
Dirck Wijntrack, als Maler von Federvieh be-
kannt, welches er in Landschaften von J. van
Hagen und anderen Haager Landschaftsmalern an-
zubringen pflegt, wird uns jetzt durch mehrere in-
teressante Urkunden seiner Persönlichkeit nach
von Bredius bekannt gemacht. Am 17. April
wurde Wijntrack im Haag als »Secretär (clercq)
der Staaten von Holland und Westfriesland« an-
gestellt, und in diesem angesehenen Posten blieb
er bis an seinen Tod, der 1678 im Haag erfolgte.
Seine Tochter vermählte er 1664 an einen hoch-
gestellten Juristen. Seine Vermögensverhältnisse
scheinen sehr günstige gewesen zu sein. — Wijn-
track hat also wohl nur in Mussestunden sich
der Malerei befleissigt, woraus sich die Seltenheit
seiner Gemälde, namentlich aus späterer Zeit,
erklärt.
(Catalogus der Schildereyen in het Museum
Kunstliefde te Utrecht. 1885.)