Hinweis: Dies ist eine zusätzlich gescannte Seite, um Farbkeil und Maßstab abbilden zu können.
0.5
1 cm

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verrät, dass insbesondere Sebastiano’s Vorbild
nicht darin zu verkennen ist. Aber das schliesst
die Autorschaft Raphaels keineswegs aus; im
Gegenteil. Kaum ein anderer grosser Künstler,
äusser Rubens, hat so mannigfaltige Einflüsse auf
sich wirken lassen, hat sie so stark in sich auf-
genommen, als gerade Raphael; kein anderer hat
sie aber auch so zu klären und so sehr in seine
Eigenart zu verarbeiten verstanden. Es ist daher
begreiflich und fast notwendig, dass ein Kolorist
wie Sebastiano, welcher die Kunst des Giorgione
den Römern unerwartet in ihrer ganzen berau-
schenden Farbenpracht und Lebensfülle unver-
fälscht und mit der Meisterschaft seines Lehrers
vorführte, auf Raphael einen so tiefen Eindruck
machen musste, dass es ihn fast unwiderstehlich
zu einer Schöpfung im Geiste und in den Far-
ben dieses Apostels einer neuen Kunstrichtung
hinzog. Eine solche Schöpfung ist Raphaels
»Fornarina« in der Tribuna, welche vor ihrem
Gegenstück und Vorbild aus Blenheim die grössere
Meisterschaft in der Anordnung und in der idealen
Ausgestaltung der Erscheinung voraus hat, wäh-
rend sie in der Feinheit der individuellen Auffas-
sung wie im Reichtum und Pracht der Färbung
und in der malerischen Behandlung hinter diesem
Bilde zurücksteht. ' W. B.
ETWAS ÜBER DIE TER BORCHS
UND DEN MALER
BERNARD VAN VOLLENHOVEN
der interessanten Ter Borch - Sammlung des
Herrn Zebinder in Zwolle befindet sich ein
Dokument, woraus erhellt, was der alte Ter
Borch malte. Er schrieb darauf ungefähr wie
folgt: »Als Anno 1611 der Vice König von Neapel,
Don Jowani de Casterya (!) mit seinem Secretär
Don Francisco Jowani abreiste, nam er meine
beiden Gemälde mit, weil ich zuerst auch mit
nach Spanien wollte. Die Bilder gehören mir
noch; in dem einen standen 2 junge bunten
Hühner mit Früchten, in dem andern zwei
moderne Figuren in einer Landschaft.« Auf dem
Umschläge: »Hierin liegen 2 Briefe von peinem
Herzog von Paliano und 3 Briefe von meinem
Bisschof Monsignor Fyvis (?) mit Empfehlungen
für Spanien.«
Auf einem andern Umschlag befindet sich von
derselben Hand: »Dieses sind Briefe, die mein
Gerrit in England von mir erhielt und wieder
mitgebracht hat. Dazu auch schriftlich eine An-
leitung zum Radiren.« (Die letztere ist ganz von
Herrn Dr. van Doorninck in seinen Mitteilungen
publiziert.)
Es scheint nur ein, aber ein wichtiger Brief
erhalten zu sein, datiert 3. Juli 1635 aus Zwolle.
Ich übersetze ihn frei ins Deutsche:
»Liebes Kind, Ich schicke Dir den »leeman«
(Glieder- oder Malpuppe) aber ohne Untersatz, weil
er zu gross und zu schwer für den Koffer werden
würde; und für ein geringes Geld kannst Du Dir
einen dazu machen lassen. Benutze denselben
und lass ihn nicht stille stehen wie hier, son-
dern zeichne fleissig, besonders grosse, bewegte
| Gruppen (»Ordonnantien«) wie Du sie mitgenom-
In dem in Deutschland =—
kannten Werk: »Verslagen dE_
derVereenigingtotbeoe.E ?
ysselsche.Geschieden
gab Dr. J. .1. van Doorninc! ="
teilungen über obige Meister. E_T
die ersteren, aber nur nach eir =
in seinen »Studien«. Ich will hiex
aus: »Het Schildersgeslacht T<E—
Der alte Gerard (Geert) Ter=_
Maler wie sein berühmter S'= ?
genösse, starb am 20. April 161 =
war also 1584 geboren. Das Er
selbst in einem Gedicht: »My E_2?
Daraus erfahren wir: dass er in
nach Italien ging und dort s =
dann heimkehrte, sich (dreima E—
in Zwolle seines Vaters Gescln_
--- n n
>) Diese Mitteilungen ergänzen meinn
bild. Kunst«. .1883. E"
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druck ist hier sehr unsicher.
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2
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8
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SBp Pieter Molyn Dich stets
M Und wenn Du malst, mache
~ | ahl Conversations- stücke) das
|| :n, und bleibe auch schön
'f | malen (?2), dann wirst Du mit
mh flieht werden, wie Du es auch
^M nsterdam warst. Was Du in
^M tgst, wird Dir wohl gelingen,
HM :t so. Diene darum vor Allem
nd bescheiden gegen Jeder-
BH Dir gut gehen. Ich schicke
aM ind neue lange Pinsel, Papier,
Ine Farben, auch (> von Ma-
I . . solltest Du sonst etwas
schreibe es, ich werde cs Dir
I tter und die Kinder, Cousin
Borch.grüssen Dich.
H )ein guter Vater
Gerhard Ter Borch.«
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verrät, dass insbesondere Sebastiano’s Vorbild
nicht darin zu verkennen ist. Aber das schliesst
die Autorschaft Raphaels keineswegs aus; im
Gegenteil. Kaum ein anderer grosser Künstler,
äusser Rubens, hat so mannigfaltige Einflüsse auf
sich wirken lassen, hat sie so stark in sich auf-
genommen, als gerade Raphael; kein anderer hat
sie aber auch so zu klären und so sehr in seine
Eigenart zu verarbeiten verstanden. Es ist daher
begreiflich und fast notwendig, dass ein Kolorist
wie Sebastiano, welcher die Kunst des Giorgione
den Römern unerwartet in ihrer ganzen berau-
schenden Farbenpracht und Lebensfülle unver-
fälscht und mit der Meisterschaft seines Lehrers
vorführte, auf Raphael einen so tiefen Eindruck
machen musste, dass es ihn fast unwiderstehlich
zu einer Schöpfung im Geiste und in den Far-
ben dieses Apostels einer neuen Kunstrichtung
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»Fornarina« in der Tribuna, welche vor ihrem
Gegenstück und Vorbild aus Blenheim die grössere
Meisterschaft in der Anordnung und in der idealen
Ausgestaltung der Erscheinung voraus hat, wäh-
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sung wie im Reichtum und Pracht der Färbung
und in der malerischen Behandlung hinter diesem
Bilde zurücksteht. ' W. B.
ETWAS ÜBER DIE TER BORCHS
UND DEN MALER
BERNARD VAN VOLLENHOVEN
der interessanten Ter Borch - Sammlung des
Herrn Zebinder in Zwolle befindet sich ein
Dokument, woraus erhellt, was der alte Ter
Borch malte. Er schrieb darauf ungefähr wie
folgt: »Als Anno 1611 der Vice König von Neapel,
Don Jowani de Casterya (!) mit seinem Secretär
Don Francisco Jowani abreiste, nam er meine
beiden Gemälde mit, weil ich zuerst auch mit
nach Spanien wollte. Die Bilder gehören mir
noch; in dem einen standen 2 junge bunten
Hühner mit Früchten, in dem andern zwei
moderne Figuren in einer Landschaft.« Auf dem
Umschläge: »Hierin liegen 2 Briefe von peinem
Herzog von Paliano und 3 Briefe von meinem
Bisschof Monsignor Fyvis (?) mit Empfehlungen
für Spanien.«
Auf einem andern Umschlag befindet sich von
derselben Hand: »Dieses sind Briefe, die mein
Gerrit in England von mir erhielt und wieder
mitgebracht hat. Dazu auch schriftlich eine An-
leitung zum Radiren.« (Die letztere ist ganz von
Herrn Dr. van Doorninck in seinen Mitteilungen
publiziert.)
Es scheint nur ein, aber ein wichtiger Brief
erhalten zu sein, datiert 3. Juli 1635 aus Zwolle.
Ich übersetze ihn frei ins Deutsche:
»Liebes Kind, Ich schicke Dir den »leeman«
(Glieder- oder Malpuppe) aber ohne Untersatz, weil
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Daraus erfahren wir: dass er in
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bild. Kunst«. .1883. E"
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