Erster Jahrgang.
Berlin den 15. März 1885.
No. 6.
DER KUNSTFREUND
Herausgegeben von Henry Thode
Erscheint am i. und 15. jeden Monats. Preis des Jahrgangs mit allen Beilagen 20 Mark.
Die Abonnenten des »Jahrbuchs der Königlich Preussischen Kunstsammlungen« erhalten den »Kunstfreund« gratis,
die Beilagen zu ermäfsigten Preisen.
EIN SERVICE IN SEVRES-PORZELLAN,
GESCHENK LUDWIGS XV
AN FRIEDRICH V VON DÄNEMARK
Seitdem die Porzellan-Manufaktur von Sevres
gegen die Mitte des XVIII Jahrhunderts die Er-
folge, welche sie mit so grossem Eifer anstrebte,
erreicht hatte, gefiel sich der Hof von Frankreich
darin, den verschiedenen Souverainen Europas
einige von den Produkten nationaler Industrie
als Geschenk darzubringen. Eines der ersten war
für Friedrich V, den König von Dänemark, be-
stimmt. Man weiss, dass Louis XV selbst die
Ausführung der Arbeit, welche der Königl. Manu-
faktur aufgetragen war, überwachte. Der Herzog
von Luynes hat uns davon in seinen Memoiren
(Bd. XVI p. 92) benachrichtigt. Ja, alle Details der
Schenkung selbst giebt dieser Chronist des Hofes
von Versailles genau mit folgenden Worten an,
die unter dem Datum von 1758 zu finden sind
(a. a. O. p. 328):
»Der König hat dem König von Dänemark
ein Porzellan-Service zum Geschenk gemacht.
Das Service ist in Vincennes und in Sevres ge-
fertigt worden. Es ist, was man jetzt »französi-
sches Porzellan« nennt. Die Marke besteht aus
zwei in einem Dreieck verschlungenen L L.
Dies Service ist ausserordentlich vollständig.
Das Porzellan ist in grün und gold. Diese
grüne Farbe und die blaue, die Einige noch
schöner finden, steigern in fabelhafter Weise
den Preis. Es sind acht Dutzend Teller, die
60 Stück Livres kosten. Das Uebrige nach Ver-
hältnis.«
Der Herzog von Luynes war wohl unterrichtet,
und es sind Dokumente erhalten, die seine Be-
hauptung beweisen. Lazare Duvaux nämlich, der
Juwelier Ludwigs XV, der vom König von Frank-
reich beauftragt war, über die Ausführung seiner
Befehle zu wachen und den der Manufaktur von
Sevres erteilten Auftrag zu bezahlen, hat am
7. März 1758 die folgende Notiz in sein Aus-
gabenbuch gesetzt:
»Doit S. M. le Roy: Livre ä M. l’abbe Comte
de Bernis ministre des affaires etrangeres, pour
S. M. Danoise: Un Service de porcelaine de
France, en vert, peint ä figures, fleurs et oiseaux,
compose de: Un pot, 1,500 livres.— Deux ter-
rines, ä 1,200 1., 2,400 1. — Quinze jattes pour
les früits, ä 240 1., 3,600 1. — Vingt compotiers
differens, ä 120 1., 2,400 1. — Soixante - douze
assiettes a 60 1., 4,320 1. — Quatre sucriers
ovales et plateaux ä 300 1., 1,200 1. — Six seaux
ä bouteilles, ä 336 1., 2,016 1. — Quatre dits a
demi-bouteilles, ä 240 1, 960 1. — Douze dits,
ä verres, ä 120 1., 1,440 1. — Deux dits, ä li-
queurs, ordinaires, ä 144 1., 288 1. — Deux dits,
ä liqueurs ovales, ä 300 1., 600 1. — Quatre mou-
tardiers et plateaux, ä 120 1., 480 1. — Quatre
beurriers et plateaux, ä 216 1., 864 1. — Quatre
plats d’entree, grands, ä 192 1., 768 1. —- Quatre
dits plus petits, ä 144 1., 576 1. — Douze dits,
de hors d’oeuvres ä 120 1., 1,440 k — Deux sa-
ladiers ä monier, ä 360 1., 720 1. — Deux dits,
feuiles de chou, ä 360 1., 720 1. — Seize pots ä
jus, ä 36 1., 576 1. — Deux plateaux de pots ä jus,
ä 1441., 288 1. — Vingt-huit tasses ä glaces ä 30 1.,
840 1. — Quatre soucoupes ä pieds, ä 120 1.,
480 1. — Quatre fromagers et plateaux, ä 216 1.,
864 1. — Quatre saucieres et plateaux, ä 300 1.,
1,200 1. — Dix salieres simples, ä 36 L, 360 1.
— Deux dites, doubles ä 72 1., 144 1. — Trois
doublures en argent dore d’or moulu, pour le
pot ä oille et les deux terrines, et avoir fait
ajuster par un lapidaire les couvercles dans les-
dites garnitures, 1,200 1. — La garniture en or,
ä charniere double, d’une saliere ä deux cötes,
490 1. — Quinze glaces au tain taillees en rond
suivant les jattes du fruit, 120 1. — Deux vases
couverts en forme d’urnes, ä mosaTque en vert
dont les cartouches sont peints ä oiseaux, de
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Berlin den 15. März 1885.
No. 6.
DER KUNSTFREUND
Herausgegeben von Henry Thode
Erscheint am i. und 15. jeden Monats. Preis des Jahrgangs mit allen Beilagen 20 Mark.
Die Abonnenten des »Jahrbuchs der Königlich Preussischen Kunstsammlungen« erhalten den »Kunstfreund« gratis,
die Beilagen zu ermäfsigten Preisen.
EIN SERVICE IN SEVRES-PORZELLAN,
GESCHENK LUDWIGS XV
AN FRIEDRICH V VON DÄNEMARK
Seitdem die Porzellan-Manufaktur von Sevres
gegen die Mitte des XVIII Jahrhunderts die Er-
folge, welche sie mit so grossem Eifer anstrebte,
erreicht hatte, gefiel sich der Hof von Frankreich
darin, den verschiedenen Souverainen Europas
einige von den Produkten nationaler Industrie
als Geschenk darzubringen. Eines der ersten war
für Friedrich V, den König von Dänemark, be-
stimmt. Man weiss, dass Louis XV selbst die
Ausführung der Arbeit, welche der Königl. Manu-
faktur aufgetragen war, überwachte. Der Herzog
von Luynes hat uns davon in seinen Memoiren
(Bd. XVI p. 92) benachrichtigt. Ja, alle Details der
Schenkung selbst giebt dieser Chronist des Hofes
von Versailles genau mit folgenden Worten an,
die unter dem Datum von 1758 zu finden sind
(a. a. O. p. 328):
»Der König hat dem König von Dänemark
ein Porzellan-Service zum Geschenk gemacht.
Das Service ist in Vincennes und in Sevres ge-
fertigt worden. Es ist, was man jetzt »französi-
sches Porzellan« nennt. Die Marke besteht aus
zwei in einem Dreieck verschlungenen L L.
Dies Service ist ausserordentlich vollständig.
Das Porzellan ist in grün und gold. Diese
grüne Farbe und die blaue, die Einige noch
schöner finden, steigern in fabelhafter Weise
den Preis. Es sind acht Dutzend Teller, die
60 Stück Livres kosten. Das Uebrige nach Ver-
hältnis.«
Der Herzog von Luynes war wohl unterrichtet,
und es sind Dokumente erhalten, die seine Be-
hauptung beweisen. Lazare Duvaux nämlich, der
Juwelier Ludwigs XV, der vom König von Frank-
reich beauftragt war, über die Ausführung seiner
Befehle zu wachen und den der Manufaktur von
Sevres erteilten Auftrag zu bezahlen, hat am
7. März 1758 die folgende Notiz in sein Aus-
gabenbuch gesetzt:
»Doit S. M. le Roy: Livre ä M. l’abbe Comte
de Bernis ministre des affaires etrangeres, pour
S. M. Danoise: Un Service de porcelaine de
France, en vert, peint ä figures, fleurs et oiseaux,
compose de: Un pot, 1,500 livres.— Deux ter-
rines, ä 1,200 1., 2,400 1. — Quinze jattes pour
les früits, ä 240 1., 3,600 1. — Vingt compotiers
differens, ä 120 1., 2,400 1. — Soixante - douze
assiettes a 60 1., 4,320 1. — Quatre sucriers
ovales et plateaux ä 300 1., 1,200 1. — Six seaux
ä bouteilles, ä 336 1., 2,016 1. — Quatre dits a
demi-bouteilles, ä 240 1, 960 1. — Douze dits,
ä verres, ä 120 1., 1,440 1. — Deux dits, ä li-
queurs, ordinaires, ä 144 1., 288 1. — Deux dits,
ä liqueurs ovales, ä 300 1., 600 1. — Quatre mou-
tardiers et plateaux, ä 120 1., 480 1. — Quatre
beurriers et plateaux, ä 216 1., 864 1. — Quatre
plats d’entree, grands, ä 192 1., 768 1. —- Quatre
dits plus petits, ä 144 1., 576 1. — Douze dits,
de hors d’oeuvres ä 120 1., 1,440 k — Deux sa-
ladiers ä monier, ä 360 1., 720 1. — Deux dits,
feuiles de chou, ä 360 1., 720 1. — Seize pots ä
jus, ä 36 1., 576 1. — Deux plateaux de pots ä jus,
ä 1441., 288 1. — Vingt-huit tasses ä glaces ä 30 1.,
840 1. — Quatre soucoupes ä pieds, ä 120 1.,
480 1. — Quatre fromagers et plateaux, ä 216 1.,
864 1. — Quatre saucieres et plateaux, ä 300 1.,
1,200 1. — Dix salieres simples, ä 36 L, 360 1.
— Deux dites, doubles ä 72 1., 144 1. — Trois
doublures en argent dore d’or moulu, pour le
pot ä oille et les deux terrines, et avoir fait
ajuster par un lapidaire les couvercles dans les-
dites garnitures, 1,200 1. — La garniture en or,
ä charniere double, d’une saliere ä deux cötes,
490 1. — Quinze glaces au tain taillees en rond
suivant les jattes du fruit, 120 1. — Deux vases
couverts en forme d’urnes, ä mosaTque en vert
dont les cartouches sont peints ä oiseaux, de
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