8?
84
6oo 1. chaque, 1,200 1. — Avoir fait en dedans
deux garnitures ä jour dorees d’or moulu, pour
arreter les couvercles, 28 1. — Les caisses ä
compartiment en dedans et doubles caisses, le
papier et de coupures, mousse, foin, ficelle,
emballage en toile grasse et emballage en paille,
cordages, menus frais ä la douane, les ports ä la
messagerie, 460 1. — Total 34,542 livres.«
Wir wissen, dass dieses wahrhaft königliche
Geschenk Ludwigs XV an Friedrich V wohlbe-
halten in Dänemark anlangte, denn man liest in
der »Gazette de France« vom 17. Juni 1758:
»Aus Kopenhagen, am 26. Mai 1758. Am 22. die-
ses Monats überreichte der Präsident Ogier,
Frankreichs Gesandter, dem König im Auftrage
Seiner Allerchristlichsten Majestät ein prachtvolles
Sevres - Service, das erste, das in grüner Farbe,
mit Gold und Miniatur - cartouchen bereichert,
ausgeführt worden.« Das Museum im Schlosse
Rosenborg in Kopenhagen, so interessant wegen
der nationalen Erinnerungen, die es für Däne-
mark bewahrt, besitzt in dem den keramischen
Produkten gewidmeten Zimmer dies wertvolle
Denkmal der französischen industriellen Kunst
nicht. Was ist aus dem berühmten Service, dem
Geschenk Ludwigs XV, dessen Geschichte wir
nach den authentischsten Dokumenten hergestellt
haben, geworden? Louis Courajod
BEITRÄGE ZUR KUNSTTOPOGRAPHIE
DER RHEINLANDE
I. EIN ROMANISCHES BEINHAUS
Die Kirche zu Schorbach St. n. von Bitsch)
Kreis Saargemünd, Deutsch - Lothringen) ist in
ihrem gegenwärtigen Bestände vollständig modern,
doch steht noch der freilich oben stark geborstene
romanische Turm, dessen kleine rundbogige
Fensterchen, dessen mit einem Gratgewölbe ge-
deckte Turmhalle auf das 12. Jahrhundert hin-
weisen. Die an der Westseite des Turmes in
arabischen Ziffern angebrachte Jahreszahl 1143
ist eine Erneuerung der ,ausgehenden Gotik.
Gegenüber dem Turm wird die westliche
Ecke des Kirchhofes durch ein romanisches Bein-
haus eingenommen, ein verhältnismäfsiges grosses
Oblongum, dessen Langseite nach der Kirche zu
steht und in einer Cercatur sich öffnet, welche
aus elf kleinen Rundbögen besteht. Die Bögen
ruhen auf Säulchen mit Würfelcapitellen; eine
wahrscheinlich später angebrachte Stütze in der
Mitte zeigt frühgotisches Capitell. Der breite
schön gearbeitete Sockel ist noch ganz romanisch
gehalten. An der freistehenden nördlichen Schmal-
seite, die einer Restauration sehr bedürftig ist,
giebt eine rundbogige Thür Einlass zu dem Innern,
welches gegenwärtig noch mit Gebeinen ange-
füllt ist.
An der Südseite der Kirche ist eine in mehr-
facher Hinsicht interessante Dedikationsinschrift
des päpstlichen Legaten Teotwin vom Jahre 1143
angebracht. Sie ist vielfach ungenau im »Bulletin
de la Societe d’archeol. et d’histoire de la Moselle«,
Metz 1859 (II 164 f.), publiziert und wird im drit-
ten Bande von »Kunst u. Altert, in Els.-Lothr.«
facsimiliert werden.
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass diese
Inschrift von 1143 auch ungefähr die Entstehungs-
zeit des Ossuariums angibt. Oesterreich besitzt
bekanntlich in zahlreichen Karnern kleine Rund-
bauten, welche in diese Zeit oder etwas über
dieselbe hinausreichen; im westlichen Deutschland
dürfte das Schorbacher das älteste und interessan-
teste Exemplar seiner Gattung sein. Hoffen wir,
dass es nicht, wie die Gemeinde beabsichtigte,
abgebrochen, sondern durch das Dazwischentreten
der staatlichen Behörden erhalten bleibe.
F. X. Kraus
AUS BELGISCHEN SAMMLUNGEN
Im Laufe des verflossenen Jahres bereicherte
sich das Antwerpener Museum mit dem
Porträt eines Mannes, das van Dyck zuge-
schrieben und als solches erworben und aus
gestellt wurde. Es zeigt die Halbfigur eines Geist-
lichen, dessen Physiognomie ein wenig an Cesar
Alexandre Scaglia erinnert, in dessen Nachbar-
schaft der neue Ankömmling übrigens auch unter-
gebracht wurde. Man muss gestehen, dass die
Nebeneinanderstellung der beiden Werke nicht
günstig für die neue Acquisition war. Obgleich
der Scaglia nicht zu den van Dyck’schen Porträts
ersten Ranges zählt, so ist er doch zweifellos echt
und trägt die angeborene Vornehmheit seines
Schöpfers zur Schau, so dass es Niemandem ein-
fallen würde, seine Authentizität zu bestreiten.
Gerade das Gegenteil macht sich dem anderen
Bilde gegenüber geltend. Denn in der That, wenn
das Kolorit, die Haltung und malerische Behand-
lung an van Dyck erinnern oder vielmehr dessen
Einfluss bezeugen, so vermisst man doch den
künstlerischen Zug, die Verve und die Lebens-
frische des Meisters. Ein Kunstliebhaber dürfte
mit dem legendarischen Wohlgefallen eines Galerie-
84
6oo 1. chaque, 1,200 1. — Avoir fait en dedans
deux garnitures ä jour dorees d’or moulu, pour
arreter les couvercles, 28 1. — Les caisses ä
compartiment en dedans et doubles caisses, le
papier et de coupures, mousse, foin, ficelle,
emballage en toile grasse et emballage en paille,
cordages, menus frais ä la douane, les ports ä la
messagerie, 460 1. — Total 34,542 livres.«
Wir wissen, dass dieses wahrhaft königliche
Geschenk Ludwigs XV an Friedrich V wohlbe-
halten in Dänemark anlangte, denn man liest in
der »Gazette de France« vom 17. Juni 1758:
»Aus Kopenhagen, am 26. Mai 1758. Am 22. die-
ses Monats überreichte der Präsident Ogier,
Frankreichs Gesandter, dem König im Auftrage
Seiner Allerchristlichsten Majestät ein prachtvolles
Sevres - Service, das erste, das in grüner Farbe,
mit Gold und Miniatur - cartouchen bereichert,
ausgeführt worden.« Das Museum im Schlosse
Rosenborg in Kopenhagen, so interessant wegen
der nationalen Erinnerungen, die es für Däne-
mark bewahrt, besitzt in dem den keramischen
Produkten gewidmeten Zimmer dies wertvolle
Denkmal der französischen industriellen Kunst
nicht. Was ist aus dem berühmten Service, dem
Geschenk Ludwigs XV, dessen Geschichte wir
nach den authentischsten Dokumenten hergestellt
haben, geworden? Louis Courajod
BEITRÄGE ZUR KUNSTTOPOGRAPHIE
DER RHEINLANDE
I. EIN ROMANISCHES BEINHAUS
Die Kirche zu Schorbach St. n. von Bitsch)
Kreis Saargemünd, Deutsch - Lothringen) ist in
ihrem gegenwärtigen Bestände vollständig modern,
doch steht noch der freilich oben stark geborstene
romanische Turm, dessen kleine rundbogige
Fensterchen, dessen mit einem Gratgewölbe ge-
deckte Turmhalle auf das 12. Jahrhundert hin-
weisen. Die an der Westseite des Turmes in
arabischen Ziffern angebrachte Jahreszahl 1143
ist eine Erneuerung der ,ausgehenden Gotik.
Gegenüber dem Turm wird die westliche
Ecke des Kirchhofes durch ein romanisches Bein-
haus eingenommen, ein verhältnismäfsiges grosses
Oblongum, dessen Langseite nach der Kirche zu
steht und in einer Cercatur sich öffnet, welche
aus elf kleinen Rundbögen besteht. Die Bögen
ruhen auf Säulchen mit Würfelcapitellen; eine
wahrscheinlich später angebrachte Stütze in der
Mitte zeigt frühgotisches Capitell. Der breite
schön gearbeitete Sockel ist noch ganz romanisch
gehalten. An der freistehenden nördlichen Schmal-
seite, die einer Restauration sehr bedürftig ist,
giebt eine rundbogige Thür Einlass zu dem Innern,
welches gegenwärtig noch mit Gebeinen ange-
füllt ist.
An der Südseite der Kirche ist eine in mehr-
facher Hinsicht interessante Dedikationsinschrift
des päpstlichen Legaten Teotwin vom Jahre 1143
angebracht. Sie ist vielfach ungenau im »Bulletin
de la Societe d’archeol. et d’histoire de la Moselle«,
Metz 1859 (II 164 f.), publiziert und wird im drit-
ten Bande von »Kunst u. Altert, in Els.-Lothr.«
facsimiliert werden.
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass diese
Inschrift von 1143 auch ungefähr die Entstehungs-
zeit des Ossuariums angibt. Oesterreich besitzt
bekanntlich in zahlreichen Karnern kleine Rund-
bauten, welche in diese Zeit oder etwas über
dieselbe hinausreichen; im westlichen Deutschland
dürfte das Schorbacher das älteste und interessan-
teste Exemplar seiner Gattung sein. Hoffen wir,
dass es nicht, wie die Gemeinde beabsichtigte,
abgebrochen, sondern durch das Dazwischentreten
der staatlichen Behörden erhalten bleibe.
F. X. Kraus
AUS BELGISCHEN SAMMLUNGEN
Im Laufe des verflossenen Jahres bereicherte
sich das Antwerpener Museum mit dem
Porträt eines Mannes, das van Dyck zuge-
schrieben und als solches erworben und aus
gestellt wurde. Es zeigt die Halbfigur eines Geist-
lichen, dessen Physiognomie ein wenig an Cesar
Alexandre Scaglia erinnert, in dessen Nachbar-
schaft der neue Ankömmling übrigens auch unter-
gebracht wurde. Man muss gestehen, dass die
Nebeneinanderstellung der beiden Werke nicht
günstig für die neue Acquisition war. Obgleich
der Scaglia nicht zu den van Dyck’schen Porträts
ersten Ranges zählt, so ist er doch zweifellos echt
und trägt die angeborene Vornehmheit seines
Schöpfers zur Schau, so dass es Niemandem ein-
fallen würde, seine Authentizität zu bestreiten.
Gerade das Gegenteil macht sich dem anderen
Bilde gegenüber geltend. Denn in der That, wenn
das Kolorit, die Haltung und malerische Behand-
lung an van Dyck erinnern oder vielmehr dessen
Einfluss bezeugen, so vermisst man doch den
künstlerischen Zug, die Verve und die Lebens-
frische des Meisters. Ein Kunstliebhaber dürfte
mit dem legendarischen Wohlgefallen eines Galerie-