Erster Jahrgang.
Berlin den 1. Januar 1885.
No. 1.
DER KUNSTFREUND
Herausgegeben von Henry Thode
Erscheint am i. und 15. jeden Monats. Preis des Jahrgangs mit allen Beilagen 20 Mark.
Die Abonnenten des »Jahrbuchs der Königlich Preussischen Kunstsammlungen« erhalten den »Kunstfreund« gratis,
die Beilagen zu ermässigten Preisen.
ZUR EINFÜHRUNG
Seit einer Reihe von Jahren hat das allgemeine Interesse, das der kunstgeschichtlichen Forschung
entgegengebracht wird, derselben die Möglichkeit einer vielseitigen und zugleich einheitlichen Ent-
wickelung gewährt. Immer lebendiger und erfolgreicher macht sich das Bestreben geltend, die Geschichte
des menschlichen Geistes auch auf diesem Gebiete als ein organisches Ganzes zu erfassen. Aus einer
Fülle von Einzelstudien erheben sich siegreich neue, das Allgemeine umbildende und gestaltende Ge-
danken. Aber zu gleicher Zeit wird es für den Forscher, wie für den Kunstfreund in Deutschland täg-
lich schwerer, von den Resultaten der in zahlreichen Zeitschriften und Broschüren niedergelegten
Detailuntersuchungen sich zu unterrichten und von der herrschenden Kunstbewegung ein deutliches
Bild zu gewinnen. In die Museen wandern jährlich aus den verschiedensten Teilen der Welt, teils
auf dem heimlichen Wegs privater Abmachung, teils durch den von konkurrierenden Käufern belebten
Kunstmarkt hindurch zahlreiche Kunstwerke jeder Art; — von ihrem Erscheinen, dem Besitzwechsel,
ihrer neuen Heimat aber erfahren die weiten Kreise, ja selbst die Fachleute entweder gar nichts oder
spät und zufällig. Auch über den Stand und die Pflege der vaterländischen Denkmäler kann sich bis-
her der Interessirende nur mühsam und auf weitläufigem Wege Kenntniss verschaffen. So lässt sich
hoffen, dass ein Blatt, welches das Verstreute auf diesen Gebieten sammelt, der allgemeinen Kunst-
bewegung sowie den einheimischen Monumenten seine besondere Aufmerksamkeit zuwendet, auch
weiteren Kreisen willkommen erscheinen werde. So bescheiden die Aufgabe des hiermit in dieser
Absicht zum ersten Male vor die Oeffentlichkeit tretenden »Kunstfreundes« gegenüber den Zeitschriften,
welche durch ausführliche in sich abgerundete Aufsätze den Leser fesseln, erscheint, so dankbar wird
sie doch sein. Es sind Bausteine, die er zur Geschichte der Kunst zusammenträgt. Nicht allein dem
Gelehrten soll er das mühsame Sammeln des Arbeitsmaterials erleichtern, sondern auch dem Kunst-
liebhaber es ermöglichen, rasch und bequem die Neuigkeiten auf dem Gebiete zu erfahren und dadurch
in eine innigere, für beide Teile fruchtbringende Beziehung zu der Forschung zu treten.
Aus dem Interessenkreise des Jahrbuchs der Kgl. Preussischen Kunstsammlungen hervorgegangen,
wird er denselben seinerseits vertreten, ergänzen und allgemeiner zugänglich machen. Demnach bringt
der »Kunstfreund« neben kürzeren Artikeln, welche zumeist originale Studien und neue Entdeckungen
enthalten, mit Berücksichtigung der in deutschen und ausländischen Fachzeitschriften niedergelegten
Forschungen, Mitteilungen über Künstler und Kunstwerke, Museen und Sammlungen, Erhaltung der
Denkmäler, Ausstellungen und Versteigerungen, Publikationen von Kunstwerken^ endlich Nekrologe
und vermischte Notizen. Auch der modernen Kunst wird, soweit es sich um Künstler, die bereits
der Geschichte angehören, um Werke,, die ein hervorragendes Interesse gewähren oder um wichtige
Erwerbungen durch öffentliche Sammlungen handelt, volle Beachtung geschenkt. Die Tageskritik
dagegen bleibt ebenso wie die literarische Kritik ausgeschlossen.
Lose den einzelnen Nummern beigelegte Blätter sollen der Sammelmappe des Kunstfreundes
charakteristische, weniger bekannte Werke älterer bedeutender Meister in getreuen Reproductionen
zuführen.
Henry Thode.
Berlin den 1. Januar 1885.
No. 1.
DER KUNSTFREUND
Herausgegeben von Henry Thode
Erscheint am i. und 15. jeden Monats. Preis des Jahrgangs mit allen Beilagen 20 Mark.
Die Abonnenten des »Jahrbuchs der Königlich Preussischen Kunstsammlungen« erhalten den »Kunstfreund« gratis,
die Beilagen zu ermässigten Preisen.
ZUR EINFÜHRUNG
Seit einer Reihe von Jahren hat das allgemeine Interesse, das der kunstgeschichtlichen Forschung
entgegengebracht wird, derselben die Möglichkeit einer vielseitigen und zugleich einheitlichen Ent-
wickelung gewährt. Immer lebendiger und erfolgreicher macht sich das Bestreben geltend, die Geschichte
des menschlichen Geistes auch auf diesem Gebiete als ein organisches Ganzes zu erfassen. Aus einer
Fülle von Einzelstudien erheben sich siegreich neue, das Allgemeine umbildende und gestaltende Ge-
danken. Aber zu gleicher Zeit wird es für den Forscher, wie für den Kunstfreund in Deutschland täg-
lich schwerer, von den Resultaten der in zahlreichen Zeitschriften und Broschüren niedergelegten
Detailuntersuchungen sich zu unterrichten und von der herrschenden Kunstbewegung ein deutliches
Bild zu gewinnen. In die Museen wandern jährlich aus den verschiedensten Teilen der Welt, teils
auf dem heimlichen Wegs privater Abmachung, teils durch den von konkurrierenden Käufern belebten
Kunstmarkt hindurch zahlreiche Kunstwerke jeder Art; — von ihrem Erscheinen, dem Besitzwechsel,
ihrer neuen Heimat aber erfahren die weiten Kreise, ja selbst die Fachleute entweder gar nichts oder
spät und zufällig. Auch über den Stand und die Pflege der vaterländischen Denkmäler kann sich bis-
her der Interessirende nur mühsam und auf weitläufigem Wege Kenntniss verschaffen. So lässt sich
hoffen, dass ein Blatt, welches das Verstreute auf diesen Gebieten sammelt, der allgemeinen Kunst-
bewegung sowie den einheimischen Monumenten seine besondere Aufmerksamkeit zuwendet, auch
weiteren Kreisen willkommen erscheinen werde. So bescheiden die Aufgabe des hiermit in dieser
Absicht zum ersten Male vor die Oeffentlichkeit tretenden »Kunstfreundes« gegenüber den Zeitschriften,
welche durch ausführliche in sich abgerundete Aufsätze den Leser fesseln, erscheint, so dankbar wird
sie doch sein. Es sind Bausteine, die er zur Geschichte der Kunst zusammenträgt. Nicht allein dem
Gelehrten soll er das mühsame Sammeln des Arbeitsmaterials erleichtern, sondern auch dem Kunst-
liebhaber es ermöglichen, rasch und bequem die Neuigkeiten auf dem Gebiete zu erfahren und dadurch
in eine innigere, für beide Teile fruchtbringende Beziehung zu der Forschung zu treten.
Aus dem Interessenkreise des Jahrbuchs der Kgl. Preussischen Kunstsammlungen hervorgegangen,
wird er denselben seinerseits vertreten, ergänzen und allgemeiner zugänglich machen. Demnach bringt
der »Kunstfreund« neben kürzeren Artikeln, welche zumeist originale Studien und neue Entdeckungen
enthalten, mit Berücksichtigung der in deutschen und ausländischen Fachzeitschriften niedergelegten
Forschungen, Mitteilungen über Künstler und Kunstwerke, Museen und Sammlungen, Erhaltung der
Denkmäler, Ausstellungen und Versteigerungen, Publikationen von Kunstwerken^ endlich Nekrologe
und vermischte Notizen. Auch der modernen Kunst wird, soweit es sich um Künstler, die bereits
der Geschichte angehören, um Werke,, die ein hervorragendes Interesse gewähren oder um wichtige
Erwerbungen durch öffentliche Sammlungen handelt, volle Beachtung geschenkt. Die Tageskritik
dagegen bleibt ebenso wie die literarische Kritik ausgeschlossen.
Lose den einzelnen Nummern beigelegte Blätter sollen der Sammelmappe des Kunstfreundes
charakteristische, weniger bekannte Werke älterer bedeutender Meister in getreuen Reproductionen
zuführen.
Henry Thode.