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PUBLIKATIONEN
Max Lehrs: Die ältesten deutschen Spielkarten
des königlichen Kupferstichkabinets zu Dresden
lautet der Titel einer Publikation, die soeben im
Verlage von Wilhelm Hoffmann in Dresden er-
schienen ist. Unter den fast 100 Reproduktionen
in Lichtdruck befinden sich zahlreiche bisher ganz
unbekannte Blätter. Der ausführliche Text be-
rücksichtigt auch die in anderen Sammlungen
vorhandenen, zu den Dresdener Spielen gehörigen
Karten und beschäftigt sich zugleich mit den
ältesten deutschen Kupferstechern.

VERMISCHTE NOTIZEN
Watteau: L’Embarquement pour Cythere. Dass
Watteau den Anstoss zu dieser Darstellung durch
ein Theaterstück gewonnen, ist zwar stets an-
genommen worden, ohne dass man doch bisher das
betreffende Stück nachgewiesen hätte. Es sind das
offenbar die »Amours deguises«, ein melodramati-
sches Ballet mit Text von Fuselier und Musik
von Bourgeois, welches im Jahre 1713 zuerst auf-
geführt wurde, und zwar speciell der Prolog dieses
Stückes: »Das Theater stellt einen Meereshafen
dar; am Ufer liegt die Flotte der Amoretten be-
reit, in See zu stechen nach der Insel Cythere.«
Venus erscheint mit ihrem Gefolge von Liebes-
paaren, um an Bord zu gehen; da tritt ihr Minerva
mit ihren Nymphen entgegen und sucht die Liebes-
dürstenden zurückzuhalten, unterliegt aber in dem
Wettstreit. Ihr Gefolge schliesst sich der Venus
an; sie selbst verlässt entrüstet den Ort. — Die
Uebereinstimmung zwischen Stück und Bild be-
darf keiner näheren Erklärung, nur hat der Maler
sein Sujet frei erfasst und psychologisch feiner
durchgeführt. R. D.
Die Fresken von S. Maria Nuova in Florenz.
In No. 3 vorn 1. Februar 1885 klagt der »Nuovo
Osservatore Fiorentino« laut über die rücksichts-
lose Behandlung, welche der ehemaligen Kapelle
des von Folco di Ricovero Portinari gegründeten
Hospitales jüngst widerfahren sei. Obgleich er
schon vor vierzehn Jahren seine Stimme zu Gun-
sten derselben und der an ihren Wänden unter
der Tünche verborgenen Fresken habe erschallen
lassen, sei dieselbe nicht von der Oberleitung des
Hospitals gehört worden. In jüngster Zeit nun
seien Aenderungen an dem Raume vorgenommen,

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Fenster eingebrochen und dadurch die unteren
Freskenreihen, auf deren Vorhandensein der Osser-
vatore 1871 noch aus verschiedenen Resten
schliessen durfte, vernichtet worden. Die Kapelle
bildete das eine Ende des grossen Korridors, der
eben jetzt von dem Collegio Notarile in Be-
nutzung genommen worden ist. Ob nun that-
sächlich jene Fresken die von Vasari gerühmten
Werke des Domenico Veneziano und Andrea del
Castagno gewesen, die ja von so unschätzbarer
Bedeutung für unsere Kenntnis der neuen künstle-
rischen Strömung im Anfänge des XV Jahrhunderts
wären, lässt sich vorläufig nicht mit Bestimmt-
heit sagen. Ueber ihnen sind an der Steinwand
Teile einer Verkündigung und einer Heimsuchung
freigelegt worden, die im Charakter der Schule
Giottos sind, vielleicht ältere Darstellungen aus
der Marienlegende, die von jenen beiden Meistern
stehen gelassen wurden. Sind sie von der Hand
Niccolö di Pietro Gerinis? Ein Dokument,
welches Milanesi dem Osservatore in der vierten
Nummer zu publizieren gestattet hat, scheint da-
für zu sprechen. Es lautet:
»Archivio dello Spedale di S. Maria nuova.
Libro di Cassa. Uscita del 1414 a. c. 81.
A Niccholö di piero dipintore — per le in-
frascritte dipinture fatte dal lato delle donne.
Prima per la storia della Neve coli’ adorna-
mento dintorno fior. Viij.
E per la storia della Nativitä di Christo coli’
adornamento e di Santa Cecilia fior. Viiij e
del frontespizio sopra a le sepolture fior. ij e
di Lisabetta fior. ij %; e della storia di Xij
Apostoli fior. Viiij, e della faccia sopra al’
altare e colla finestra fior. X; e per tutto l’archo
con due profeti e adornamenti fior. Vij; e piu
le iiij sotto l’archo San giorgio Sancta Marghe-
rita, Sancta Barbera e San Giovanni batista
fior. Vij; ed anche la Pieta nella faccia del
pozzo dello Spedale di la fior. ij; e per la di-
pintura di sopra alla porta dello Spedale di lä
fior. Xij. Somma fior. 77 lire 2 di grossi, di
sol. 80 per fiorino.«

Beilage zu dieser Nummer: Bildnis einer Frau.
Radierung von G. Eilers nach einem Gemälde
Rembrandts in der Galerie Sagan. Einzelpreis
derselben ausserhalb des Kunstfreund-Abonnements
3 Mark; ermässigter Preis für die Abonnenten des
»Jahrbuchs der K. Preuss. Kunstsammlungen«
i1/2 Mark.

Redakteur: Dr. Henry Thode, Verlag: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, Druck: Reichsdruckerei in Berlin.
 
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