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Das Kunstgewerbe: illustrierte Halbmonatsschau — 4.1893-1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.20653#0011
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DalbmonAtlicbe IKnndscbAU.

Antcr /iSttrvirkung des Kegründers zferdinnnd AvenariZ.s berausgegeben von

Daul Scbumann.!

1. Gktober-Dett ISS3.

Vierter Zabrgang.

Erscheint Anfang und
Mitte jeden Monats.

Westellgeld: 1 lD. 60 pk. vierteljädrl.

Anzeigen:

Pf. f. d. ^gesp. Petitzeile.

Ikundsckau.

* Äber die Nrbeiteir inoderner Andustrie
in den Skiinmlungen deutscber Ikuustge-
werbe-/lbuseen spricht G. von Lalke in einein Auf-
satze der Amsler und Nuthardtscheu Mochenberichte
für Ruust, Ruusthandel uud Auustgewerbe. Er geht
davou aus, daß auf dem diessährigeu Abgeordueteu-
tage des Verbandes der deutschen Runstgewerbe-Ver-
eiue zu weimar uuter vielseitigem Beifull der Muusch
ausgesprocheu wordeu sei, die deutscheu Auustgewerbe-
Museeu sollten uicht uur Altertümer, sonderu auch
hervorragende Arbeiteu der Gegenwart beschaffen,
damit die Museen deu Auforderuugeu des praktischeu
Lebeus in höherem Maße gerecht würdeu. Falke
macht uuu zuuächst gegeu dieseu kvuusch gelteud, daß
deu meisteu deutscheu Auustgewerbe-Museeu für deu
gedachten Zweck die Mittel fehleu, und daß iufolge-
desseu schou jetzt Auustwerke vou uatioualer Bedeutuug
iu die Sammluugeu reicher Ruustfreuude wie iu die
besser mit Geld verseheueu Museeu des 2luslaudes
waudern. Die j)reise der Altertümer häugeu zum
Teil allerdiugs vou der Node ab (vgl. Lessiugs sehr
interessaute Schrift U)as ist eiu altes Auustwerk wert?)
uud soweit uur diese iu Betracht kcmmt, kommeu
auch Zeiteu, wo die deutscheu Nuseeu mit ihreu be-
schräukteu Atittelu ihre Lückeu ausfülleu könueu. Die
jDalissy-Fayeuceu uud das deutsche Steiuzeug siud z. B.
iu der letzteu Ieit auf erschwingliche j)reise zurück-
gegangeu. Das aber steht fest, daß wirklich hervor-
rageude Arbeiteu ersteu Ranges fortgesetzt im preise
steigen und uur das Alittelgut billiger wird. Mollte
mau also die Gelder der Museeu durch deu Aukauf
moderuer Arbeiteu uoch mehr zersplitteru, so würde
mau iu Zukuuft uoch mehr als bisher auf jede ziel-
bewußte Vervollständigung der alten vorbilder ver-
zichteu müsseu uud hierdurch das moderue Auust-
gewerbe schwer schädigen. Falke weist seruer auf den
ausgesxrocheu wissenschaftlichen, kultur- und kunst-
geschichtlichen Zweck zahlreicher deutscher Museen hiu,
der deu Ankauf moderner Arbeiten ausschließt. kfier-
her gehören z. B. das Museum schlesischer Aktertümer

^ iu Breslau, das j)roviuzialmuseum iu töauuover, das
Zohauueuiu iu Dresdeu (Maffen- und j)orzellau-
sammluug), aber auch chammluugeu ersteu Rauges,
wie das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg
I und das bayerische Nationalmuseum iu Nkünchen.
! Aber auch deu eigentlichen Aunstgewerbe-Museen, die
größere Freiheit habeu, weist Falke die kunstgeschicht-
liche Aufgabe, ja die pflicht zu, den uatioualen Nunst-
besitz zu bewahreu. vou dieser j)flicht wären die
gedachteu Akuseeu uur dauu zu entbiuden, weuu ihuen
reiu historische Nuseeu zu Seite stüudeu, wie iu j)aris
uud kvieu. Aber auch diese beideu Auustgewerbe-
^ Nkuseen kaufen zumeist uud zwar, wie Lalke sagt, mit
! Necht uud zum Vorteil des Auustgewerbes alte Stückeu.

Außer dem Nkangel an Mitteln steht dem Ankauf
moderner Arbeiteu für die Aunstgewerbemuseen noch
der zweite Nmstand entgegen, daß die ueuen Sachen
bei dem raschen IVechsel der Nkode zu rasch veralten,
somit der gleichzeitigen Aunstindustrie nur sehr vorüber-
geheudeu Nutzen gewähren. Somit dürften uur wenige
moderne Arbeiteu uach sorgfältigster Auswahl für die
Nkuseen erworben werden. Solche Beispiele aller
wertvolleu uud lehrreicheu Neuschöpfuugeu — und
dereu giebt es genug — werdeu aber, wie Falke
versichert, schon setzt für alle Nkuseen erworben. N)er
mehr verlangt, verkenut nach Falke die Aufgabe einer
kunstgewerblichen Sammluug uud die Grenzeu ihrer
Benutzbarkeit. Denn Gegenstäude, die unmittelbar
koxirt werden können, werden immer nur die Aus-
nahme in den Niuseen bilden. Nkan soll in ihnen nur
die verschiedenen Stilformen, die technischen Leistungen
der vergangenheit und Gegenwart studieren können,
dis Runstwerke sollen Anregungen geben, nicht vor-
lagen sein. Letzterem Zwecke würden die Abbildungen
iu Fachzeitschrifteu, kunstgewerbliche veräffentlich-
uugen, Sammelwerke, Mrnamentstiche usw. zu dienen
haben. Dazu würden ergänzend die kunstgewerblichen
Ausstellungen treten.

Soweit der Falkesche Aufsatz, den wir in seinen
j Lsauptpunkten im Auszuge wiedergegeben haben.

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