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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 4.1888

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Schlie, Friedrich: Aus der kunstgewerblichen Abteilung des großherzoglichen Museums zu Schwerin, [1]: ein Werk des Christoph Jamnitzer
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https://doi.org/10.11588/diglit.4161#0175
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Raildvcrzicrmig von ciiielli oricntolischcil Eiiibaildc.

Aus der kunstgewerblichett

2ibteililttg des großherzoglichen Atuseuills zil ^chweriil.

Von Friedrich Schlie.

Mit Abbildunge».

I.

Lin werk des Lhristoph Iamnitzer.

Der wertvollste Teil der kunstgewerblichen
Sammlung des Biusenms zu Schweriu stammt
aus altemBesitz des großherzoglichenHauses. Ein
anderer nicht unerheblicher Teil der Sammlung
gehörte eiust dem letzten Kurfürsten Maximilian
zuKöln, jenem österreichischen Herzog Maximilian
Franz Xaver, welcher ein Sohn Kaiser Franz I.
war, 1784 den erzbischöflichen Stuhl zu Köln
bestieg, 1794 von den Franzosen vertrieben
wurde und den 26. Juli 1801 zu Hetzendorf
bei Wien aus dem Leben schied. Die Kunst-
schätze dieses Kurfürsten gerieten — wann und
wie, ob ganz oder teilweise, vermag ich nicht
zu sagen — in die Hände des Leipziger Münz-
meisters Johann Karl Engel. llnd von diesem,
welcher im zweiten Dezennium unseres Jahr-
hunderts in Dresden lebte, erstand sie der
Großherzog Friedrich Franz I. im Jahre 1818,
nachdem sie in runder Summe auf 12000 Thlr.
geschätzt worden waren. Daß diese Taxe heute
leicht das Zehn- und Fünfzehnfache erreichen
würde, mag man daraus entnehmen, daß z. B.
die Elfenbeinhumpen von jener Art, wie ihrer
drei jüngst auf der Versteigerung der Sierp-
storff-Krammschen Sammlung mit 32000 Mark
bezahlt wurden, nnd deren die großherzogliche
Sammlung ein Dutzend besitzt, durchschnittlich
zu 200 Thalern das Stück angesetzt sind. Der
Verfasser hat kürzlich ein schriftliches Verzeich-
nis dieser kurfürstlichen Sammlung aufgefnnden,
welches Münzmeister Engel zum Zweck des Ver-
kaufes anfertigen ließ. Jn diesem nicht un-
interessanten Verzeichnis ist jedem Gegenstand
der Schätzwert beigeschrieben. Der am Schluß
zusammengerechnete Gesamtbetrag lautet freilich
auf 21304 Thaler. Allein davon sind für

mitverzeichnete nnd gleichfalls von dem Groß-
herzog Friedrich Franz I. erworbene Ölgemälde,
Gonache- und Pastellbilder, Handzeichnungen,
Kupferstiche nnd Konchylien circa 9000 Thaler
abzurechnen, so daß für die Werke der Klein-
kunst und des Kunsthandwerks noch 12000 Thlr.
übrig bleiben. Arbeiten in Elfenbein, Bern-
stein und Silber, antike und moderne Bronzen,
Glasmalereien, Porzellane, Fayencen rc. machen
den Bestand der Sammlnng aus. Eine, den
Titel „Freimütiges Abendblatt" führende längst
eingegangene Schweriner Zeitung vom 27. März
1818 (Nr. 12, S. 97 ff.) giebt ausführliche
Nachricht von dem geschehenen Ankauf. Jn-
dessen wichtiger ist das schon genannte wieder
aufgefundene Verzeichnis, auf welches an anderer
Stelle ausführlicher eingegangen werden soll.

Der Verfasser beabsichtigt, die wichtigeren
Stücke der kunstgewerblichen Abteilung in
Schwerin an dieser Stelle zn veröffentlichen.
Er macht, im Anschluß an den Luthmerschen
Aussatz über eglomisirte Gläser (s. Kunstgewerbe-
blatt 1888, S. 101 ff.), den Anfang mit einer
schönen Kanne des Christoph Jamnitzer, über
deren Herknnft bis jetzt nichts aufznfinden war
und welche daher schon lange, vielleicht von
Anfang an, im Besitz des mecklenburgischen
Fürstenhauses gewesen sein kann. Dieselbe mißt
bis zum Füllhorn des Putto auf dem Deckel
0,34 m.

Die hier gegebenen vorzüglichen Abbil-
dungen überheben mich einer eingehenderen Be-
schreibung. Sie zeigen den begabten Meister
aus der Periode hochentwickelter Renaissance
am Ende dcs 16. Jahrhunderts, welcher alle
Zweige der Goldschmiedckiinst mit größter Ge-
 
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