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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 4.1888

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Schlie, Friedrich: Aus der kunstgewerblichen Abteilung des großherzoglichen Museums zu Schwerin, [1]: ein Werk des Christoph Jamnitzer
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https://doi.org/10.11588/diglit.4161#0176

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Aus der kunstgewerbl. Abteilung des

schicklichkeit handhabt. Schon auf der im Jahre
1880 in Amsterdam veranstalteten Ausstellung
von Kunstwerken aus Edelmetall erregte die
Kanne, welche zusammen mit einem Dutzend
anderer Stncke dahin geschickt war, das größte
Aufsehen. Doch enthält der Katalog dieser
Ausstellung (S. 73, Nr. 248) weder eine An-
gabe über den Urheber, noch eine Andeutung
über die eigentnmliche Technik der Glasdekora-
tion, welche sowohl an dem von der Montirung
des Jamnitzer eingefaßten und zum Zweck der
Handhabung in drei Teile zerschnittenen äußeren
Glascylinder, als auch an dem in diesen hinein-
geschobenen, ungeteilten inueren Glascylinder zur
Anwendung gekommen ist. Daß die Kanne ein

GlaLbild-Füllungcn von der

Werk des Christoph Jamnitzer sei, erkannte zu-
erst Julius Lessing. Das Zeichen des Meisters,
Löwenkopf und dariiber ein 6., steht an der
äußeren Seite des in den Cylinder hinein-
fassenden Deckelrandes, zwar nicht sofort mit
bloßem Auge sür jeden erkennbar, aber unter
der Lupe ausreicheud deutlich. Gleich rechts
vom Bieisterzeichen ist das bekannte, aus einer
Zickzacklinie bestehende Kontrollezeichen, und wie-
der rechts von diesem das als großes lateini-
sches i„ einem Schildc stehende Beschauzeichcn
l>er Stadt Nürnberg angebracht. Unsere Kanne
verniehrt somit die gcringe Zahl bekannter Werke
des Chr. Jamnitzer um ein überaus wertvolles
Stück (vgl. Bucher, Gesch. d. tcchn. Künste 1-,
325. Pabst, Kunstgewerbeblatt I. j1885j
S- 21. 129). Die erstc Abbildung findet sich
l" dcr von der Gesellschaft ^.rti et ^.mieitiao

großherzogl. MuseumS zu Schwerin.

veranstalteten Publikation der genannten Amster-
damer Ausstellung auf Taf. 19-

Die reiche farbige Verzierung des Glases,
welche zusammen mit der wundervollen Mon-
tirung eine überaus fesselnde Wirkung ausübt,
ist mittels der jüngst von Luthmer aufs neue
besprochenen Technik des Verro agglomörö oder
Vsrrs öZIoinisä ausgeführt. Die drei nackten,
ganz im Charakter der Kunst des Hans Rotten-
hammer und anderer verwandter Meister jener
Zeit behandelten alttestamentlichen Frauengestal-
ten — Jael mit Hammer und Nagel, die un-
genannt gebliebene Mörderin des Abimelech
mit einem Stein in beiden hoch erhobenen Hän-
den und Judith mit dem Schwert und dem

Kannc deS Chr. Jamnitzer.

Haupt des Holofernes — sind in opaken, mehr
einer Gouache- und Tempera- als einer Öl-
mischung gleichenden Farben von hinten her auf
das Glas gebracht. Opak sind auch die Farben
der Landschaften im Hintergrunde und der den
größeren Raum des Vordergrundes einnehmen-
den Architektur, bei welcher ein Hauptgewicht aus
die teils in feinem Graugrün, teils in Braun und
Violett, teils in vollem Hellgrün gemalten par-
kettirten Fußböden gelegt ist. Dagegen sind die
Draperien nnd alle die obcren und nnteren
Rundungen der Bildflächen einfassenden Ranken
und Blätter mit kleinen Vögeln durch Aus-
schraffirung einer ebenso wie die opake Malerei
von hinten her auf das Glas gebrachten Ver-
goldung') und durch Hinterlegung dieser Aus-

1) Versilberung hat iiur an wenigen Stellen stalt-
 
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