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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 4.1888

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Gurlitt, Cornelius: Aus den sächsischen Archiven, [7]: Drechsler am sächsischen Hofe
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4161#0092

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Bücherschau,

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1584 arbeitetc cr dort mit Hilse cines Tischlers
(6ox. 492 fol. 17, Oop. 543 lol. 146) m, künst-
lichem „Gegitter vor ein Fenstcr" nnd cinderem
(6ox, 492 lol. 217). Jedoch reichte er mit
seinem Gehnlte nicht, so daß cr 1586 einen
Vorschuß erhielt (0ox. 535 kol. 249). 1587

kcinfte er ein Haus in Colditz, tvozu ihm die
kurfürstl. Kaiumer 400 sl. vorstreckte (6oji 543
kol. 392), aber erst 1591 scheint das Hanpt-

werk, der Leuchter, sertig gewordcn zu sein.
Er kostete 249 fl. 1 Gr. 6 Pf-, wovon ZellerS
Rechnung 160 fl. betrug. Der Rotgießer
Georg erhielt 42 fl, (Kammers. 1591 — 2
Th. IV. I,oo. 7297 kol, 104), Am 1. Dez,
1593 wurde Zeller eutlassen (Kammers, 1593
Th. IV. Iwe. 7299 kol. 346). Es dürste der
Vater des Jakob Zeller sein, welcher anch
als Drechsler genannt wird.

Bücherschau.

IX.

Brücke, E., Die Physiologic dcr Farbcn
sür dic Zwecke des Kunstgcwerbes. Zweitc
Auflage. 8°. 309 S. mit 31 Jllustrationcn.
Leipzig, S. Hirzcl.

II. 6. Ernst Brücke's Bnch von der
Physiologic dcr Farben, das im Jahre 1866
auf Anrcgung der Direktion des kaiserlich i'ster-
reichischcn Muscums für Kunst und Jndustrie
erschien, gehört zu dcn höchstgepriesenen und
am wcnigsten gelesenen Büchern, Jhm geht
es wie Sempers Stil. Beide enthalten cinen
herrlicheu Schcch beherzigenswerter Lehren,
beide fußen auf umfassendster Sachkenntnis, nnd
boch kann weder das eine noch das andere sich
rühmen, thätig eingegriffen zu haben in unsere
"llgemeine Kunstbildung, Bei Scmper mag
die Eigenartigkeit der Darstellung es erklären
l)elfcn, wenn die Praktiker, für die ja das Buch
l'estimmt war, sich von ihm ferne hielten und
es den Ästhetikern und wenigen Historikern
überließen, den edlen Wissensschatz zu heben.
Vei Brücke sällt die sprachliche Seltsamkeit
^eg; es giebt in unserer Litteratur wenig von
echt wiffenschaftlichem Geiste getragene Werke,
b>e sich leichter und angenehmer lesen. Aber,
lo denkt die bunte Menge, wer will sich heuer
übcr ästhetische Bcrechtigungen im Urteil über
b>e Farbenharmonie belehren lassen? Lernt sich
bas uicht spontan mit wachscndcr Ubung nnd
Einsicht? Was helsen dcm praktischen Ge-
'verbsthätigen, dem Maler, dem Tekoratenr,
deni Dessinateur und Stoffsabrikanten die ge-
biegenen Vorschristcn, wcnn er ihre Nichtigkeit
"icht selbst erfahrcn hat? Sic schützen keines-

wegs vor den gewaltsanisten Mißgrifsen; und
wenn nns auch noch so oft an Gnichards Har-
nionietafeln demonstrirt wird, daß die und die
Farben gute Verbindungen mit einander ein-
gehen, sie geben uns in der Praxis kein Kri-
teriuin an die Hand von hinreichender Ver-
läßlichkeit. Violett ist ohne Zweifel sür das
Auge unserer Generation eine Farbe von schwer
zu besiegender Unleidlichkeit, und tvenn man
uns auch die das Grelle des Eindruckes lösende
Koniplementärfarbe daneben stellt, wir werden
ihr nicht eher Geschmack abgewinnen, als bis
unser Auge durch stete Wiederkehr daran ge-
wöhnt ist. Wer Acht hat auf den Farben-
wandel in den jüngsten textilen Erzeugnissen der
Mode, wird sich der Beobachtnng nicht erwehren
können, daß das von der Theorie verpöntc
Violett mehr und mehr in nnscheinbaren
Nüancen vordringt. Auch dic Malerei der
Jmpressionisten kann das lehren. Seit dic
Künstler die Dinge wiedergeben, wie sie sie im
grellen natürlichen Sonnenlicht sehen, ohnc
Umschweife und beschönigende Abänderung.
stellt sich neben dem hellen kalten Weiß der
violett-blaue Ton unabweisbar ein und ver-
drängt die warmen Töne. Erst thut es uns
weh, schmerzt unser Auge. Börauds bekannte
Dame mit ihrem Lilakleid, die bei heller kalter
Mondnacht hinaustritt aus einem grell mit
Gas erleuchteten Ballzimmer, ist für unser
Auge noch vor zwei Jahren ein Monstrum an
Farbenreiz gewesen. Heute urteilen wir milder.
Die Lichtmaler, die Thorheiten ü lu Manet,
haben unsere Schüchternheit im Lilaschen be-
siegt, und schon gönnen wir dem seinen Genossen

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