Teil des BandeL von Lorcto (vergl. S. 1SÜ).
Norwegische Oolksindilstrie.
Von H. Grosch.
Nach dem Dänischen in der „Tidsskrift for Aunstindnstrie" voin Verfasser srei bearbeitet.
Die Schmucksachen.
Schon manches Jahr, ehe das Kiiiist-
industriemuseum in Christiania errichtet wnrde,
hatten ausländische Sammlnngen ihre Aufmerk-
samkeit auf unsere nationalen Schmucksachen
gerichtet nnd darin mehr oder weniger umfas-
sende Erwerbungen gemacht. Gerade auf diesem
Gebiet war es deshalb vou größter Wichtigkeit,
mit aller Kraft dafür zu sorgen, daß für das
Land bewahrt würde, was noch vorhanden war
und so gelang es denn anch dem Museum, un-
geachtet der geringen zu Gebote stehenden
Mittel, nach und nach eine Schmucksammlung
zu stande zu bringen, welche wohl alle noch
existirenden Formen umfaßt und ein bedeuten-
des Jnteresse in künstlerischer wie technischer
Beziehung darbietet. Obgleich man in den
Schmucksachen der Bauern eine nachweisbare
Spur der Kunstauffassung der vorhistorischen
Zeit weder erwarten darf und ganz einzelne
Ausnahmen abgerechnet, auch nicht finden wird,
so zeigen dieselben doch ein eigentümlich natio-
nales Gepräge, das von einem feinen Gefühl
für die an das Material und die Technik zu
stellenden Anforderungen Zeugnis giebt. Ohne
die traditionellen Motive aufzugeben, hat man
dieselben doch stets in einer, den jeweiligen
Verhältnissen und technischen Fertigkeiten sich
anpassenden Weise umgearbeitet und umgeformt.
Das Material ist in allen Fällen Silber, das
Gold ist sowohl zu kostbar als auch zu schwierig
zu bearbeiten gewesen. Die Zeiten, da man
Arbeiten, wie den ebenso sehr sür seine Aus-
führung als auch in betreff der Ornamentik be-
wunderungswürdigen Goldsporn, der 1872 ge-
funden, jetzt in der altnordischen Sammlung der
Universität bewahrt wird, lieferte, waren längst
vorüber. Man war nicht einmal im stande, die
Vergoldung anzubringen, und begnügte sich statt
dessen, die Teile, welche als Gold wirken sollten,
mit einer Art gelber Beize zu behandeln. Was
im übrigen die Technik betrifft, so sah man sich
mehr und mehr auf deren einfachste Arten an-
gewiesen, und bei den Schmucksachen der späteren
Zeiten kam fast ansschließlich die Drahtarbcit
zur Verwendung. Diese Arbeit eignet sich ja
gleichgut für die vollkommene Kunst wie für
die bescheidene Hausarbeit. Nur wenig Werk-
zeug ist erforderlich, des Einzelnen Geschmack
und Auffassung hat einen weiten Spielraum,
und es kann doch eine Wirkung von großem
Reichtum und Schönheit erzielt werden.
Neben der Drahtarbeit sind Gießen und
Pressen die einzigen Arbeitsarten, welche man
benutzt findet, und selbst diese, jedenfalls was
die spätere Zeit betrifft, nur in geringem Maße.
Abgesehen von den gegossenen Kopien der Fili-
granarbeiten, welche häufig vorkommen, scheinen
die gegossenen Sachen in der Regel einer älte-
ren Periode anzugehören, jedenfalls trifft man
zwischen diesen einige der ältesten Formen an.
Solches zeigt Figur 1. Eine eigentümliche
Gruppe bildet dabei die Reihe runder Doppel-
spangen aus Bergens Umgegend, in deren Be-
sitz das Museum kürzlich gekommen ist. Siehe
Figur 2. Die Ausführung derselben in ge-
gossener und gepreßter Arbeit ist ziemlich roh
und für ärmliche Verhältnisse berechnet, während
hingegen die ornamentalen Motive sehr eigen-
tümlich und wirkungsvoll sind, in mehreren
Fällen an mittelalterliche Formen direkt er-
innernd. Noch weiter zurück weist das ge-
legentlich benutzte, phantastische Tierornament,
welches eine auffallende Ähnlichkeit mit den
Tierbildern auf einigen im sogenannten „Gok-
stadschiff" vorgefundenen Riembeschlägen hat.
Siehe 8t. Nicolaysen: Gokstadskibet S. 50
Norwegische Oolksindilstrie.
Von H. Grosch.
Nach dem Dänischen in der „Tidsskrift for Aunstindnstrie" voin Verfasser srei bearbeitet.
Die Schmucksachen.
Schon manches Jahr, ehe das Kiiiist-
industriemuseum in Christiania errichtet wnrde,
hatten ausländische Sammlnngen ihre Aufmerk-
samkeit auf unsere nationalen Schmucksachen
gerichtet nnd darin mehr oder weniger umfas-
sende Erwerbungen gemacht. Gerade auf diesem
Gebiet war es deshalb vou größter Wichtigkeit,
mit aller Kraft dafür zu sorgen, daß für das
Land bewahrt würde, was noch vorhanden war
und so gelang es denn anch dem Museum, un-
geachtet der geringen zu Gebote stehenden
Mittel, nach und nach eine Schmucksammlung
zu stande zu bringen, welche wohl alle noch
existirenden Formen umfaßt und ein bedeuten-
des Jnteresse in künstlerischer wie technischer
Beziehung darbietet. Obgleich man in den
Schmucksachen der Bauern eine nachweisbare
Spur der Kunstauffassung der vorhistorischen
Zeit weder erwarten darf und ganz einzelne
Ausnahmen abgerechnet, auch nicht finden wird,
so zeigen dieselben doch ein eigentümlich natio-
nales Gepräge, das von einem feinen Gefühl
für die an das Material und die Technik zu
stellenden Anforderungen Zeugnis giebt. Ohne
die traditionellen Motive aufzugeben, hat man
dieselben doch stets in einer, den jeweiligen
Verhältnissen und technischen Fertigkeiten sich
anpassenden Weise umgearbeitet und umgeformt.
Das Material ist in allen Fällen Silber, das
Gold ist sowohl zu kostbar als auch zu schwierig
zu bearbeiten gewesen. Die Zeiten, da man
Arbeiten, wie den ebenso sehr sür seine Aus-
führung als auch in betreff der Ornamentik be-
wunderungswürdigen Goldsporn, der 1872 ge-
funden, jetzt in der altnordischen Sammlung der
Universität bewahrt wird, lieferte, waren längst
vorüber. Man war nicht einmal im stande, die
Vergoldung anzubringen, und begnügte sich statt
dessen, die Teile, welche als Gold wirken sollten,
mit einer Art gelber Beize zu behandeln. Was
im übrigen die Technik betrifft, so sah man sich
mehr und mehr auf deren einfachste Arten an-
gewiesen, und bei den Schmucksachen der späteren
Zeiten kam fast ansschließlich die Drahtarbcit
zur Verwendung. Diese Arbeit eignet sich ja
gleichgut für die vollkommene Kunst wie für
die bescheidene Hausarbeit. Nur wenig Werk-
zeug ist erforderlich, des Einzelnen Geschmack
und Auffassung hat einen weiten Spielraum,
und es kann doch eine Wirkung von großem
Reichtum und Schönheit erzielt werden.
Neben der Drahtarbeit sind Gießen und
Pressen die einzigen Arbeitsarten, welche man
benutzt findet, und selbst diese, jedenfalls was
die spätere Zeit betrifft, nur in geringem Maße.
Abgesehen von den gegossenen Kopien der Fili-
granarbeiten, welche häufig vorkommen, scheinen
die gegossenen Sachen in der Regel einer älte-
ren Periode anzugehören, jedenfalls trifft man
zwischen diesen einige der ältesten Formen an.
Solches zeigt Figur 1. Eine eigentümliche
Gruppe bildet dabei die Reihe runder Doppel-
spangen aus Bergens Umgegend, in deren Be-
sitz das Museum kürzlich gekommen ist. Siehe
Figur 2. Die Ausführung derselben in ge-
gossener und gepreßter Arbeit ist ziemlich roh
und für ärmliche Verhältnisse berechnet, während
hingegen die ornamentalen Motive sehr eigen-
tümlich und wirkungsvoll sind, in mehreren
Fällen an mittelalterliche Formen direkt er-
innernd. Noch weiter zurück weist das ge-
legentlich benutzte, phantastische Tierornament,
welches eine auffallende Ähnlichkeit mit den
Tierbildern auf einigen im sogenannten „Gok-
stadschiff" vorgefundenen Riembeschlägen hat.
Siehe 8t. Nicolaysen: Gokstadskibet S. 50