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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 4.1888

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Schnütgen, Alexander: Die Konkurrenz für die Bronzethüren des Kölner Domes
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https://doi.org/10.11588/diglit.4161#0030

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Siiddelltsche Ofenkachel. 16. Jahrhilndert. Gewerbeillllseum zu Düsseldorf.

Die Konkurrenz für die Bronzethüren des Kölner Domes.

Vc>n Alexander Schnütgen.

!Nit Abbildungc».

Die im Dezember vorigen Jahres von
neuem ausgeschriebene Konkurrenz beschränkte
sich auf fünf Künstler, indem Direktor Essen-
weiu in Nürnberg, Architekt Linnemann in
Frankfurt, Bildhauer Meugelberg in Utrecht,
Professor Otzen mit Professor Lessing in Berlin
und Professor Schneider iu Kassel den Auftrag
erhielten, bis zum 10. August dieses Jahres zu
deu sür sämtliche Portale des Domes iu Aus-
sicht genommeneu Bronzethüren Eutwürfe einzu-
reichen. Diese sollten in vier Zcichnungen bc-
stehen, für welche im allgemeinen ein Fünftel
der natürlicheu Größe, sowie in einem Gips-
modell, für welches die natürliche Größe vorge-
sehen war. Die Zeichnungen sollteu von jedem
der Portale eiue Thüre von der Außenseite in
Bezug auf den Ornamentschmuck der Flächeu
uud auf das sie umfassende Rahmenwcrk dar-
stellen, von dem Westportale die Jnnenseite ver-
anschaulichen und an dieser das eiserne Kasten-
schloß, wie an der Außenseite Kopf mit Ring
und Thürschloßkrücke. Das Gipsmodell sollte
zn dem Äußeren derselben Thüre einen sorgfältig
durchgesührten Entwurf bieten, der alle wesent-
lichen Verzierungen zu enthalten habe. Für
die Konstruktion der Thüren waren 80—100 mm
starke eichene Bohlen und 8 mm dicke durch
Guß herzustelleude Bronzeplatten vorgeschrieben,
die durch Schrauben auf jenen zu befestigen
seien. Für den Schmuck, der dem westlichen
(Haupt-) Portale in reicherem, dem südlichen in
geringerem Maße zuteil werden, dem nördlichen
am knappsten zugemessen werden sollte, waren
(im direktesten Gegensatze zu der früheren Kon-
kurrenz) figürliche Darstellungen ausgeschlossen,
alle übrigen Verzierungsarten, die architekto-
nischen wie die ornamentalen freigegeben, nnter

Betonung ihrer Eiugliedcrung iu deu Fvrmen-
schatz des Domes. — Diese im „Programm" aus-
gesührten Bedinguugcnzogen den konknrrircndcn
Künstlern ziemlich euge Greuzcn. Für die AnS-
stattuug so großer Flächeu und so zahlreicher
Fclder ausschließlich auf Stab- uud Maßwerk,
auf vegetabilisches uud animalisches Ornameut
angewieseu zu seiu, in welches allenfalls noch
die Fabelweseu eiubegriffen werden konnten,
mochte als eine arge Beschränkung empsunden
werden. Ob sie nötig, oder auch uur rätlich
war, soll hier uicht untersucht werden. Die aus
der Kunstgeschichte so leicht zu gewinnende Er-
fahrung, daß gerade der Beschränkung, nls dem
höchsten Appell au die Erfiudungsgabe die ge-
nialstcn Kunstwcrke zu daukeu siud, ist sehr
geciguet, mit ihr auszusöhnen. Den Künstlern
dürften dic großen Schwierigkeitcn, denen sie
beim vollständigen Mangel aller alten Vorbilder
begegneten, diese Aussöhnung nicht lcicht gemacht
haben. Sie habeu sich aber, im allgemeiuen
wenigstens, dieser Beschränkung gefügt, und es
dürfte Jnteresse verdienen zu uutersucheu, was
sie in dieser Untervrdnung geleistet haben. Dic
längere Ausstelluug sämtlicher Entwürfe im
städtischen Biuseum zu Köln hat deren geuauere
Prüfung ermöglicht. Jhr Resnltat soll >n sol-
gendem dargelegt werden.

Da die Thüreu im Verhältnisse zu ihrer
Höhe sehr schmal sind, so war die Bestimmung,
ihren Oberteil feststehend zu behandeln, eine sehr
vorteilhafte. Diesen genau wie die beweglichen
Flügel auszustatteu, ließ eiue zu mouotoue Wir-
kuug befürchten, ihn wesentlich anders zu gestalten,
gar zu durchbrecheu, mußte die Einheitlichkeit
gefährden. Es empfahl sich daher, ihn als Be-
krönung des nnteren Teiles zu behaudeln, welche
 
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